Erst versiegelt, dann versiegt

OLEWIG. Die Olewiger fürchten, dass der alte, noch erhaltene Lauf des historischen Weberbachs von den Landkarten verschwinden wird. Denn der Zufluss aus dem Olewiger Bach oberhalb der Kreuzung St-Anna-Straße und Riesling Weinstraße wurde Anfang Dezember mit Beton versiegelt.

"Laut Landeswassergesetz und Wasserhaushaltsgesetz besitzt der so genannte Weberbach keine Gewässereigenschaften", erläutert Karsten Binder, Planungsingenieur bei der SWT AÖR, ehemals Stadtentwässerung. Denn der Zufluss aus dem Olewiger Bach verläuft in einem unterirdisch verlegten Rohr bis zur so genannten Rialto-Brücke in der Kleingartenanlage Trier-Ost. Dort tritt er ans Tageslicht, fließt entlang der Böschung der Olewiger Straße bis zur Mündung in den Olewiger Bach in Höhe der Sickingenstraße. Weder unter- noch überirdisch sei der Weberbach von derStruktur- und Genehmigungsdirektion als Gewässer eingestuft worden.Private Grundstücke und Stützmauer betroffen

Ein Planfeststellungsverfahren, das bei derartigen Maßnahmen eingeleitet wird, sei beim Weberbach deswegen nicht nötig gewesen, so Binder. Notwendig sei das Versiegeln des Rohres geworden, da die Leitung defekt sei. Dies haben Kamerauntersuchungen ergeben. Eine Sanierung sei zu kostspielig. Schätzungen zufolge beliefen sich die Ausgaben auf 200 000 bis 300 000 Euro. Das Rohr verläuft unterirdisch neben dem Olewiger Bach zum Teil auf privaten Grundstücken, die von den Erdarbeiten stark beeinträchtigt würden. Auch die Auswirkungen auf die Stützmauer zum Olewiger Bach seien nicht einzuschätzen. Dass sie nicht über diese Maßnahme informiert worden sind, ärgert die Olewiger Kommunalpolitiker. Außerdem laufe diese Maßnahme Bemühungen und hohen Kosten zuwider, die an anderer Stelle investiert werden, um den Olewiger Bach im Ort begehbar zu machen und zu renaturieren, erklärt Karsten Rindt (SPD). In einem einstimmigen Beschluss bekundet der Ortsbeirat, dass er nicht mit der Schließung des Bachlaufs einverstanden ist und beantragt die Prüfung einer möglichen Revitalisierung des Weberbaches. Auch der Kleingartenverein, der im Oktober 2003 bei einer gemeinsamen Begehung von Grünflächenamt, Stadtentwässerung und Tiefbauamt vom Vorsitzenden Willi Eichhorn vertreten wurde, sei von der Schließung des Zuflusses Anfang Dezember vergangenen Jahres überrumpelt worden. "Wir stehen vor vollendeten Tatsachen, wollen aber auf jeden Fall versuchen, etwas für den Erhalt des Weberbaches zu tun. Für uns ist der Bach aus historischen Gründen wichtig", sagt Willi Eichhorn. Der Vereinsvorsitzende unterstreicht auch die Biotop-Funktion des Bacharmes und dessen Bedeutung für die Entschärfung des Hochwassers, wodurch der Olewiger Bach schon oft über seine Ufer getreten sei. Die Naturschutzorganisation BUND ist vom Kleingartenverein informiert worden. Die Trockenlegung sei "bedauerlich, weil es eine historische Anlage ist. Wir haben keine Kenntnis, ob dort aus Sicht des Arten- und Biotopschutzes Wertvolles vorhanden ist", erklärt Reinhold Hierlmeier, Mitglied im BUND-Arbeitskreis Wasser. Wenn es die Witterung zulässt, will er sich mit seinen Kollegen ein Bild von der Situation machen. Bislang habe er sich die Argumente von Stadtentwässerung und Kleingartenverein angehört. Da dem Bacharm weiterhin Oberflächenwasser aus den Weinbergen zugeleitet wird, werde der Weberbach nicht völlig verschwinden. Für den Hochwasserschutz, damit stimmt Hierlmeier mit Planungsingenieur Binder überein, habe der Weberbach keine Bedeutung. Allerdings wünscht sich Hierlmeier, dass die angrenzenden Kleingärtner-Parzellen besser in Stand gehalten würden. Möglichkeiten gebe es auch, den überirdischen Teil des Weberbaches dauerhaft mit Wasser zu versorgen, etwa mit einer über Solarenergie betriebene Pumpe. Da müssten die Vereinsmitglieder allerdings selbst tätig werden.

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