Einzelkämpfer für die Reformation

TRIER. "Caspar Olevian ist gleich aus mehreren Gründen der größte Trierer", sagt Christoph Pistorius, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises in Trier. "Unter anderem hat er, allem Widerstand zum Trotz, ein Drittel der Zünfte für seine Position, das reformatorische Gedankengut, gewonnen."

Ursprünglich war der evangelische Reformator gar kein Theologe: Der am 10. August 1536 in der Trierer Grabenstraße geborene Caspar "von der Olewig" studierte nach dem Besuch des Gymnasiums in Trier und nach dem Philosophie-Grundstudium in Paris Rechtswissenschaften in Orléans und Bourges. Der katholisch erzogene Sohn eines Bäckers hätte große Chancen auf eine Karriere als Rechtsgelehrter gehabt.Ein Unglück gibt den Anstoß

"Die Idee, sich doch der Theologie zuzuwenden, trug Caspar Olevian wohl schon länger in sich", sagt der Trierer Historiker Professor Gunther Franz. Schließlich seien ihm während des Studiums schon Anhänger des französischen Protestantismus begegnet. Den endgültigen Anstoß dazu gibt ein Unglück im Juli 1556: Der junge Pfalzgraf Hermann Ludwig stürzt bei einem Bootsausflug ins Wasser. Bei dem Versuch, ihm zu helfen, kommt Caspar selbst fast ums Leben. In Todesangst gelobt er, den Mitbürgern in der Heimat das Evangelium zu verkünden. So geht der Doktor des Zivilrechts 1557 erst nach Trier zurück, wo er die Bekanntschaft des evangelisch gesinnten Bürgermeisters Johann Steuß macht, und begibt sich dann nach Genf, wo er dem Reformator Calvin begegnet. In Genf, Zürich und Lausanne erhält Olevian seine theologische Ausbildung. Calvin vermittelt den 23-Jährigen 1559 nach Trier, wo er in philosophischen Disziplinen unterrichtet. Doch Olevians Hauptanliegen ist die Verbreitung der reformatorischen Lehre, auch im katholischen Trier. Als er am 10. August 1559 in der Burse, einem Studentenhaus in der Dietrichstraße, predigt, schreitet die bischöfliche Behörde gegen ihn ein. Caspar Olevian darf nur noch in der Kapelle des St. Jakobsspitals predigen, hat aber auch dort immer mehr Zulauf. Es gibt erste evangelische Gemeindebildungen in der Stadt, die Zünfte schlagen sich teilweise auf Olevians Seite, und es kommt zu einem vom Stadtrat geförderten Reformationsversuch.In Trier kein Recht auf freie Religionsausübung

Der Erzbischof und Kurfürst Johann von der Leyen als Landesherr unterdrückt diese Versuche. Weil Trier keine freie Reichsstadt ist, gibt es auch kein Recht auf freie Religionsausübung. Im Oktober wird Olevian verhaftet. Erst, als sechs evangelische Fürsten nach Trier reisen und seine Freilassung fordern, wird die Anklageschrift aufgehoben. Im Januar 1560 wird Olevian nach Heidelberg ausgewiesen, in die damalige Hauptstadt der reformierten Pfalz. Dort wird er Professor der Dogmatik an der Universität, Doktor der Theologie und Mitverfasser des Heidelberger Katechismus. Außerdem arbeitet er an der Kirchenordnung der Kurpfalz mit. 1584 wird Olevian führender Theologe der neu gegründeten Hohen Schule in Herborn. 1586 leitet er die Herborner Generalsynode, wo die reformierten Kirchen von Nassau-Dillenburg, Wittgenstein, Solms-Braunfels und Wied-Runkel sich zu einer überterritorialen Kirche zusammenschlossen. "Trier kann stolz sein auf die Glaubenstreue Olevians, der auch schmerzliche Konsequenzen wie Predigtverbot, Verhaftung und Ausweisung aus der Stadt auf sich nahm", sagt sein Pate Christoph Pistorius. Von Trier aus sei ein bedeutsamer Beitrag zur Geschichte der evangelischen Kirche in Deutschland geleistet worden. Mit seiner Frau Philippina von Metz, die er 1561 in Heidelberg kennen lernt, hat Caspar Olevian drei Kinder. Seine Familie ist dem engagierten Reformator stets wichtig. Davon zeugt auch, dass seine Mutter Anna neben ihm in Herborn begraben liegt. Caspar Olevian starb am 15. März 1587 in Herborn. Am Ende seines Lebens setzte er noch einmal ein Zeichen: "Certissimus sum - ich bin ganz sicher", sagte er auf dem Sterbebett auf die Frage, ob er glaube, dass sein Weg der richtige war. Friedlich schlief er ein - und das, obwohl die katholischen Gelehrten stets propagierten, ein Ketzer sterbe einen "grausamen Tod". Der gnädige Gott ist ein Herzstück der Lehre, die Olevian zeitlebens vertrat.

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