Einparken und plaudern

TRIER. Sein Geschäft hat nichts mit der Anonymität eines Parkhauses gemein. Bei Horst Steils ist mindestens ein freundliches Wort drin, wenn nicht gar ein ausgewachsenes Schwätzchen. Außerdem gehört zum Service auf seinem Parkplatz in der Karl-Marx-Straße die Anleitung zum Ein- und Ausparken.

"Fahr' da vorn rechts rein", sagt Horst Steils vertraut zu einer Autofahrerin aus Bitburg. Die nimmt das "Du" lächelnd hin und tut, wie ihr geheißen. Dann erhält sie von dem freundlichen Herrn mit bayerischem Filzhut den "Parkschein": einen einfachen Zettel, auf den Steils die Uhrzeit notiert hat. "Das ist bei uns noch Handarbeit", scherzt der Parkplatzpächter. Bekannte Persönlichkeiten wie Rainer Holbe, Hugo Egon Balder, Guildo Horn und Karl Haehser haben schon ihren Wagen auf dem Parkplatz in der Karl-Marx-Straße abgestellt und sich mit ihm gut unterhalten. "Auch Bischof Spital kam mit seinem Alfa ", berichtet der 64-Jährige. Der Besuch des Oberhirten ist ihm besonders in Erinnerung geblieben, hatte der doch sogar eine ganze Platte Kuchen zum Kaffee spendiert. Ansonsten sind ihm aber alle Kunden gleich lieb und teuer.Viele kommen regelmäßig

Der Umgang mit Menschen macht für Steils den Reiz seiner Arbeit aus. Viele Kunden kommen regelmäßig, auch aus den Niederlanden und Luxemburg, stellen ihren Wagen ab und halten ein Schwätzchen mit ihm. Die Stammkunden vermissten ihn auch, als er längere Zeit krank war. Da musste Ehefrau Else einspringen und zahlreiche Nachfragen nach dem Gesundheitszustand ihres Gatten beantworten. Der über 1,80 Meter große Mann mit der gesunden Gesichtsfarbe hat nämlich zu hohen Blutdruck. Gehörte bis vor kurzem noch - neben dem Filzhut - die brennende Zigarette zu seinem Markenzeichen, so ist der Glimmstengel nun tabu. "Absolutes Rauchverbot am Arbeitsplatz" - die Schlagzeile aus einer Boulevardzeitung hat er sich an die Wand seiner Hütte gepinnt. In dem quadratischen Holzhäuschen mit Rundumblick sitzt er, hört Radio und wartet auf Kundschaft. "Das Geschäft ist nicht mehr so, wie es mal war", findet Ehefrau Else, die die Währungsumstellung dafür verantwortlich macht. "Immer nur klagen, das bringt uns auch nicht weiter, schließlich ist die Gesundheit der größte Reichtum", findet Steils einfach. Auf dem Parkplatz gebe es immer was zu lachen, und es gehe gemütlich zu. Das Ehepaar erinnert sich noch an eine Autofahrerin, die trotz Einweisung beim Ausparken die Holzhütte in Mitleidenschaft zog. Der etwas unebene Parkplatz, auf dem 40 Fahrzeuge Platz finden, fordert schon eine gewisse Manövrierfähigkeit des Autofahrers. Daher geben die Steils ja Schützenhilfe, was auch nicht immer fruchtet, wie das Beispiel zeigt. Zur Erklärung für ihr Missgeschick sagte die Autofahrerin schließlich: "Ich hab das Häuschen nicht gesehen", erzählen die Steils lachend. Ansonsten gab es noch nie Blechschäden oder sonstige Probleme. Als Steils 1987 Pächter des Parkplatzes wurde, kostete die Stunde Parken noch eine Mark. Mittlerweile nimmt er einen Euro pro Stunde. Bei ihm gibt es aber kein Nachlösen, wenn die Parkzeit mal geringfügig überschritten wird. "Da sind wir nicht kleinlich", versichert der Trierer, der eine Schwäche für die Eintracht hat und fürBayern. Der letzte Urlaub wurde denn auch in dem südlichen Bundesland verbracht. "Das war allerdings 1998", berichtet die Ehefrau, denn Betriebsferien gibt es nicht. Bald wird Horst Steils die Rente beantragen, denn im Dezember wird er 65 Jahre alt. Doch seine Kundschaft muss auf seine Dienste auch künftig nicht verzichten. Denn er will seinen Parkplatz und seine Kunden weiterhin betreuen - immer vorausgesetzt, dass die Gesundheit mitspielt.

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