Energie schafft Arbeit und braucht Zeit

Seine Ein-Tages-Energietour durch Rheinland-Pfalz beschloss der Bundesvorsitzende der Bündnis 90/Die Grünen in Trier. Rund 70 Zuhörer kamen in den Frankenturm - mehr als die Hälfte davon war allerdings schon wieder weg, als die eigentliche Diskussion begann. Das Themenpaket, das die Trierer Grünen geschnürt hatten, war einfach zu umfangreich.

Trier. Mit "Energie schafft Arbeit" war die Veranstaltung im historischen Frankenturm überschrieben. Und Reinhard Bütikofer zählte in seiner Rede denn auch wirtschaftspolitische Argumente für eine ökologische Wende auf: 40 000 Jobs hingen alleine von der Solar-Wirtschaft ab. Die energetische Sanierung von 35 Millionen Häusern und Wohnungen in Deutschland berge Potenzial für Hunderttausende Arbeitsplätze. Beim Auto-Kauf wachse nicht nur das Klima-Bewusstsein, sondern auch die Angst vor weiter steigenden Benzin-Kosten, weshalb die Politik aus wirtschaftlichen und ökologischen Interessen die Entwicklung verbrauchsarmer Fahrzeuge forcieren müsse. "Die Wirtschaft ist zentrales Argument für den Klima-Schutz - auch wenn es genügend ökologische Gründe dafür gibt", erklärte der Bundesvorsitzende der Grünen. Für Deutschland ergäben sich daraus große Chancen: "Wir haben schließlich das führende Know-how für Öko-Technik."

Wie die ökologische Wende Arbeit schafft, darum ging es in den folgenden vier Vorträgen allerdings nur am Rande. Ronald Maltha stellte den Verein "Bau- und EnergieNetzwerk Mittelrhein" vor: Organisiert sind darin der Landkreis Mayen-Koblenz, die Stadt Koblenz, Ingenieure, Handwerksbetriebe, Verbraucherzentrale, der Bund der Energieverbraucher, private Interessenten und die Naturschutzorganisation BUND. Der Verein will Ansprechpartner sein für die Sanierung von Neu- und Altbauten und erneuerbare Energien. Christoph Zeis von der "Energie-Dienstleistungs-Gesellschaft Rheinhessen-Nahe" stellte vor, wie private Unternehmen und Kommunen vom "Energie-Contracting" profitieren können. Dabei beauftragen Kommunen private Unternehmen mit der Energie-Bewirtschaftung öffentlicher Gebäude. Die Unternehmen investieren zum Beispiel in moderne Heizungsanlagen. Die Ersparnis durch den gesenkten Rohstoff-Verbrauch refinanziert die Investition.

Auch Ralf Stüber aus Reinsfeld im Hochwald ist vor Jahren an Kommunen herangetreten mit Vorschlägen zum Energiesparen. Heute beschäftigt der "grüne Handwerker" in seiner Firma "EnCon Energie Dienstleistungen" 45 Mitarbeiter, die ökologische Lösungen für Heizungen und Elektroanlagen anbieten. Heide Weidemann vom Trierer Verein "Lokale Agenda 21" (LA) fasste zusammen, was die Vorträge zeigen sollten: In Trier müsse eine Energie-Agentur gegründet werden, in der sich Akteure zusammenschließen und Kompetenzen gebündelt, bewertet und vermittelt werden. Die LA 21 hat dazu bereits ein Konzept vorgelegt, und auch die Stadt Trier hat ihre Pläne. Eine Rolle spielen will auch die "Initiative Region Trier", deren Vorsitzender Richard Groß ebenfalls bei der anschließenden Podiumsdiskussion dabei war. Doch die Diskussion fiel angesichts der sehr weit fortgeschrittenen Zeit kurz aus: Trotz der Bemühungen von Moderator Klaus Greichgauer, die Abläufe zu beschleunigen, reichte es nur noch für knapp eine Expertenrunde und eine Handvoll Fragen und Stellungnahmen aus dem Publikum - dessen Reihen sich zu später Stunde bereits stark gelichtet hatten.

Viele Fragen zu einer lokalen Energie-Agentur blieben daher ungeklärt. Die Frist für den entsprechenden Förderantrag bei der EU läuft Ende Juni aus.

Interview auf Seite 3

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