"Einmalige Chance für die Stadt"

TRIER. (DiL) Überraschende Perspektive für ein fast schon abgeschriebenes Projekt: Der Umbau des Städtischen Museums Simeonstift rückt trotz klammer Finanzlage in den Bereich des Möglichen. Die Konstantin-Ausstellung steht dabei Pate.

Es ist fast auf den Tag genau zehn Jahre her, dass der Trierer Stadtrat einen Architektenwettbewerb für den Simeonstift-Ausbau beschloss. Trotz allerlei hämischer Kommentare und düsterer Prognosen für die Realisierung folgte der Rat mehrheitlich dem damaligen Kulturdezernenten Grabbe und seinem Argument, es könne nicht schaden, sich für die Zukunft zu rüsten.Das aufwändige Konzept, das ein Jahr später von der Fachjury zum Sieger gekürt wurde, setzte einen Schlusspunkt hinter die jahrzehntelange Debatte über den erbärmlichen Zustand des städtischen Museums. Allerdings nur auf dem Papier: Praktische Folgen waren nicht zu verzeichnen. Ein paar Jahre stand der Ausbau als symbolischer Merkposten in der mittelfristigen Finanzplanung, dann ließ man ihn unauffällig verschwinden. Hier und da wurde ein bisschen Kosmetik betrieben, ansonsten alterte der Bau in Tristesse vor sich hin.Bis vor ein paar Wochen die wissenschaftliche Kommission vorbei schaute, die die große Konstantin-Ausstellung im Jahr 2007 vorbereitet. Die Besichtigung durch die Koryphäen dürfte beachtlichen Unterhaltungswert gehabt haben - für die Freunde von Tragikomödien. Klima-Anlage, Diebstahlsicherung, Toiletten, behindertengerechter Zugang: Wo immer die Ausstellungs-Profis nachfragten, gab es auf Trierer Seite freundliches Kopfschütteln Marke "hamwernicht".Gut, dass die Professoren nicht auch noch die Fenster unter die Lupe nahmen, sonst hätten sie womöglich festgestellt, dass die potenziellen Leihgaben nur durch provisorische Klebestreifen vor Nässe und Zug geschützt sind.Informelles Fazit der Runde: In diesem Zustand kommt der Simeonstift, eines der vorgesehenen Herzstücke für die große Konstantin-Ausstellung, als Veranstaltungsort nicht in Frage. Eine Erkenntnis, die Oberbürgermeister Schröer und Kulturdezernent Holkenbrink nicht sonderlich verwundert haben dürfte, kennen sie doch den Zustand ihres Renommier-Museums im Schatten der Porta Nigra.Aber da gibt es ja auch noch die alten Grabbe-Pläne, irgendwo in den Schubladen von Baudezernent Dietze. Die ganz große Lösung mit einem Ausbau Richtung Simeonstiftplatz kommt nicht ernsthaft in Frage, wohl aber andere Bauabschnitte aus den Plänen des Architekten. Man wolle dabei "innerhalb des bisherigen Gebäuderahmens bleiben", sagt Holkenbrink.Konkrete Zahlen will der Dezernent nicht nennen. Mit einem Kostenaufwand von 7 bis 8 Millionen Euro, so schätzen Experten, könne der Laden ordentlich instand gesetzt und die Voraussetzungen für größere Ausstellungen geschaffen werden. Zudem ermöglicht der Umbau, das Restaurant umzulagern, zu verkleinern und damit mehr Platz für Exponate zu schaffen.Was die Finanzierung angeht, gibt es offenbar hoffnungsvolle Töne aus Mainz. Weil die Konstantin-Ausstellung eine Landesangelegenheit ist, könnte die Landesregierung einen beachtlichen Teil der Kosten übernehmen. Zudem hegt der Landesbetrieb Burgen, Schlösser, Altertümer seit langem den Wunsch, den miserablen Eingangsbereich der Porta Nigra den modernen Erfordernissen anzupassen. Ein gemeinsamer, neu gestalteter Zugang für Porta und Museum könnte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.Optimisten hoffen, die Mainzer würden bis zu 75 Prozent zum Gesamt-Budget beitragen. Aber selbst dann bliebe noch eine Millionen-Summe für den schwächelnden Stadtsäckel. Schröer und Holkenbrink sprechen von einer "einmaligen Chance für die Stadt", weisen aber unisono darauf hin, dass die Entscheidung letztlich beim Stadtrat liegt.Aber auch die Aufsichtsbehörde ADD spielt eine gewichtige Rolle. Müsste die Stadt die Investition für das Museum im Rahmen des normalen Kreditlimits finanzieren, ginge sie zu Lasten anderer Projekte, zum Beispiel Schulrenovierung. Schwer vorstellbar, dass der Rat da mitmacht. Aber ADD-Chef Josef Peter Mertes könnte angesichts der landesweiten Bedeutung des Vorhabens auch eine Sonderregelung genehmigen. Zahlen müsste die Stadt dann natürlich trotzdem, dürfte aber dafür zusätzliches Geld aufnehmen - was, logischerweise, die Schuldenlast erhöht. Eine heftige Grundsatzdebatte in der letzten Stadtratssitzung vor der Kommunalwahl scheint programmiert.

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