Eltern melden sich zu Wort

Mit einer ausführlichen Stellungnahme hat sich die Arbeitsgemeinschaft der Elternbeiräte an den Trierer Grundschulen in die Debatte um die Schulentwicklung eingeschaltet. Sie begrüßt manche Ansätze des Konzepts, vermisst aber eine "hinreichende Berücksichtigung pädagogischer Überlegungen".

Trier. Elternvertreter von 20 der 23 städtischen Grundschulen haben das Papier unterzeichnet. Sie loben den Versuch, die realen Kosten für den Schul-Betrieb erstmals zu ermitteln und den Sanierungs-Stau konkret zu beziffern. Positiv werden auch die angestrebte stärkere Vernetzung der Grundschulen und die Verbesserung der individuellen Förderung der Kinder bewertet.

Es sei bedauerlich, sagt Sprecherin Jutta Albrecht, dass sich die öffentliche Diskussion "auf die Schließungs-Frage verengt hat". Es würden "zu wenig pädagogische Überlegungen angestellt". Freilich beschäftigt sich auch die Eltern-Stellungnahme vor allem mit möglichen Grundschul-Schließungen, denen die AG ablehnend gegenübersteht. Man äußert den Verdacht, dass nicht das Wohl der Kinder im Mittelpunkt steht. Finanzielle Erwägungen hätten "einen höheren Stellenwert, wenn nicht gar den wichtigsten", heißt es in der Stellungnahme.

Für den Erhalt aller Grundschulen sprechen nach Ansicht der Unterzeichner die "enge Verzahnung mit den Kindergärten, die eine räumliche Nähe voraussetzt". Auch das Eingebundensein der Schule in den Stadtteilen sei wichtig, "vor allem in sozialen Brennpunkten". Kleine Strukturen sorgten für ein Gefühl der Geborgenheit. Statt Grundschulen zu schließen, sei es sinnvoller, sie in Ganztagsschulen umzufunktionieren.

Was die neuen "Grundschulverbünde" angeht, ein Herzstück des Konzepts mit jeweils mehreren Schulen in einer organisatorischen Einheit, sehen die Eltern Licht und Schatten. Den Synergieeffekten stehen sie "prinzipiell positiv gegenüber", ebenso wie der engeren pädagogischen Vernetzung. Skeptisch bleibt man gegenüber einer "zu frühen Spezialisierung". Und statt der vorgesehenen Verwaltungsdirektoren seien mehr Sekretärinnenstellen sinnvoll.

Unterzeichner fordern konkreten Zeitplan



Die im Konzept vorgesehenen Verbesserungen wie eine niedrigere Klassenmesszahl stoßen auf Zustimmung, aber wenig Vertrauen. "Da hat die Stadt doch gar keinen Einfluss drauf, das entscheidet doch das Land", sagt Johannes Mock (GS Matthias). Mit ähnlicher Vorsicht behandeln die Elternvertreter die Aussage, mögliche Verkaufs-Erlöse oder Kosten-Einsparungen dürften ausschließlich der Schullandschaft zugute kommen. Das sei "ohne vorherige Genehmigung durch die ADD schlichtweg eine Irreführung".

Was die AG will, macht sie in der Schlusspassage ihrer Stellungnahme deutlich: Der Haushaltsansatz für Investitionen müsse "dauerhaft auf den festgestellten Bedarf abgestellt", und die Mittelansätze für Lehr- und Lernmittel "deutlich und ebenfalls dauerhaft" erhöht werden. Bei der Überreichung ihres Statements an Schuldezernent Holkenbrink forderten die Unterzeichner einen konkreten Zeitplan für die Entscheidung. "Wir brauchen Planungssicherheit, weil bei uns wichtige Fragen anstehen", argumentierte Julia Hollweg (Barbara-GS). Andrea Leicher (GS Irsch) verwies auf die wachsende Verunsicherung, die die Schul-Entscheidung von Eltern zu Lasten "gefährdeter" Schulen beeinflusse. Der Dezernent, der sich für die Stellungnahme bedankte, wollte sich aber auf keinen Zeitplan festlegen.

Meinung

Stoff für die Beratungen

Wohltuend sachlich hat sich die AG der Grundschul-Elternbeiräte zu Wort gemeldet - nicht mit Besitzansprüchen, sondern mit Argumenten. Man muss sie im Einzelnen nicht teilen, aber sie bereichern die Diskussion und liefern seriösen Stoff für die Beratungen am Runden Tisch und im Stadtrat. Deutlich wird aber vor allem eines: Viele Elternvertreter wären bereit, über Veränderungen nachzudenken, wenn sie denn daran glauben könnten, dass die versprochenen Verbesserungen auch Realität werden. Da gibt es eine tief sitzende Angst vor folgendem Szenario: Man beschließt tief greifende Einschnitte, ändert Strukturen, schließt Schulen. Aber die Gegenleistungen bleiben aus: Die Klassenmesszahlen sind weiterhin zu hoch, das eingesparte Geld fließt in andere Dezernate oder den Schuldenabbau, eine substanzielle Verbesserung bei Bau-Investitionen und in der Ausstattung findet nicht statt. So lange die Politik den Bürgern diese Angst nicht nimmt, sind Veränderungen kaum konsensfähig. Umgekehrt müssen aber auch die Eltern akzeptieren, dass es nichts bringt, den schlechten Zustand zu beklagen, auf allen Ebenen mehr Geld zu fordern, aber keinen konkreten, realitätsnahen Vorschlag zu machen, wo es denn herkommen soll. d.lintz@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort