Endstation Wartesaal

TRIER. Stecken geblieben auf dem Weg zum Paradies sind zwei Frauen nach ihrem Tod. "Ana & Anda" regen in der Tufa auf humorvolle Weise zum Nachdenken über das Leben an.

Fegefeuer oder Garten Eden? Vor dieser Frage stehen die beiden Verstorbenen Sonja und Madeleine. Auf der Bühne finden sie sich in einem Wartesaal wieder, aber dessen Ausgänge sind in beide Richtungen verschlossen. Anders als in Sartres "Geschlossener Gesellschaft" sind die Figuren des Stückes "Warten Eden" von Ana Lohr und Anda Reichert noch nicht in der Hölle angekommen - im Paradies aber auch nicht. Madeleine wartet schon seit fünf Jahren, dass sich eine der beiden Türen öffnen möge, die für eine Tote sehr lebendige Sonja kommt gerade erst neu hinzu. In Totenhemden gekleidet lassen die beiden Frauen nichts unversucht, um Eingang ins Paradies zu finden. Die kaum 30 Zuschauer, die sich im großen Saal der Tufa verlieren, erleben so die unterschiedlichsten rührend-komischen Versuche der beiden Protagonistinnen Gott zu überzeugen. Gegen ihre Überzeugung versuchen Sonja und Madeleine gläubig zu werden, bereuen ihr irdisches Leben, beweisen sich und dem Publikum ihre Nächstenliebe und Toleranz. In einer Mischung aus Theater, Kabarett und Musical spielen, singen und tanzen sich die beiden Karlsruher Künstlerinnen durch den Abend. Das Stück ist eine komplette Eigenproduktion, Texte und Melodien haben "Ana & Anda" selbst geschrieben. Und was ist, wenn Gott nur Männer einlässt, vielleicht selbst eine Frau ist? Im Cowboy-Dress und mit angeklebtem Schnurrbart rufen Sonja und Madeleine "Hey Süße!" durch die Tür, doch auch das bleibt erfolglos. Das Publikum lacht und wird gleichzeitig zum Nachdenken ermuntert über Geschlechterrollen, Religion und das Leben an sich. Mehr und mehr verlieren die Frauen die Orientierung, fragen sich in ihrer Ausweglosigkeit, ob es wohl "einen Tod nach dem Tod" gibt. Keine Tür zum Fegefeuer

Schließlich finden Sonja und Madeleine doch noch einen Schlüssel. Der allerdings passt weder auf die Tür zum Fegefeuer noch zum Paradies, sondern nur auf eine der unsichtbaren Außentüren. Erst zögern die Frauen noch, plötzlich aber brechen sie abrupt auf - wohin, das bleibt offen. Dann kehren "Ana & Anda" noch einmal zurück auf die Bühne und bekommen freundlichen Applaus für einen unterhaltsamen Abend.

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