Eine neue Mitte für Trier

Trier · Es war der spektakulärste Immobiliendeal des Jahres in der Altstadt: Die Trierer Unternehmer Gregor Gilbers (43) und Jens Baasch (30) haben die ehemalige Hauptpost gekauft. Und Großes damit vor: Bis 2013 soll auf dem Areal zwischen Fleisch- und Metzelstraße "Triers neue Mitte" entstehen.

Die Inspiration haben sich die Chefs der Unternehmensgruppe Gilbers & Baasch ganz offenkundig in Berlin geholt. Ihre neue Errungenschaft, die ehemalige Hauptpost, wollen sie zu "Triers neuer Mitte", so der Projekt-Arbeitstitel, entwickeln. Und als ein Vorbild dienen die Hackeschen Höfe, das größte geschlossene Hof areal Deutschlands in Berlin-Mitte. "Das hat nichts mit Übertreibung zu tun", erklärt Gregor Gilbers, "aber mit den großen Möglichkeiten, die das Postgelände bietet".

Die Eckdaten sprechen für sich. Die im Kern zwischen 1879 und 1882 erbaute ehemalige kaiserliche Oberpostdirektion liegt zwischen der 1a-Lage Fleischstraße/Kornmarkt und im rückwärtigen Teil an der Metzelstraße. Auf einer Grundstücksfläche von 6100 Quadratmetern gliedert sich der Komplex in sechs Gebäudeteile mit drei Innenhöfen. Bruttogeschossfläche: 17 000 Quadratmeter - 2000 Quadratmeter mehr als die Verkaufsflächen der benachbarten Trier-Galerie.

Seit dem Umzug der Postfiliale im September in die Simeonstraße steht der Komplex leer. Das noch von Vorbesitzer Telekom entwickelte Umnutzungskonzept mit einem Drei- oder Vier-Sterne-Hotel auf mehr als 9000 Quadratmetern als Hauptnutzer verfolgen Gilbers und Baasch jedoch nicht. Sie streben laut Jens Baasch "einen Mix aus Einzelhandel, Büro und Wohnen" an und verfolgen derzeit mehrere Konzepte, von denen zwei die größten Realisierungschancen haben dürften.

Bei der Variante à la Hackesche Höfe ist Kleinteiligkeit Trumpf: Läden mit höchstens 300 Quadratmetern auf mehreren Etagen, Cafés und Bistros in den Innenhöfen. Die Alternative dazu wäre ein großer "Schlüsselmieter", der sich auf 3000 Quadratmetern ausbreitet. Anfragen gebe es reichlich, insbesondere aus den Bereichen Textil, Sport, Wohnaccessoires sowie von Landesbehörden. So wie es auch reichlich Interessenten an der Gesamtimmobilie gab. Nach TV-Informationen waren zum Schluss fünf Bieter im Rennen, davon einer aus Übersee.

Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani zeigt sich froh, dass die Telekom an Trierer verkauft hat, "die sich der Bedeutung des Ortes bewusst sind und die direkte, konstruktive Zusammenarbeit mit uns suchen". Jedenfalls gab es bei den ersten Gesprächen zwischen Gilbers/Baasch und der Stadt laut Baudezernentin "sehr viel Konsens, der mich sehr zuversichtlich macht, dass eine innerstädtische Schlüsselimmobilie zum Wohle Triers wiederbelebt werden kann".

Das nächste Abstimmungsgespräch mit der Stadt ist für Januar geplant. Bis dahin wollen Gilbers und Baasch "die Anfragen sondieren und uns dann für ein Konzept entscheiden". Parallel dazu suchen sie europaweit nach einem Architekten, der Erfahrung im Umgang mit denkmalgeschützten Gebäuden hat und ihre Vorstellungen umsetzen soll. Bis 2013, so hoffen die neuen Hauptpost-Inhaber, soll "Triers neue Mitte" komplett unter Dach und Fach sein. Zum Gesamt-Investitionsvolumen wollen sich beide nicht äußern; "auch, weil noch nicht klar ist, in welchem Umfang Um- oder Neubaumaßnahmen nötig werden". Es dürfte aber im deutlichen zweistelligen Millionenbereich liegen. ExtraGilbers & Baasch: Die Unternehmensgruppe Gilbers & Baasch (Trier, Bruchhausenstraße 23) wurde 1995 gegründet. Der Immobiliendienstleister mit derzeit neun Mitarbeitern ist in Deutschland und Luxemburg tätig und verwaltet ein Portfolio in zweistelliger Millionenhöhe. Geschäftsführer sind die beiden Trierer Gregor Gilbers (43) und Jens Baasch (30), der Anfang 2010 die Geschäftsleitung von seinem Vater und Firmenmitbegründer Klaus Baasch (64) übernommen hat. (rm.)

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