Es gibt noch jede Menge Baustellen

Der Runde Tisch für das Trierer Schulentwicklungskonzept muss derzeit Sonderschichten einlegen - die Planung ist noch nicht rund. Ein Grund: die neuen Entwicklungen durch die "Realschule plus".

Trier. Derzeit herrscht an den Trierer Schulen mächtig Unruhe. Seit dieser Woche kennen alle Schulleiter den aktuellen Stand der Diskussion am Runden Tisch. "Wir wollen wissen, was los ist", forderten Eltern an der Grund- und Hauptschule Zewen schon vergangene Woche bei einer Diskussion. Selbst Miriam Lörz, Elternvertreterin am Runden Tisch und seit Jahren ausgewiesene Kritikerin der zögerlichen städtischen Schulpolitik, bittet, "uns Zeit zu geben, damit wir das vernünftig ausarbeiten können". Was die Situation verkompliziert hat, ist das Zusammentreffen zweier Ereignisse: Die Trierer hatten sich nach drei Jahrzehnten Verschiebebahnhof endlich auf den Weg gemacht, ein Konzept für die Entwicklung ihrer mehr als 40 Schulen zu erarbeiten. Und das Land Rheinland-Pfalz hatte sich nach jahrelangem Zusehen beim langsamen Tod der Hauptschule entschlossen, diese Schulform mit der Realschule zu verschmelzen. Die gute Nachricht: Trier braucht die von Mainz im Zusammenhang mit der "Realschule plus" eingeforderte Schulplanung nicht vom Nullpunkt aus zu beginnen. Die schlechte: Die Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen muss in die Konzepte eingearbeitet werden - das ist nicht so einfach. Letzteres dämmert vielen erst jetzt, nachdem sie das Kleingedruckte in dem vor sechs Monaten aus dem Mainzer Hut gezauberten Reform-Drehbuch gelesen haben. Das Land hat nämlich Sicherungen eingebaut, damit die Träger vor Ort nicht einfach neue Namen auf alte Kisten pappen.Neue "Realschule plus" soll dreizügig sein

In Trier sieht das konkret so aus: Bislang gibt es in städtischer Trägerschaft drei Real- und sieben Hauptschulen an acht Standorten. Laut Mainz sollen die neuen "Realschulen plus" mindestens dreizügig sein. Macht vom fünften bis zum zehnten Schuljahr 18 Klassen, die jeweils mit bis zu 25 Schülern bestückt werden. Was unterm Strich heißt, dass die künftigen "Realschulen plus" Platz für 450 Schüler bereit halten müssen - was nicht alle Standorte leisten können.Bei der ADD hat man auf der Basis von Schülerzahlen-Prognosen schon mal gerechnet. Wenn sich keine dramatischen Veränderungen ergeben, so zählte es Schulrat Peter Riedel den Eltern in Zewen vor, wird Trier einen Bedarf für etwa vier "Realschulen plus" haben. Dabei dürften, so Riedel, zwei Standorte gesetzt sein: Wolfsberg und Mäusheckerweg, wo bereits Haupt- und Realschulen existieren und die Raum kapazität vorhanden ist. Letztere spricht auch für einen dritten Standort: Das ehemalige TGT, wo jetzt schon die Pestalozzi-Hauptschule sitzt und die Robert-Schuman-Realschule fast in Steinwurfweite liegt. Da bleibt aber noch einiges übrig. Weil das Land in Ausnahmefällen auch "Realschulen plus" an getrennten Standorten ("disloziert") akzeptiert, besteht die Chance für zwei Hauptschulen, sich zusammenzuschließen. Allerdings hätte man dann nur noch eine Verwaltung, einen Namen - und die Klassen würden nach Altersstufen auf die beiden Standorte verteilt. So oder so: Die Veränderungen werden erheblich, und es scheint klar, dass nicht alle Standorte überleben. Dazu kommt, dass eine der neuen Schulen zur Gesamtschule durchstarten könnte, von der inzwischen hinter den Kulissen alle Experten sagen, dass sie kommen wird. Das wiederum, und auch damit muss sich der Runde Tisch auseinandersetzen, kann Auswirkungen bis hin zu einzelnen Grundschul-Standorten haben. Deshalb soll es Anfang Juni eine weitere Zusatz-Beratungsrunde geben. Mit einer Vorlage des Konzepts rechnen Insider nicht mehr vor den Ferien. Meinung Nur nicht hudeln Dass Eltern und Stadtteil-Vertreter wissen wollen, wohin die Reise geht, ist verständlich. Aber auch, wenn es schwerfällt: Niemand hätte etwas davon, wenn die Stadt oder der Runde Tisch mit vorläufigen Bruchstücken eines noch nicht abgestimmten Konzepts an die Öffentlichkeit gingen. Es gäbe keine Sachdiskussion über eine ganzheitliche Lösung für die Trierer Schulmisere, sondern eine wilde Schlacht der Kirchturm-Denker. Dreißig Jahre hat die Stadt geschlafen, dann sollten auch noch drei Monate für die vernünftige Ausarbeitung eines tragfähigen Konzepts vorhanden sein - wenn es denn hinterher offen und kritisch zur Diskussion gestellt wird. d.lintz@volksfreund.de

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