Einst Garnison – heute Heimatstadt

TRIER. Die Franzosen, die nicht nach Frankreich zurückkehren, fühlen sich Trier eng verbunden. Einige von ihnen möchten eine aktive Rolle im Leben der Stadt spielen, was sie seit dem 1. Januar 1996 als EU-Bürger tun können. Nach dem kommunalen Gesetz von Rheinland-Pfalz können sie in den Kommunen wählen und gewählt werden.

Seit vier Jahren ist der ehemalige französische Offizier Thiebaut Puel Mitglied bei der SPD. "In der Politik soll der Mensch im Mittelpunkt stehen. Und in der Kommunalpolitik siehst du direkt, ob eine Entscheidung Erfolg oder Misserfolg ist, was auch die Arbeit so aufregend macht", das sind die Worte, die Thiebaut Puel gerne wiederholt. Als er noch bei der französischen Armee war, zeigte er dort sein Engagement. Seit 16 Jahren im Karnevalsverein

Er war Verbindungsoffizier zwischen seinem Regiment und dem Partnerstadtteil Ehrang. Daraus entstand seine Vorliebe für diesen Stadtteil. Seit 16 Jahren ist er Mitglied beim Karnevalsverein "Rot-Weiß-Ehrung", und seit 13 Jahren wohnt Familie Puel in Ehrang. Vor zwei Jahren wurde er zum Ersten Vorsitzenden gewählt. "Wir möchten die Menschen zum Lachen bringen", sagt der Wahltrierer Thiebaut Puel. Vor fast 40 Jahren war Thiebaut Puel nach der Beendigung der Militärschule in Frankreich nach Trier versetzt worden. In Trier war damals die nach Paris zweitgrößte französische Garnison stationiert. Es war eine Stadt innerhalb der Stadt: französische Geschäfte, Kasernen, Kindergärten, Schulen, ein Kino und ein Casino. Viele Trierer können sich noch an diese Zeit erinnern. Der junge Unteroffizier interessierte sich aber von Anfang an für das Leben außerhalb der französischen Kasernen. Thiebaut Puel lernte die Stadt durch die Menschen und das Geschehen auf der Straße kennen. Er kann sich noch gut daran erinnern, wie Oberleitungsbusse zum Stadtbild gehörten und ebenso an den durch die heutige Fußgängerzone führenden Kraftfahrzeugverkehr. Viele große Kaufhäuser, die uns heute als Selbstverständlichkeit erscheinen, waren noch nicht in der Stadt etabliert. Auf dem heutigen Karstadtgrundstück befand sich zu jener Zeit der Tanzcafé "Astoria". Eine der ersten Stationen, die der junge französische Unteroffizier besucht hat. Dort lernte Thiebaut seine zukünftige Frau Helga kennen. An der Militärschule hatte er Verwaltung und Logistik studiert. Dies half Thiebaut Puel, der mittlerweile zum Hauptmann befördert worden war, nach der Pensionierung 1992 weiter im Berufleben aktiv zu bleiben. Er arbeitet als Projektmanager bei einer Geschäftskette in Luxemburg. Seine Erinnerungen an das damalige Trier teilt auch Claudine Cornelius, die 1968 als Sportlehrerin im Auftrag des französischen Heeres nach Trier gekommen ist. Sie hatte gerade ihren deutschen Ehemann geheiratet. Hans-Jürgen Cornelius hatte sie bei einem Studentenaustausch in Mainz kennen gelernt. Die junge Französin war als Studienrätin beim französischen Gymnasium Lycée Ausone beschäftigt. Durch ihr Fach versuchte sie, französische Schüler ins Leben der Trierer Schulen zu integrieren. Die zierliche, aber sehr sportliche Frau organisierte das Training für "Jugend trainiert für Olympia" und auch für gemischte Mannschaften in verschiedenen Sportarten, darunter Volley-Ball und Laufen. Ihr Motto war: "Sport macht nicht nur gesund, sondern sorgt auch für die richtige Portion Zusammenhalt". Sie ging vorzeitig in Pension, um die Möglichkeit wahrzunehmen, sich den neuen Umständen nach dem Abzug der französischen Garnison anzupassen. Ihre Kinder waren zu dieser Zeit bereits aus dem Haus und gingen ihre eigenen Wege. Als berufstätige Mutter von vier Kindern musste sie schon früher sehr engagiert sein, um Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Sie wurde bei verschiedenen Vereinen aktiv: lernte Basteln, Bridge, Bilder rahmen, Kunst, Tennisspielen - sogar Sessel polstern kann die pfiffige Frau. Nachdem sie 1999 der CDU beigetreten war, war Claudine Cornelius insgesamt fünf Jahre lang im Stadtrat tätig und fungierte dort als bildungspolitische Sprecherin. Außerdem war sie zeitgleich stellvertretende Vorsitzende des Ausländerbeirats, wo sie nach Erhalt der deutschen Staatsangehörigkeit aufhören musste. Da sie nicht nur vier Kinder hat, sondern auch sechs Enkelkinder und gern ihre Zeit mit der Familie verbringt, hat sie sich aus dem aktiven politischen Leben zurückgezogen. Der Tag, an dem sie ihre deutsche Staatsangehörigkeit erhielt, war der 14. Juli, der französische Nationalfeiertag. "Ein gutes Zeichen!" lächelt die sympathische Frau, die sich als deutsch-französische Botschafterin betrachtet und sich weiterhin im Bereich deutsch-französische Städtepartnerschaft engagiert.

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