Er hat den Blues

Mit Blues in zeitgemäßem und tanzbarem Gewand brachte John Lee Hooker Jr., Sohn der gleichnamigen Detroiter Blues-Legende, Partystimmung in die Tufa Trier. 150 begeisterten Zuschauern stellte er im Rahmen seiner Europa-Tournee die neue CD "Cold as Ice" vor.

 TV-Foto: Anke Emmerling

TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Rasant wirbeln Drumsticks übers Schlagzeug, fliegen Finger über Gitarrensaiten und Keyboard-Tasten. Fetzige Party-Stimmung verspricht die Band von John Lee Hooker Jr. bei einem Konzertauftakt mit Knall-Effekt-Charakter. Dann springt ihr Frontmann und Sänger, Spross der berühmten Detroiter Blues-Sippe, auf die Bühne und macht unmissverständlich klar, dass Feiern angesagt ist: "Wir machen Party, und wer morgen arbeiten muss, ruft einfach den Chef an und sagt: Ich habe den Blues!" Kaum ausgesprochen, wird diese Diagnose wahr. Bei allen 150 Besuchern, die sich vor der Bühne versammelt haben, beginnen Körperteile zu zucken. Dafür, dass der Blues einem an diesem Abend buchstäblich in die Glieder fährt, gibt es viele Gründe. Explosive Spielfreude

Da ist einmal die explosive Spielfreude der Band, die sich offensichtlich vorgenommen hat, bei ihrem zweiten Gastspiel in der Tufa den Trierern richtig einzuheizen. Da ist auch das ansteckende Temperament des stimmgewaltigen John Lee Hooker Jr., der mit Sonnenbrille, Weste und federgeschmücktem Hut abwechselnd über die Bühne und ins Publikum tanzt und so gekonnt zum Mitsingen und -klatschen animiert, dass sich niemand entziehen kann. Vor allem ist es aber die Musik, ein mitreißender Mix aus solidem Blues, Funk, R&B, Boogie und jazzigen Anklängen mit entstaubt-modernem und durchweg tanzbarem Sound. Wie ein Funkenregen versprüht die Band ohne jegliche Pause fetzige, nur ganz selten auch sanftere Stücke, die fast durchweg dem neuen und zweiten Hooker-Album "Cold as Ice" entstammen. "Cold", kalt, ist dabei höchstens die im Titelsong beschriebene unnahbare Frau. Cool wirkt nur der selbstbewusste Umgang mit dem Blues-Erbe eines legendären Vaters, zu dem der Junior erst nach langen Jahren eines von Sucht und Tiefschlägen geprägten Lebens gefunden hat. Alles andere ist mit "glühend" besser beschrieben. Oder aber mit "schweißtreibend", denn weder die Bandmitglieder, allen voran Hooker und der sich am Schlagzeug verausgabende Mike Rogers, noch die tanzenden Zuhörer haben nach diesem Konzert noch eine trockene Faser am Leib.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort