Elektronischer Wächter im Bus

Die Stadtwerke Trier wollen Kameras in ihren Linienbussen einsetzen, um Straftäter abzuschrecken oder überführen zu können. Auslöser dieser Pläne ist der Angriff auf eine Zwölfjährige vor wenigen Tagen.

Trier. "Eine Überwachung unserer Busse mit Kameras könnte dazu beitragen, Zwischenfälle schneller aufzuklären und die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen", erklärt Frank Birkhäuer, Betriebsleiter der SWT Verkehrs-GmbH. Ein derartiger Zwischenfall hat Wut und Empörung in der Römerstadt ausgelöst: Ein zwölf Jahre altes Mädchen wurde Mitte Februar während der Fahrt in der Linie 83 von zwei Jungs angegriffen, geschlagen und sexuell belästigt. Niemand half ihr. Die Polizei hatte die Verdächtigen schnell, beide sind 14 (der TV berichtete mehrmals).

Übertragungskabel bereits installiert

Zwar sei es aus technischen und finanziellen Gründen unmöglich, sofort alle Busse der SWT mit Kameras auszustatten. Doch Betriebsleiter Birkhäuer kann sich vorstellen, mit den neuen Bussen einen ersten Schritt zu machen. "In den sieben Bussen, die wir 2007 gekauft haben, sind die Übertragungskabel bereits installiert."

Auch in den Fahrzeugen, die 2008 angeschafft werden, wird die entsprechende Infrastruktur serienmäßig mitgeliefert. Ende nächsten Jahres könne schon jeder dritte Bus ausgerüstet sein (volksfreund.de berichtete gestern Abend).

Die mit Kameras ausgestatteten Busse würden vorrangig im Abend- und Nachtverkehr eingesetzt werden. Birkhäuer: "Wir wollen mit dieser Aktion das subjektive Sicherheitsgefühl sowohl unserer Fahrgäste als auch der Fahrer erhöhen. Die abschreckende Wirkung schützt vor Übergriffen und bewahrt unsere Fahrzeuge vor Vandalismus."

Wenn der Alkohol reichlich fließt

Die Idee, die Sicherheit in den Bussen zu erhöhen, beschäftigt die SWT schon länger. "Hoher Alkoholkonsum in Feierlaune führte in der Vergangenheit vereinzelt dazu, dass Fahrgäste die Grundregeln guten Benehmens vergessen", berichtet Pressesprecher Carsten Grasmück. Die Installation von Sicherheits-Kameras sei in dieser Situation nur einer von mehreren Schritten. "Zukünftig wird insbesondere bei großen Festen die Personalpräsenz in den Bussen erhöht, außerdem wird es häufiger Kontrollen geben". Man könne nur hoffen, dass "die bösen Buben sich dadurch abschrecken lassen".

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Meinung

Nie weit von der Katastrophe weg

Trier ist nicht die Bronx. Eine Verteufelung der Römerstadt als Spielplatz der gewaltbereiten Kriminalität ist falsch und gefährlich. Doch es ist ebenso gefährlich, sich stets in völliger Sicherheit zu wähnen. Denn eine solche gibt es nicht. Nirgendwo. Das liegt nicht an den Eigenarten einer Stadt, der Anzahl ihrer Kneipen, dem Alkohol-Quotienten der dort ausgeschenkten Cocktails oder anderen Attributen, sondern an der völligen Unberechenbarkeit der Spezies Mensch. Eine scheinbar harmlose und alltägliche Situation kann in Sekunden zu einer aus Sicht des oder der Betroffenen absoluten Katastrophe werden. Manche Menschen werden zu Auslösern, andere zu Opfern solcher Katastrophen. Video-Überwachung hat sich in zahllosen U-Bahnen der großen Metropolen von New York bis London als effektives Mittel gegen Überfälle, Vandalismus und jede Form von Gewalt bewährt. Wer jetzt vorschnell schreit "Ich will im Bus aber nicht gefilmt werden", der sollte genau daran denken. Und auch daran, welche Angst die Zwölfjährige wohl hatte, obwohl sie im fahrenden Bus von Menschen umgeben war, die ihr jederzeit hätten helfen können. j.pistorius@volksfreund.de

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