Einflussreich und eigenwillig

TRIER. (rm.) Trier trauert um Robert Zingen: Der frühere CDU-Politiker ist im Alter von 77 Jahren gestorben. Zingen zählte in den 70er- und 80er-Jahren zu den einflussreichsten Politikern Triers und war im positiven Sinne ein eigenwilliger Typ.

Der "stolze Nicht-Akademiker", wie er sich gerne selbst bezeichnete, hatte Maschinenschlosser im Bahn-Ausbesserungswerk Trier-West gelernt und "nie an einer Politiker-Karriere gebastelt". 1969 zog er in den Stadtrat ein, avancierte 1975 zum Vorsitzenden der CDU-Fraktion und prägte die Stadt-Politik wie nur wenige andere. Mit vier Oberbürgermeistern (Harnisch, Wagner, Zimmermann, Schröer) arbeitete Zingen zusammen, die drei Letztgenannten hievte maßgeblich er ins Amt. Auch in Mainz mischte der Mann aus Ehrang kräftig mit. 1970/71 und von 1974 bis 1987 gehörte er dem Landtag an und war, nebst vielen anderen Funktionen, der erste umweltpolitische Sprecher der CDU. Nichtsdestotrotz: Seine besten Freunde in der Politik hatte er laut eigenem Bekunden "- abgesehen von meinem großen Mentor Heinrich Holkenbrink - in der SPD". Obwohl Arbeitnehmer reinsten Wassers und engagierter Bahn-Gewerkschafter, kam für Zingen ein rotes Parteibuch nie in Frage: "Ich bin seit 1966 Christdemokrat und habe das nie bereut." Ebenfalls frei von eigenem Bedauern entschloss sich Zingen "rechtzeitig" für den Ausstieg aus der aktiven Politik. 1988 läutete er den Generationswechsel ein, gab den Fraktionsvorsitz an seinen Kronprinzen Christoph Böhr (damals 34) ab und trat bei der Kommunalwahl 1989 nicht mehr an. Fortan übte er "gesunde Distanz" zur Politik und unterschied sich damit von vielen anderen verdienten Altvorderen: "Ich muss nicht mehr überall hinrennen, um zu zeigen, dass ich früher vielleicht einmal wichtig war", sagte er einmal. In seinen letzten Lebensjahren widmete sich Robert Zingen seiner Familie ("Ich bin unbändig stolz auf meine Enkelinnen Julia und Katharina") und der Aufarbeitung der Geschichte Ehrangs. So zählte er zu den Mitgründern und Aktivposten des Vereins Ehranger Heimat. Das Sterbeamt ist morgen, 13 Uhr, in der Pfarrkirche St. Peter; anschließend Trauerfeier auf dem Waldfriedhof Ehrang.

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