Entscheidung bis Ende Februar

Eine Sonderprüfung soll es in den nächsten Wochen zeigen: Darf die Aulbrücke in Trier-Süd weiter von Fahrzeugen unter 2,8 Tonnen genutzt werden, oder ist eine Sperrung des maroden Bauwerks notwendig?

 Neubau oder Sanierung? Wenn die derzeit nur eingeschränkt befahrbare Aulbrücke nicht saniert wird, könnte ein neuer Streckenabschnitt (rot markiert) nördlich über die Bahngleise führen. Foto: TV-Archiv/, Rainer Neubert

Neubau oder Sanierung? Wenn die derzeit nur eingeschränkt befahrbare Aulbrücke nicht saniert wird, könnte ein neuer Streckenabschnitt (rot markiert) nördlich über die Bahngleise führen. Foto: TV-Archiv/, Rainer Neubert

Trier. Eine "latente Gefahr" für die Schließung der Aulbrücke bestehe, gesteht Triers Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani. In diesem Fall müsste der aus dem Tal kommende Verkehr über Heiligkreuz umgeleitet werden. Wer gen Südstadt, Konz oder Luxemburg möchte, würde durch die obere Weismark und über die "Pellinger" (B 268) geführt.Für die Brückensanierung schlägt ein Gutachten drei Alternativen vor (siehe Extra). Welche der Stadtrat beschließen wird, darüber herrscht Uneinigkeit. "Wir sind für den Komplett-Neubau, auch wenn unklar ist, wie das finanziert werden kann", sagt Dominik Heinrich von Bündnis 90/Die Grünen. Hunderttausende in Übergangslösungen zu stecken, sei "herausgeworfenes Geld". Die CDU scheint dagegen fürs Erste die Erneuerung der vorhandenen Brücke (Möglichkeit 3) zu favorisieren. "Was läge näher, als diese Lösung anzugehen und dann den Komplett-Neubau?", stellt Thomas Albrecht (CDU) auf seiner Website im Internet fest.In jedem Fall ist Eile geboten: Denn für die Brückenarbeiten werden die darunterliegenden Gleise gesperrt. Diese "Zug-sperrpausen" bedürfen langfristiger Planungen. Für 2009 vorgesehene Bauarbeiten müssen daher bis Ende Februar der Bahn gemeldet sein. Aulbrücken-Diskussion kommt in die Öffentlichkeit

Die nächste Sitzung des Bauausschusses, der dem Stadtrat zum Thema Aulbrücke wohl eine Empfehlung aussprechen wird, ist am 14. Februar. Die bisher hinter verschlossenen Türen diskutierte Aulbrücken-Sanierung könnte dann öffentlich verhandelt werden. Denn nachdem der CDUler Albrecht noch am Abend der jüngsten nicht-öffentlichen Sitzung den Inhalt des Brücken-Gutachtens auf seiner Homepage in Auszügen öffentlich gemacht hatte (der TV berichtete), haben sich die Grünen über diese Praxis beschwert: Es sei "ein absoluter Treppenwitz", dass ausgerechnet "der Vertreter einer der Fraktionen, die sich lautstark gegen vermehrte öffentliche Ausschuss-Sitzungen wehren, auf seiner Web-Seite Inhalte nicht-öffentlicher Sitzungen" wiedergebe. Ärger um Albrechts Internet-Seite

Albrecht schoss zurück: "Es ist schon bemerkenswert, dass gerade diejenigen, die ständig Transparenz fordern, am heftigsten Zeter und Mordio schreien, wenn andere genau diese Transparenz herstellen." Gerade weil er sich gegenüber den Bürgern in der Pflicht sehe, "berichte" er über die Aulbrücke, behauptet Albrecht. "Dass man Dinge aus seiner eigenen Sicht zusammenfasst, ist etwas völlig anderes als eine transparente, objektive Information der Öffentlichkeit", hält Heinrich dagegen. Vor rund einem Jahr hatten sich die Grünen per Antrag dafür eingesetzt, dass die Ausschüsse verstärkt öffentlich diskutieren sollen. Der Antrag wurde im Rat abgelehnt - mit den Stimmen der CDU. Zumindest die Aulbrücke will die CDU künftig auch in öffentlicher Sitzung diskutieren. Wohl auch aus Ärger über Albrechts Übereifer hat Oberbürgermeister Klaus Jensen obendrein angekündigt, künftig "größtmögliche Öffentlichkeit" in den Ausschüssen schaffen zu wollen. Die Diskussionen der nächsten Bauausschuss-Sitzung können Interessierte daher wohl direkt miterleben - auch ohne Albrechts CDU-Filter. Meinung Die Mauer des Schweigens Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Die hohe Mauer, die bestimmte Trierer Gremien und Institutionen umgibt, um sie vor den allzu neugierigen Augen und Ohren der Öffentlichkeit zu schützen, hat Risse und Lücken - und die dafür verantwortliche Abrissbirne ist einer der CDU-Leistungsträger im Stadtrat. Die offensichtliche Schreibwut des Staatsanwalts Thomas Albrecht wird zu einer Informationsquelle, die man nicht kritisieren, sondern nutzen sollte. Wer aus den meistens sehr umfangreichen Texten Albrechts die subjektive CDU-Sicht herauszufiltern versteht, wird mit einem oder mehreren Blicken über die Mauer des Schweigens belohnt. Jetzt scheint die Diskussion über den schreibenden Christdemokraten dazu beizutragen, dass die Aulbrücke gleich komplett öffentlich diskutiert wird. Gut so. Hoffentlich bleibt seine Internet-Verbindung stabil. j.pistorius@volksfreund.deExtra Drei Varianten hat ein von der Stadtverwaltung beauftragtes Ingenieurbüro für die Lösung des Aulbrücken-Problems ausgearbeitet: Neubau (siehe Grafik): 20 Meter neben der alten Brücke in Richtung Hauptbahnhof wird eine neue Brücke über die Gleise gebaut. Die Aulstraße müsste dazu ab der Ludolfstraße nordwärts verlegt werden, über die neue Brücke führen und am Knotenpunkt Aulstraße/Arnulfstraße wieder in die alte Aulstraßen-Trasse führen. Diese neue Aulstraße wäre nicht nur besser einsehbar, es gäbe auch ausreichend Platz für Rad- und Gehwege. Kosten dieser "Komplett-Lösung": geschätzte 3,57 Millionen Euro, Bauzeit: 12 Monate ohne Planfeststellungs- und Bebauungsplanverfahren. Sanierung: Der alte Brückenüberbau wird vollständig erneuert, inklusvie der Instandsetzung von Unterbau und Pfeiler. Die Aulstraße bleibt eng und kurvig wie bisher, zusätzliche Rad- und Gehwege werden nicht gebaut. Die 5,50 Meter Fahrbahnbreite und der enge Kurvenradius ließen keinen "Begegnungsverkehr" zwischen Bus beziehungsweise LKW und PKW zu. Kosten der Brückenerneuerung: 610 000 Euro, Bauzeit: zwei bis drei Monate. Provisorium: Der alte Brückenüberbau wird entfernt und durch ein Provisorium ersetzt. Neue Geh- und Radwege wären nicht möglich. Die Fahrbahn wäre nur noch 4,50 Meter breit, jeglicher Begegnungsverkehr wäre damit ausgeschlossen. Das Provisorum könnte zwei bis drei Jahre genutzt werden. Kosten: 430 000 Euro, Bauzeit: zwei bis drei Monate.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort