Erzieherinnen mit Bohrer

EUREN. Ein Jahr nach der Eröffnung feierte die Krabbelgruppe des Montessori-Kinderhauses "Am Fliederbusch" am Samstag offiziell Einweihung.

 Fingerübung: Jan lernt den "Pinzetten-Griff", indem er die unterschiedlich großen Zylinder aus den Holzblöcken zieht. Sie gehören zu den "Sinnesmaterialien" zur Schulung der Wahrnehmung.Foto: Martina Wolf

Fingerübung: Jan lernt den "Pinzetten-Griff", indem er die unterschiedlich großen Zylinder aus den Holzblöcken zieht. Sie gehören zu den "Sinnesmaterialien" zur Schulung der Wahrnehmung.Foto: Martina Wolf

Mit fünf Kindern zwischen Null und drei Jahren fing die Arbeit im Mai vergangenen Jahres an. Heute betreuen die Erzieherinnen Anke Beling, Birgit Turbing, Wenke Santos und eine Praktikantin zwölf Kinder nach den Prinzipien der Montessori-Pädagogik.Dabei steht der Grundsatz "Hilf mir, es selbst zu tun" im Vordergrund: In der speziell umgebauten Wohnung ist alles auf Kinderhöhe angebracht. Dadurch lernen schon die ganz Kleinen, möglichst alle Dinge des täglichen Lebens selbst zu erledigen.So hängt zum Beispiel schon der 14 Monate alte Jan nach dem Essen alleine sein Lätzchen auf. Papa Eric Zettl ist ganz erstaunt, als er das hört: "Unglaublich, wie selbstständig er in dem halben Jahr hier geworden ist. Besser kann man ein Kind gar nicht in der Gruppe betreuen."Dabei spielt auch der Kontakt zu den anderen Kindern eine große Rolle. Der sei gerade heute sehr wichtig, da es immer mehr Einzelkinder gebe, betont Monika Tiemann vom Trierer Montessori-Arbeitskreis (TAM).Kein Anspruch auf Hortplatz

Der Verein hat viel zum Zustandekommen der Krabbelgruppe beigetragen. Einfach war das nicht. Kinder unter drei Jahren haben keinen gesetzlichen Anspruch auf einen Hortplatz und somit auch nicht auf staatliche Unterstützung. Letztlich nahm die Stadt Trier das Kinderhäuschen in den Kindertagesstätten-Bedarfsplan auf und ermöglichte dadurch einen Landeszuschuss.Trotzdem sind die Krabbelkinder auf viel Eigeninitiative angewiesen: Sie brauchen mehr Betreuungs-Personen und Ausrüstungs-Material als ältere Kinder. Monatlich zahlen die Eltern 370 Euro pro Kind.Bei den Umbauarbeiten legen auch die Betreuerinnen mit Hand an. "Die Eltern kennen uns schon alle mit Bohrmaschine", erzählt schmunzelnd Birgit Turbing. Und es gibt noch viel zu tun: Als nächstes soll der neu gebaute Wintergarten eine Treppe bekommen.Auch wenn der finanzielle Aufwand hoch ist, sind die Eltern froh und dankbar für das Angebot. So Bettina Mann, die für ihre Zwillinge Finn und Soeren gleich zweifach zahlt, dafür aber halbtags arbeiten kann.Ab dem Sommer wird das Angebot ausgeweitet: Neben der bestehenden Gruppe, die von 7.30 bis 13.30 Uhr betreut wird, soll eine weitere Gruppe am Nachmittag eingerichtet werden.Eine Ganztags-Betreuung, wie manche Eltern sie sich wünschen, werde es nicht geben, sagt Anke Beling. "Sechs Stunden Fremdbetreuung täglich sind in dem Alter genug."

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