Trier. (kbb) Eigentlich hätten sie jetzt Deutschunterricht. Grammatik vielleicht oder Gedichtinterpretation. Dass deutsche Sprache aber auch ungleich interessanter sein kann, das zeigen nicht nur die gespannten Blicke der Sechstklässler am Trierer Hindenburg-Gymnasium. Vor ihnen hat Harald Martenstein Platz genommen - Kolumnist der "Zeit" und Redakteur des Berliner "Tagesspiegels". "Dass Lesen Spaß macht, ist eine Wahrheit. Es muss aber auch erlernt werden", ist Martenstein überzeugt. "Gruselgeschichten, sagte man, seien für Kinder nicht gut. Aber wenn sich Erwachsene dafür begeistern, kann es für Kinder auch nicht verkehrt sein", sagt der Autor, der in seinen eigenen Texten scheinbar alltägliche Themen ironisch aufs Korn nimmt und am Vortag sein neuestes Buch "Männer sind wie Pfirsiche" in der Trierer Buchhandlung "Interbook" vorstellte. Spannend lauschen die Kinder den Erzählungen über den jungen Georg, der seine mürrische Großmutter mit einem Zaubertrank aus Shampoo, Flohpulver und Gin zur Raison bringen will. Im Anschluss konnten die Kinder Fragen stellen - etwa nach ihrem Lieblingsautor oder nach goldenen Regeln für richtiges Vorlesen. "Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen, ein paar Stellen waren richtig eklig, dann aber auch wieder lustig", sagt die elfjährige Isa. "Er hat seine Stimme schön verändert, etwa wenn die alte Großmutter sprach, und hat sich toll in die Geschichte hineinversetzt", urteilt die zwölfjährige Christina. Auch am Friedrich-Spee-Gymnasium kam der Vorlesetag bei den Schülern gut an: Malte Blümke, Vorsitzender des Friedrich-Bödecker-Kreises - einem Verein zur Lese- und Literaturvermittlung - las im Leseclub vor 40 Schülern aus dem neuesten Harry-Potter-Band. Lieselotte Pies entführte die Kinder mit ihrem Roman "Marcus in Treveris" in die Welt der römischen Antike. Die Lesung war der Beginn einer langen Lesenacht, zu der die Schüler auch eigene Bücher mitbringen konnten.