Erbe der Großregion

TRIER. (red) Zeitgleich mit den Eröffnungsfeierlichkeiten der Europäischen Kulturhauptstadt 2007 in Luxemburg gedachte eine stattliche Anzahl von Trierern in der Welschnonnenkirche des 336. Namenstages des Gründers der Lothringer Congrégation Notre Dame, Pierre Fourier. Er kann als eine der großen Persönlichkeiten des Kulturraumes Saar-Lor-Lux bezeichnet werden.

In einem feierlichen Gottesdienst in der Welschnonnenkirche, geleitet vom Schulpfarrer des Angela-Merici-Gymnasiums Trier, Volker Malburg, musikalisch gestaltet vom Ensemble Scolaire Musical des Auguste-Viktoria-Gymnasiums unter der Leitung von Christoph Günschmann und an der Orgel begleitet vom Domorganisten Josef Still, gedachte man des großen lothringischen Priesters, Seelsorgers, Sozial- und Bildungsreformers, der am 30. November 1565 in Mirecourt geboren wurde und durch sein Lebenswerk als der "gute Vater von Mattaincourt" auch heute im Trierer Bewusstsein lebendig ist. Ständiger Dialog mit seinen Mitmenschen

Nach seiner Priesterweihe in der ehemaligen Stiftskirche St. Simeon in der Porta Nigra und nach einem glänzenden Promotionsexamen an Jesuitenuniversität von Pont-à-Mousson kam er 1597 in den Ort Mattaicourt in die Nähe seines Geburtsortes und wirkte 39 Jahre als Pfarrer. Hier gründete er Bruderschaften, eine Art Versicherung, eine Notkasse und eine Bank, aus der alle in Not Geratenen Zuwendungen und Darlehen erhielten. In der fehlenden Bildung seiner Zeitgenossen erkannte er die Hauptwurzel des sozialen Elends und der Armut. In Alix Le Clerc, einer aufgeweckten jungen Frau, fand er eine kompetente und tatkräftige Mitarbeiterin, mit der er am Weihnachtsfest 1597 den Lehrorden der Congrégation Notre Dame gründete mit dem Ziel, Mädchen und junge Frauen unentgeltlich zu erziehen, zu unterrichten und ganzheitlich zu bilden. Pierre Fourier war ein Mann, der in einer Zeit tiefgreifenden Wandels der Welt lebte. Mit seiner Weltoffenheit und seinem Realitätssinn nahm er die Veränderungen wahr und erkannte im ständigen Dialog mit den Menschen seiner Zeit ihre Bedürfnisse und leitete die erforderlichen Maßnahmen auf dem Gebiet der Bildung und im sozialen Bereich ein. Er war davon überzeugt, dass eine Erneuerung der Gesellschaft das Humanum im Blick haben und mit christlichen Werten beginnen müsse. Schon während seines Lebens verbreitete sich sein vorbildlicher Ruf als Mensch, Seelsorger, Pädagoge und Sozialarbeiter.Von Lothringen nach Luxemburg

In zahlreichen Orten Lothringens entstanden Klosterschulen der Congrégation Notre Dame. Hier strahlten die Ideen und die moderne Pädagogik Fouriers nach Luxemburg. Schwestern aus Luxemburg gründeten 1640 in Trier ein Kloster mit einer Schule, um Mädchen und jungen Frauen eine gute schulische Bildung und ganzheitliche Erziehung zu vermitteln. Die Schwestern der Trierer Niederlassung der Congrégation Notre Dame wurden Welschnonnen genannt. Im Preußischen Kulturkampf wurde 1874 die Trierer Klosterschule geschlossen. Die Klosterfrauen mussten Trier verlassen und fanden eine neue Bleibe in Jupille bei Lüttich in Belgien. Von hier aus gründeten sie klösterliche Niederlassungen mit Schulen im Kongo, in Brasilien, Mexiko und Vietnam. Im Anschluss an den Festgottesdienst wurden die Festbesucher vom Religionslehrer des Auguste-Viktoria-Gymnasiums, Anton Viktor Wyrobisch, der das Gedenken an Pierre Fourier angeregt hatte, zu einem Empfang ins Refektorium des ehemaligen Klosters der Congrégation Notre eingeladen. Beim gemeinsamen Umtrunk mit Imbiss tauschte man sich miteinander aus. Es wurde deutlich, dass Pierre Fourier als ein Lichtbote für Schüler und Lehrer bezeichnet werden kann und der pädagogische Pioniergeist und das kulturelle Erbe der Congrégation Notre Dame im Auguste-Viktoria-Gymnasium weiterleben. Im Rahmen des Projektes "Luxemburg - Kulturhauptstadt Europas 2007" werden die Schüler der UNESCO-Projekt-Schule Auguste-Viktoria-Gymnasium das kulturelle Erbe des Saar-Lor-Lux-Raumes noch stärker ins Blickfeld nehmen und die Spuren der Congrégation Notre Dame in Lothringen und Luxemburg und in Belgien erkunden. Außerdem werden sie damit beginnen, sich mit dem literarischen Werk Pierre Fouriers zu beschäftigen und Auszüge daraus der Trierer Öffentlichkeit zu vermitteln.

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