Erwünschte Probleme
TRIER. Die Statistiker haben sich geirrt: In Trier kommen deutlich mehr Kinder zur Welt als vorhergesagt. Der erfreuliche Trend sorgt allerdings auch für Schwierigkeiten: Der für die nächsten Jahre vorgesehene Ausbau von Krippenplätzen reicht nicht aus. Die Stadtverwaltung hat dazu Leitlinien ausgearbeitet, die der Stadtrat jetzt beschlossen hat.
Die gesetzlichen Vorgaben sind klar: Bis 2010 muss Trier Eltern, die Kleinkinder unter drei Jahren betreuen lassen möchten, ein bedarfsgerechtes Angebot bieten. Vor diesem Hintergrund hatte der Stadtrat seinerzeit beschlossen, zu den bestehenden 205 Plätzen bis 2010 insgesamt 350 neue Krippenplätze zu schaffen - von 2006 an jedes Jahr etwa 70. Damit, so die Kalkulation, könnten 20 Prozent der Kinder versorgt werden. 150 000 Euro sollten Jahr für Jahr zusätzlich an städtischen Zuschüssen zur Verfügung gestellt werden. Jetzt zeichnet sich ein Trend ab, der viel zu positiv ist, als dass man ihn ein Problem nennen könnte - auch, wenn er die finanziell klamme Stadt vor Probleme stellt: Die damals zugrunde gelegten Bevölkerungsprognosen waren zu pessimistisch, der Geburtenrückgang fällt weniger stark aus als angenommen. So waren für 2005 rund 2170 Trierer unter drei Jahren vorhergesagt. Tatsächlich lebten zum Stichtag aber 2545 Kinder dieses Alters in der Stadt. Zum Jahreswechsel wird eine neue Prognose erwartet, doch schon jetzt zeichnet sich laut Stadtverwaltung ab, dass die Zahl der unter Dreijährigen künftig bei rund 2500 bleiben wird. Diese Zahlen nennt die Stadtverwaltung in ihren "Leitlinien zum weiteren Ausbau der Tagesbetreuung für unter Dreijährige", die der Stadtrat jetzt einstimmig beschlossen hat. Die Folge der stabilen Geburtenrate: Der Bedarf an Krippenplätzen ist ebenfalls höher als bisher angenommen. Hinzu kommt, dass die Einführung des einjährigen Elterngeldes den Bedarf an Betreuungsangeboten weiter erhöhen dürfte - ebenso wie die Tatsache, dass die Landesgesetzgebung neben dem Rechtsanspruch für Zweijährige bis 2010 auch eine Beitragsfreiheit für Zwei- bis Sechsjährige festschreibt. Daraus schließt die Verwaltung: 2010 liegt der Bedarf an Krippenplätzen für Kleinkinder bei etwa 750. Statt der vorgesehenen 70 Plätze müssen damit von 2008 bis 2010 jedes Jahr 107 Plätze geschaffen werden. Viele Fragezeichen
Dazu will die Stadtverwaltung aus Kostengründen vor allem auf die Aufnahme von Kleinkindern in bestehende Kindergartengruppen setzen. Bis Ende 2007 sollen so 60 Plätze für Zweijährige entstanden sein. Es sei derzeit zu früh zu beurteilen, ob der Bedarf auf diesem Weg gedeckt werden könne. Zumindest in den Stadtteilen, in denen es bisher keine Betreuung für Kleinkinder gibt, müssen wohl teilweise neue Angebote geschaffen werden. Dazu gehören Quint, Ruwer/Eitelsbach, Filsch, Kernscheid, Mariahof und Feyen. Auf sie will sich die Stadt vorrangig konzentrieren und in den kommenden Monaten mit Trägern vor Ort konkrete Lösungsvorschläge entwickeln. Dort, wo derzeit bis zu 50 Prozent der Quote erfüllt werden, soll mittelfristig mit den Trägern vor Ort ein weiterer Ausbau geplant werden: in Maximin, Barbara, Ehrang, Biewer, Pallien, Trier-West, Euren, Alt-Kürenz, Gartenfeld, Olewig, Tarforst, Irsch und Weismark. Für Stadtteile, die derzeit mehr als die Hälfte des Bedarfs decken, ist ein weiterer Ausbau zunächst nicht geplant. Darunter fallen Nells-Ländchen, Matthias, Pfalzel, Zewen, Neu-Kürenz, Alt-Heiligkreuz, Neu-Heiligkreuz und die Altstadt, in der das Angebot bei 201 Prozent des Bedarfs liegt. Eine langfristige Gesamtplanung sei wegen der vielen Fragezeichen derzeit nicht möglich, heißt es in den Leitlinien. Deshalb soll Jahr für Jahr mit Blick auf den Ist-Stand entschieden werden, wie viele Krippenplätze wo entstehen und wie sie finanziert werden.