Einladung in Teufels Küche

Trier · Wie kann man eine Gurke zum Glühen bringen? Die Antwort lieferten die Auszubildenden der Schule für pharmazeutisch-technische Assistenten in Mariahof. In der langen Nacht der Pharmazie bereiten Schüler und Lehrer chemische Experimente für ihre Gäste vor.

 Die Auszubildende Kathrin Hecht zeigt den Besuchern, wie man Lippenbalsam selbst herstellen kann. TV-Foto: Christian Altmayer

Die Auszubildende Kathrin Hecht zeigt den Besuchern, wie man Lippenbalsam selbst herstellen kann. TV-Foto: Christian Altmayer

Foto: Christian Altmayer (cha) ("TV-Upload Altmayer"

Trier. Eine junge Frau stülpt sich Plastikhandschuhe über die Finger. Dann rückt sie ihre Schutzbrille zurecht. Sicherheitskleidung ist im Labor Pflicht. Sie tauscht einen Blick mit ihrer Lehrerin. Inzwischen umringt sie eine Traube von Kindern. Die beiden Frauen nicken sich zu - ein stummes Kommando. Dann schütten sie durchsichtige Flüssigkeiten aus zwei Reagenzgläsern in einen Glaszylinder. Die Chemikalien vermischen sich.
Plötzlich steigt eine Schaumfontäne aus dem Gefäß. Die Kinder schrecken zurück, die beiden Frauen lachen. "Das ist Elefantenzahnpasta", erklärt die Lehrerin und zeigt auf den gelbweißen Schaum.
Experimente dieser Art sind im Labor der Trierer Schule für pharmazeutisch-technische Assistenten (kurz PTA) nicht an der Tagesordnung. Normalerweise werden hier Arzneimittel untersucht oder hergestellt. Doch heute Abend brodelt und köchelt es in allen Ecken des Raumes wie in einer Hexenküche. Der strenge Geruch von Ammoniak liegt in der Luft.
Anlass des "Budenzaubers" ist das 25-jährige Bestehen der Schule auf dem Wolfsberg. 1990 zog sie aus dem alten Bau in Kürenz nach Mariahof um. Seit Ende der 60er ist sie die einzige staatliche und damit gebührenfreie Ausbildungsstätte für pharmazeutische Assistenten in Rheinland-Pfalz.
Auch Kathrin Hecht ist eine der Auszubildenden. Sie zeigt den Besuchern der "langen Nacht der Pharmazie", wie man aus Bienenwachs, Kakaobutter und Mandelöl einen Lippenbalsam herstellen kann. "Ich freue mich schon seit Wochen auf diese Feier", sagt sie. Vier Wochen lang habe die Planung des Jubiläumsfestes gedauert. Schüler und Kollegium haben gleichermaßen an der Vorbereitung mitgewirkt. Neben chemischen Experimenten stehen auch Filme und Vorträge auf dem Programm.
Während die Gäste durch das Gebäude wandern, huschen Auszubildende in weißen Kitteln durch die Gänge. Sie hantieren mit Reagenzgläsern und Messkolben. In einer Vitrine im Labor wurde eine saure Gurke zwischen zwei elektrische Leiter gesteckt. Eine junge Frau schaltet den Strom ein, und das eingelegte Gemüse beginnt, zu glühen.
"Das ist das Natrium im Salz", erklärt sie. Das Experiment muss sie so oft vorführen, dass das Gurkenglas schon nach einer Stunde leer ist. Aber es gibt ja noch mehr zu sehen. Kupfermünzen werden nach einem kurzen Bad im Zinkbecken silbern. Hält man die Groschen dann unter einen Bunsenbrenner bekommen sie eine goldene Farbe.
Mit dem Berufsalltag einer pharmazeutischen Assistentin haben diese Experimente nichts zu tun. Über Chemie müssen die Schülerinnen der Gesundheitsfachschule aber eine ganze Menge wissen. Die Ausbildung gilt als anspruchsvoll. Kathrin Hecht ist froh, dass sie es bald geschafft hat. Nach ihrem Abschluss will sie sich aber erstmal nicht in einer Apotheke niederlassen. Sie plant, sich für ein Pharmaziestudium einzuschreiben.Extra

Arzneimittelkunde, Chemie, Botanik und Gesetzeskunde - all das und mehr steht auf dem Lehrplan für pharmazeutisch-technische Assistenten. Viel zu viel Stoff für zwei Jahre, sagen Experten. In der Zukunft soll die Ausbildung deshalb auch um ein Jahr verlängert werden. Die Lehre soll die Azubis für die Arbeit in Apotheken, Krankenhäusern oder in der Industrie qualifizieren. Sie überprüfen die Zusammensetzung von Medikamenten und stellen sie selbst her. Außerdem beraten sie Patienten bei der Einnahme von Arzneimitteln. Sie assistieren Apothekern, sind aber viel mehr als Hilfskräfte, denn sie tragen eine enorme Verantwortung. Jährlich absolvieren im Durchschnitt 40 Jugendliche die umfangreiche Ausbildung in Trier. Unter ihnen sind höchstens eine Handvoll Männer. cha

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