Ende der Peinlichkeit: Stille Örtchen im Gärtnerhaus

Eine Anregung des Trierischen Volksfreunds trägt Früchte. Auszubildende aus neun Handwerks-Innungen bauen neue Toiletten für den Hauptfriedhof. Sie entstehen in dem verwaisten ehemaligen Gärtnerhaus und sollen noch in diesem Jahr fertig sein.

 Beherbergt die neue Toiletten-Anlage: Das ehemalige Gärtnerhäuschen auf dem Hauptfriedhof. TV-Foto: Roland Morgen

Beherbergt die neue Toiletten-Anlage: Das ehemalige Gärtnerhäuschen auf dem Hauptfriedhof. TV-Foto: Roland Morgen

Trier-Nord. Ein Mann, ein Wort: "Wir versuchen, der Stadt zu helfen", hat Kreis-Handwerksmeister Herbert Tschickardt im Trierischen Volksfreund angekündigt - jetzt folgen bald Taten. Der Hauptfriedhof erhält neue Toiletten als Ersatz für die unbenutzbaren WCs im Eingangsgebäude an der Herzogenbuscher Straße. Installiert werden sie von Nachwuchs-Handwerkern im Rahmen von überbetrieblichen Ausbildungseinheiten. Lehrlinge üben den beruflichen "Ernstfall" an einem echten Projekt statt im Ausbildungszentrum - diese Lösungsmöglichkeit hatte der Trierische Volksfreund vorgeschlagen. Dass diese laut Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani "super Idee" Realität wird, ist der Hilfsbereitschaft der Handwerkerschaft und von Sponsoren aus der Wirtschaft zu verdanken. "Das Thema wurde zunächst unter den Innungs-Obermeistern diskutiert, und alle haben sich bereit erklärt, mitzuhelfen", berichtet Kreishandwerkschef Tschickardt.Azubis aus neun Innungen am Werk

Resultat war eine Offerte der Kreishandwerkerschaft Trier-Saarburg und der Handwerkskammer (HWK) an das Rathaus: "Wenn ihr die Voraussetzungen schafft, dann bauen wir mit unseren Auszubildenden." Ebenso hilfsbereit zeigen sich Wirtschaftsunternehmen, die ebenfalls zum Nulltarif (Bau-) Material und Gerätschaften zur Verfügung stellen wollen.Baudezernentin Kaes-Torchiani zeigt sich "sehr angetan von dieser Form des bürgerschaftlichen Engagements". Das hilft der Stadt aus einer peinlichen Bredouille. Seit Mitte Januar 2007 ist die Herrentoilette im Hauptfriedhofs-Eingangsgebäude an der Herzogenbuscher Straße geschlossen und seit gut einem halben Jahr auch die Damentoilette - das zuständige Grünflächenamt hatte vor Vandalismus und vorsätzlicher Verschmutzung kapituliert. Leidtragende sind Friedhofs-Besucher. Ihnen stehen seither nur noch die WCs neben der Einsegnungshalle am Eingang Hospitalsmühle zu Verfügung. Die allerdings stellen keine wirkliche Alternative dar. Sie befinden sich in rund 350 Metern Entfernung am entgegengesetzten Ende des Friedhofs und sind ohne Ortskenntnis kaum zu finden. Es gibt keinen Hinweis auf die einzigen benutzbaren "stillen Örtchen", geschweige denn einen Wegweiser. Die Stadtverwaltung sieht sich schon aus Geldmangel außer Stande, das Problem zu lösen, fürchtet aber, sanierte Toiletten könnten ebenfalls Zerstörungswut zum Opfer fallen.Diese Gefahr dürfte deutlich minimiert werden. Die neuen Klos sowie eine Behinderten-Toilette entstehen nicht im Eingangsgebäude, sondern mitten auf dem Friedhof im ehemaligen Gärtnerhaus, das seit Jahren nur noch als Lagerraum dient. Die Baugenehmigung liegt bereits vor, das Hochbauamt will die Arbeiten koordinieren. Vor Projektbeginn sind aber noch Abstimmungen erforderlich. Der Einsatz von Auszubildenden aus neun Innungen (Maurer, Stuckateure, Elektro, Fliesenleger, Zimmerer, Dachdecker, Maler, Schreiner, Sanitär/Heizung/Klima) muss in Segmente eingeteilt und per Rahmenplan geregelt werden. Auch wenn der Ablaufplan noch nicht im Detail feststeht: "Wir wollen bald loslegen und auf alle Fälle noch in diesem Jahr fertig werden", kündigt Herbert Tschickardt an. Das "großzügige Geschenk" (Simone Kaes-Torchiani) animiert die klamme Stadt, doch noch Mittel lockerzumachen: "Selbstverständlich werden wir mit einer dezenten Beschilderung den Weg weisen", verspricht die Dezernentin.

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