Erstarrt um fünf vor zwölf

Erstarrte Körper überall im Erdgeschoss der Trier-Galerie, und das mittags um fünf vor zwölf? Was Passanten irritierte, war eine Aktion von Oberstufenschülern des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums am Internationalen Tag des Schultheaters. Diese und andere Aktionen weltweit wollten auf die schlechten Rahmenbedingungen des Fachs Theater an Schulen aufmerksam machen.

 Mitten in der Bewegung eingefroren sorgten Schüler des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums im Trubel der Trier-Galerie für Irritationen. TV-Foto: Anke Emmerling

Mitten in der Bewegung eingefroren sorgten Schüler des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums im Trubel der Trier-Galerie für Irritationen. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Dass sich am Donnerstagmittag in der Trier-Galerie etwas Ungewöhnliches anbahnte, fiel zunächst nicht auf. Aufmerksame Beobachter dürften sich nur gefragt haben, ob irgendwo in der Nähe Schulschluss sei, weil etliche Schülergruppen ins Erdgeschoss strömten. Um fünf vor zwölf dann die Überraschung: Die Gruppen erstarrten an Ort und Stelle zu Skulpturen, jedes Mitglied verharrte drei Minuten lang in eingefrorener Bewegung. Für den Beobachter ergab sich daraufhin das reizvolle Bild Slalom laufender Passanten, die merklich verwundert waren: "Sind die alle hypnotisiert?", fragte sich ein Postzusteller, der seinen Wagen durch die Gruppen manövrierte.

Und die Akteure schnappten Erklärungsversuche auf: "Aus den Augenwinkeln habe ich mitbekommen, wie Leute versucht haben, dafür Wörter zu finden, wie ‚eingesteift' oder ‚eingefroren'", sagt Manuel Rendenbach. "Ob das wohl eine Performance über Hektik im Alltag ist?", mutmaßte ein Passant und kam der Wahrheit damit recht nahe - denn tatsächlich handelte es sich bei der Aktion der rund 60 Oberstufenschüler des FWG um Theater.

Wie andere Schulen in Deutschland war das Gymnasium einem Aufruf des Bundesverbands "Darstellendes Spiel" gefolgt, sich an einer weltweiten Aktion zu beteiligen, die auf die Misere des Schultheaters aufmerksam machen soll. Der Grund: "Wir bieten seit zwei Jahren Darstellendes Spiel als künstlerisches Grundfach in der Oberstufe an, und wir müssen ständig improvisieren, weil die finanzielle Ausstattung so unzureichend ist", erklärt Lehrerin Gabriele Braun. "Bei uns ist fünf vor zwölf."

Der Auftritt der Schüler soll ins Internet



Deshalb wollten die Schüler ihren Auftritt auch ursprünglich im Rathaus machen, um die richtigen Adressaten zu erreichen. Aber künstlerische Gründe sprachen dagegen. "Als theatraler Raum bietet die Galerie mehr", sagt Lehrer Helmut Steimer. "Außerdem war uns wichtig, der Öffentlichkeit zu zeigen, dass es Schultheater gibt." Davon kann man sich demnächst auch im Internet überzeugen: Die Schüler wollen einen Film ihrer "Freeze-Performance" bei You Tube einstellen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort