Eine "unendliche Geschichte"

Vor sieben Jahren hatte er Kirchenasyl in Schweich; vor drei Jahren sorgte er für einen Polizei-Großeinsatz, als er sich in Olewig auf dem Dach seines Wohnhauses verschanzt hatte. Nun ist der gebürtige Angolaner Roberto Lembe in den Hungerstreik getreten, um für seine Einbürgerung und Opferentschädigung zu kämpfen.

 Roberto Lembe zeigt Fotos, auf denen er in Bonn für die Einheit des kongolesischen Volkes demonstriert hat. Mit einem Hungerstreik will er nun seine Einbürgerung erreichen. TV-Foto: Dorothee Quaré-Odenthal

Roberto Lembe zeigt Fotos, auf denen er in Bonn für die Einheit des kongolesischen Volkes demonstriert hat. Mit einem Hungerstreik will er nun seine Einbürgerung erreichen. TV-Foto: Dorothee Quaré-Odenthal

Trier-Nord. Entschlossen sitzt Roberto Lembe auf seinem kleinen Sofa in dem spärlich eingerichteten Raum. "Hungerstreik", verkündet ein Zettel an der Haustür. "Ich will mein Recht", sagt der Fünfzigjährige. Vor achtzehn Jahren sei er als politisch Verfolgter aus Angola - ehemals Portugiesisch Kongo - nach Deutschland gekommen. Nun kämpfe er um die Einbürgerung - und um Opferentschädigungsgeld.Arbeit als Bauhelfer gefunden

Er sei zunächst in Frankfurt gewesen, dann habe er in Manderscheid und Wittlich gelebt. Dort habe er eine Arbeit als Bauhelfer gefunden, die ihm jedoch nach kurzer Zeit wieder entzogen worden sei, "damit man mir meinen Aufenthalt wegnehmen kann". "Der Chef kam mich nicht abholen wie sonst, und als ich ihn später anrief, sagte er nur, er werde mich anrufen." Roberto Lembe ist überzeugt, der damals in Wittlich für Asylbewerber zuständige Mann - heute in leitender Position bei der Arbeitsagentur - habe ihn loswerden wollen. "Der war mit meinem Chef befreundet", ergänzt er.Dieser Mann habe dann auch seine Ausweisung veranlasst: "Von sieben Polizisten mit einem Hund bin ich vor den Augen meiner Kinder geschlagen und getreten worden", berichtet Roberto Lembe weiter und schildert in allen Details, was am 19. September 1997 um sieben Uhr morgens in Wittlich geschehen sei, als er - ohne seine afrikanische Frau und die drei Kinder - abgeschoben werden sollte. "Die Kleine floh unters Bett - die Kinder sind seitdem traumatisiert und ich wurde krank." Bereits im Flugzeug nach Angola, sei er von Pilot und Copilot wieder herausgeschickt worden: "Sie sagten: Das geht nicht, dass der Mann bei uns im Flugzeug stirbt." In Wittlich wurde ihm von Dr. Paul Claaßen Pollenallergie und Asthmaanfälle bescheinigt. Außerdem sei er Diabetiker, sagt Roberto Lembe. Auf seinem Fenstersims stehen einige Medikamente, die er trotz des Hungerstreiks einnimmt."Ich habe ihn vor sieben Jahren kennengelernt, damals bekam er Kirchenasyl in der Schweicher Gemeinde", berichtet Brigitte Maibaum, Ausländerbeauftragte des Evangelischen Kirchenkreises Trier und seit 25 Jahren in der Flüchtlingsarbeit tätig. Er habe dann mit seiner Familie nach Trier ziehen können. Zur Ruhe kam die Familie nicht: Im Jahr 2005 hielt Lembe, der offenbar psychische Probleme hatte, seinen jüngsten Sohn in der Wohnung fest und kletterte, nachdem das Kind von der Polizei befreit worden war, auf das Dach seines Wohnhauses in Olewig. Ihr sei es gelungen, ihn zum Aufgeben zu überreden, berichtet Brigitte Maibaum. "Sehr viele Menschen haben sich für Roberto Lembe und seine Familie eingesetzt", betont sie. Auch heute noch bemühe sie sich, mit ihm in Kontakt zu bleiben.Lembes Frau habe sich vor etwa zwei Jahren mit ihren vier Kindern von ihm getrennt und sei ins Ruhrgebiet gezogen. Dies bestätigt Ralf Frühauf, Pressesprecher der Stadt Trier. "Im März dieses Jahres sollte er eine befristete Aufenthaltsgenehmigung aus humanitären Gründen bekommen", berichtet er. "Er hat sich allerdings mehrfach geweigert, sie anzunehmen." Aufgrund der Fakten- und Gesetzeslage sei eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung nicht möglich: "Das ist Landes- und Bundesrecht."Man nehme seine Ankündigung ernst und wolle regelmäßig nach ihm sehen. "Wir hoffen, dass er bereit ist, die von uns angebotenen Hilfen in Anspruch zu nehmen", sagt Frühauf.Roberto Lembe würde gern aus Trier wegziehen: "Ich habe Freunde in Düsseldorf und Bochum", sagt der überzeugte Christ. In der evangelischen Gemeinde in Bochum wolle er sich gern ehrenamtlich engagieren. Auch seine Heimat würde er gern einmal wiedersehen - als Deutscher: "Ich bleibe hier, bis ich eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung bekomme", betont Roberto Lembe. "Ich bin stolz, ein schwarzer Deutscher zu sein!"

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