Endlich angekommen

TRIER. Die erste Profess (ein Gelübde für ein Leben im Kloster) ist heute ein Ereignis mit Seltenheitswert geworden. Nach jahrelanger Pause feierten die Brüder von Maria Hilf wieder eine Profess, die von Kai Strickmann alias Bruder Johannes.

Kai Strickmann hat es sich ernsthaft und lange überlegt, bevor er sein Vorhaben verwirklichte. Sein Entschluss sei nicht mutig gewesen, sondern eher folgerichtig. "Ich fühle mich gerufen in die engere Christus-Nachfolge", sagt der 37-Jährige wenige Tage nach seinem Gelübde zu Keuschheit, Gehorsam und Armut. Dieses Versprechen gab er in einem Gottesdienst in der Maria-Hilf Klosterkirche in Trier. Eine feierliche Zeremonie mit Symbolcharakter: Der angehende Ordensmann legt seine Hände in die des Provinzial-Oberen um zu zeigen: "Seht her, ich gebe ein Stück von mir ab." Obwohl bereits 2003 dem Orden beigetreten, glaubt "Bruder Johannes", so sein Ordensname, dass für ihn das Klosterleben erst jetzt so richtig begonnen hat. Ein halbes Jahr dauerte sein Postulat. Daraufhin folgten "Einkleidung" und Annahme eines Ordnensnamens. Der gebürtige Münsterländer wählte Johannes, weil er Papst Johannes XXIII sehr verehrt. "Der Name soll zugleich Programm sein", erläutert der Ordensmann seine Beweggründe. Eher "weltlich" begann Kai Strickmanns Leben nach der Schulzeit: Zunächst lernte er zwei Berufe: zuerst Friseur, danach examinierter Krankenpfleger. Sollte es das nun gewesen sein?, fragte er sich. Ständig war er auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Der konnte nicht darin bestehen, dass "ein Auto schicker als das andere ist, und auf eine schrille Party eine weitere folgt". Die Zweifel ließen ihn nicht mehr los. Er arbeitete in einem Krankenhaus der Clemens-Schwestern. Am Ende suchte er einen Pflegeorden für Männer. So landete Kai Strickmann schließlich bei den Brüdern von Maria Hilf in Trier. In seiner Vorbereitungszeit unter der Obhut von Novizenmeister Bruder Benedikt arbeitete er vier Stunden als Krankenpfleger. Der Rest des Tages entfiel auf das Sich-Hineinfinden in das Ordensleben und die theologische Ausbildung. Ferner absolvierte er ein Fernstudium an der Uni Würzburg. Über sein vom Novizenmeister befürwortetes Aufnahmegesuch entschied der Provinzialrat: Die Abstimmung der fünf Mitbrüder erfolge auch heute noch durch Einlegen von dunklen oder weißen Bohnen in ein Kästchen. "Beim Öffnen stellt sich dann heraus, wie die Entscheidung ausgefallen ist." Während seiner zweijährigen Vorbereitungszeit war Bruder Johannes nicht ein einziges Mal in seiner alten Heimat. Erst jetzt besuchte er seine Eltern. Seine Gefühlswelt ist klar definiert: "Nicht dass es mir nicht gefallen hätte, wieder alte Freunde zu treffen. Aber wenn ich ehrlich bin, war ich froh, als ich wieder fahren konnte. Mein Zuhause sind meine Mitbrüder in Trier."

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