"Es muss mehr Geld ins System"

Wie steht es um die Not- und Bereitschaftsdienste im Gesundheitswesen? Ärzte und ein Apotheker gingen dieser Frage nach. Eingeladen zu der gesundheitspolitischen Gesprächsrunde in der Remise Trier-Quint hatte der CDU-Kreisverband Trier und Trier-Saarburg .

Trier-Quint. Praxisschließungen in Stadt und Land, überbordende Bürokratie, unzulängliche Bezahlung, fehlender Nachwuchs, der lieber im Ausland arbeitet, überforderte Ärzte, die "auf dem Zahnfleisch gehen": So lauteten die vernichtenden Urteile der Ärzte über die derzeitige Situation.In Zukunft Versorgungszentren

Die Veranstaltung hatte, wie der Allgemeinmediziner Friedel Schulz anmerkte, einen delikaten Charakter. Die derzeitige Situation sei von der Politik selbst verschuldet und keine Überraschung. Im Gegenteil: "Sie wird noch viel schlimmer werden!" Die Reformen seien nie von Ärzten angeregt worden, sie müssten sie aber umsetzen und "den Buhmann machen". Die Notdienstversorgung in der Stadt sei gut, allerdings werde es in der Zukunft wohl auf Versorgungszentren hinauslaufen - Abschied vom Hausarztmodell also.Unter Moderation des Gesundheitsamts-Chefs Harald Michels (CDU) stellte sich der Pfalzeler Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster (CDU) den Fragen - so wie eindringlichen Mahnungen und Vorwürfen, an denen es nicht mangelte und die Kaster "mit nach Berlin nehmen" wollte. Dort sei das Problem der Ärztehonorierung und des fehlendes Nachwuchses bereits angekommen, versprach Kaster. Er stellte ein geändertes Honorarsystem ab 2009 in Aussicht - das von Siegert als "Etikettenschwindel" bezeichnet wurde. Viele Ärzte waren unter der etwa 40-köpfigen Besucherschar, die später ihren Unmut über ihre praktischen Erfahrungen äußerten. "Die Ärzte zahlen für den Notdienst, nicht die Krankenkassen", stellte der Kinderarzt Ulrich Henke klar. Dennoch sprach er davon, dass der kinderärztliche Notdienst, der von den Praxen zu Kernzeiten angeboten würde, sehr gut laufe.Auch der Augenarzt Werner Gerard attestierte dem augenärztlichen Notdienst gute Noten, allerdings müsse der Bezirk vergrößert werden. Er führte eine Vielzahl von Fällen auf, in denen Patienten den Notdienst missbrauchen würden. Hier sei der Patient in der Einschätzung seiner persönlichen Befindlichkeit möglicherweise überfordert, sagte Michels. Die Notdienstversorgung in Apotheken werde nach ihrer Umstrukturierung mittlerweile von Patienten als zufriedenstellend eingestuft, sagte Apotheker Frank Bartels. Eine ähnliche Aussage machte Stefan Chybych, der von einem "zufriedenstellenden Ist-Zustand" in der zahnärztlichen Notfallversorgung sprach. "Es muss mehr Geld ins System", forderte der Anästhesiologe Carl-Stefan Schmitz unter dem Beifall der Gäste. Seit 1992 sei das Notarztentgelt nicht mehr erhöht worden.

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