"Er hat seine Kraft nicht unter Kontrolle"

Ein 14-jähriger Schüler des Hindenburg-Gymnasiums wird auf dem Schulhof angegriffen (der TV berichtete) und so schwer verletzt, dass sein Zustand auch heute noch, acht Tage nach dem Vorfall, kritisch ist. Ein Fall mit immer noch vielen Fragezeichen, der Betroffenheit und Entsetzen auslöst.

 Ähnlich wie auf diesem Symbolbild könnte der Streit an einer Trierer Bushaltestelle vor acht Tagen eskaliert sein. Ein 14-Jähriger wurde bei der Prügelei schwer verletzt. Er liegt immer noch im Krankenhaus, sein Zustand ist weiterhin kritisch. Foto: dpa

Ähnlich wie auf diesem Symbolbild könnte der Streit an einer Trierer Bushaltestelle vor acht Tagen eskaliert sein. Ein 14-Jähriger wurde bei der Prügelei schwer verletzt. Er liegt immer noch im Krankenhaus, sein Zustand ist weiterhin kritisch. Foto: dpa

Trier. Ein auf den ersten Blick typischer Freitagmorgen. Vor dem Hindenburg-Gymnasium herrscht reger Betrieb. Die Bushaltestelle vor der Schule ist ein Umsteigebahnhof, viele wechseln hier den Bus und fahren dann weiter zu ihren jeweiligen Schulen. Gegen 7.30 Uhr steigt ein Schüler des HGT, 14 Jahre alt, aus seinem Bus aus. Er trifft an der Haltestelle auf eine Gruppe von Jugendlichen, die nicht das HGT besuchen. Welche Worte fallen, woran sich der Streit entzündet - darüber kann zurzeit nur spekuliert werden.

Fest steht dagegen, dass der Streit eskaliert. Der HGT-Schüler wird angegriffen. Im Polizeibericht stehen später zwei Tatverdächtige, 14 und 17 Jahre alt, keine Schüler des HGT. Schulleiter Ralph Borschel: "Unser Schüler ist an der Haltestelle mit einer Gruppe von Jugendlichen aus einer anderen Schule zusammengetroffen. Einer aus dieser Gruppe ist ihm auf den Schulhof gefolgt und hat ihn geschlagen." Ob es ein Angreifer war oder doch zwei, müssen die Ermittlungen zeigen. Ein Jugendlicher stellt sich dem HGT-Lehrer Manfred Coels und gibt den Angriff zu. Die Aussage des Pädagogen: "Fest steht, dass unser Schüler Opfer einer geplanten Gewalttat geworden ist."

Die Schule reagiert sofort und konsequent, Notarzt und Polizei werden alarmiert. Der Schulleiter verdoppelt in den nächsten Tagen die Anzahl der Aufsicht führenden Lehrer und informiert die Schüler über den Vorfall. Das Opfer liegt noch im Krankenhaus. "Es geht ihm nicht gut", so Borschel gestern.

Der Schutz der Anonymität in Internet-Foren bringt Aussagen aus dem Umfeld der Tatverdächtigen zum Vorschein - wobei der Wahrheitsgehalt erst noch verifiziert werden muss. "Der Täter hat einmal zugeschlagen", schreibt ein User auf der Plattform "lokalo.de", der behauptet, den Angreifer zu kennen. "Sein Problem ist nur, dass er seine Kraft nicht unter Kontrolle hat." Ein anderer ergänzt: "Die schweren Verletzungen waren keine Absicht." Mehrere berichten, ein "Anrempeln" sei der Auslöser des Angriffs gewesen. Viele verurteilen die Härte des Angriffs und lassen Betroffenheit angesichts der Schwere der Verletzungen, über die es keine offiziellen Informationen gibt, erkennen. "Wir werden überlegen müssen, ob die Bushaltestelle an dieser Position bleiben kann", sagt Schulleiter Borschel.

Meinung

Aufrütteln und warnen

Aus einem Streit unter Schülern, alltäglich auf allen Schulhöfen und an allen Bushaltestellen, wird eine Katastrophe. Ein 14-Jähriger wird zum Opfer. Die "Entschärfung" der Bushaltestelle vor dem Gymnasium ist mit Sicherheit nicht die Lösung aller Probleme, aber wohl ein erster notwendiger Schritt, Zusammenstöße zu verhindern. Die Schule selbst kann unmöglich jeden am frühen Morgen vor dem HGT ankommenden Schüler kontrollieren, und die meisten hätten eine solche Kontrolle auch absolut nicht verdient. Die Schule selbst hat richtig reagiert. Solche Fälle dürfen nicht tabuisiert und zur geheimen Verschluss-Sache gemacht werden, sondern sie müssen offen kommuniziert werden, um aufzurütteln und zu warnen. j.pistorius@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort