Eine nicht ungefährliche Mission

TRIER. Vier junge Trierer, darunter drei Studierende, werden in den kommenden Monaten als Menschenrechts-Beobachter nach Mexiko reisen. Durch ihre Anwesenheit sollen Übergriffe vermieden werden. Sie wollen einen Beitrag zur zivilen Konfliktbearbeitung und konstruktiven Friedensarbeit leisten.

Der Rucksack platzt fast aus allen Nähten. Nun packt Markus noch Sonnencreme, ein Medikament gegen Durchfall, sein Moskitonetz und zum Schluss noch ein Empfehlungsschreiben dazu. Denn Markus startet nicht in einen gewöhnlichen Sonnen-Urlaub. Das Empfehlungsschreiben wird ihm in seinem "Reiseland" Mexiko helfen, von der dortigen Menschenrechts-Organisation als Menschenrechts-Beobachter anerkannt zu werden. Seit fast zehn Jahren gibt es in Mexiko im südöstlichen Bundesstaat Chiapas, wo die meiste indigene, also einheimische, Bevölkerung lebt, Menschenrechts-Verletzungen.Kampf gegen Billig-Produkte aus den USA

Seitdem die Chiapas 1994 gegen die Öffnung des mexikanischen Marktes für billige Agrarprodukte aus den USA protestierten, reagiert die mexikanische Regierung mit einem "Krieg niederer Intensität" gegen sie. Einschüchterungen, Morddrohungen, Vertreibungen, Vernichtung von Ernten oder Personenkontrollen sind an der Tagesordnung. Der Nicht-Anerkennung ihrer Rechte setzen die Chiapas Selbstverwaltung entgegen. Johannes Plotzki nimmt einen Schluck von seinem Kaffee der Sorte "Café Libertad". Der genossenschaftliche Kleinbauern-Kaffee aus Chiapas ist seine tägliche Beziehung zu Mexiko. Bald jedoch wird der 28-jährige Geografie-Student den täglichen Aufstand der Chiapas hautnah erleben. Ende September will er vier Monate lang als Menschenrechts-Beobachter in den Dörfern der Chiapas leben. Er wurde von der deutschen Menschenrechts-Organisation Carea e.V. mit Sitz in Berlin auf diese Aufgabe vorbereitet. Bei den Wochenend-Seminaren traf er zu seiner Überraschung gleich drei Trierer, die sich zu dem gleichen Schritt entschlossen haben. Am Ende der Seminare erhielt jeder der vier ein Zertifikat, das ihm bei den mexikanischen Menschenrechts-Organisationen als Empfehlungsschreiben dient. Die Spanisch-Studentin Katrin Bauer wird Ende August in den Flieger nach Mexiko steigen, im nächsten Februar die 24-jährige Dana Strempen, die Spanisch und Ethnologie studiert. Für Katrin stehen Solidarität und Lernen an erster Stelle ihrer "Mission". Den Anfang hat allerdings Markus Pflüger, Referent für Friedensarbeit bei der Arbeitsgemeinschaft Frieden (AGF), gemacht. Er ist Mitte Juli privat, nicht dienstlich, und auf eigene Kosten nach Mexiko aufgebrochen. Jeweils zwei Wochen lang wird sich Markus in einer Gemeinde in Chiapas aufhalten und dort in einem zivilen Friedenscamp untergebracht sein. Die Menschenrechts-Situation dokumentiert er in einem Bericht. Wenn er nach zwei Monaten Mexiko wieder verlässt, will Markus Anregungen für die politische Arbeit in Deutschland mit im Gepäck haben. Die vier Trierer treten mit ihrem Projekt in die Fußstapfen von Felix Koltermann aus Thalfang. Er ging vor zwei Jahren als Menschenrechts-Beobachter nach Mexiko und arbeitet heute für die Menschenrechts-Organisation Carea. Zwar hat Dana ab und an ein "mulmiges Gefühl", denn sie weiß, dass in Mexiko unbekannte Situationen auf sie zukommen und Gefahren auf sie lauern können. Doch sie fühlt sich geschützt durch ihren "Unterstützerkreis", der wie bei den anderen Menschenrechts-Beobachtern aus Bekannten und Freunden besteht.Dana setzt auf den "Unterstützerkreis”

Dana informiert sie über die Geschehnisse. Sollte sie in Schwierigkeiten geraten, wird das durch den Protest ihres Unterstützerkreises öffentlich. Denn nur wenn hinter jedem Menschenrechts-Beobachter möglichst viele weitere Personen stehen, die an den Geschehnissen Anteil nehmen, macht die Anwesenheit der Trierer Menschenrechts-Beobachter in den zivilen Friedenscamps in Chiapas erst Sinn. Infos: http://buko.info/carea, Kontakt: Katrin Bauer, Telefon 0162/542 50 83.

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