Es muss nicht immer die Klinik sein

TRIER. Ein medizinischer Notfall tritt ein, ausgerechnet am Wochenende oder am Feiertag. Der Hausarzt ist nicht erreichbar. Also ruft der Patient den Notarzt oder fährt ins Krankenhaus. Die stationäre Einweisung ist jedoch nicht immer notwendig. Eine Alternative ist der ärztliche Notdienst, der seit seiner Neuorganisation vor fünf Jahren von 75 000 Patienten aufgesucht wurde.

"Der ärztliche Notdienst ist immer dann zuständig, wenn es um die ambulante Behandlung von medizinischen Notfällen zu jenen Zeiten geht, an denen die Praxis des Hausarztes geschlossen ist", sagt Dr. Friedl Schulz. Die Institution hat ihren Sitz im Gebäude der Reha-Klinik St. Irminen, erreichbar über die Windmühlenstraße. Ein erfahrener Allgemeinmediziner als Ambulanzarzt und eine Arzthelferin oder Krankenschwester kümmern sich dort um die Patienten. "Zusätzlich hat ein weiterer Arzt Fahrbereitschaft und ist für Hausbesuche verfügbar", erklärt Dr. Schulz. Die 150 Quadratmeter große Notfallzentrale verfügt über die kleine Chirurgie, Ultraschall und EKG. Wann ist ein Patient ein Fall für den ärztlichen Notdienst, wann sollte er besser per 112 den Notarzt rufen? Dr. Albrecht Martini, Vorsitzender der Ärzteschaft Trier, erläutert das System. "Der Notdienst ist eine Art Vorfilter für das Krankenhaus. Wir wollen den Krankenhäusern mit Sicherheit keine Patienten wegnehmen." Aber nicht jeder medizinische Notfall erfordere eine stationäre Aufnahme, und zu einer solchen ist der herbeigerufene Notarzt verpflichtet. Die Allgemeinmediziner des Notfalldienstes dagegen versorgen alle ambulant behandelbaren akuten Krankheiten. "Die Patienten suchen den Notfalldienst auf oder fordern einen Hausbesuch an", sagt Dr. Friedl Schulz. Auf der gleichen Basis bieten die Kinderärzte der Stadt Trier einen speziellen Notdienst an, ebenso wie die Zahnärzte. "Unser Angebot ist natürlich auch für Touristen und Besucher der Landesgartenschau interessant, die während ihres Aufenthaltes in Trier plötzlich erkranken und ärztliche Versorgung brauchen", ergänzt Koordinatorin Marlen Konder. In bestimmten Fällen gibt es allerdings zum Notarzt keine Alternative. Dr. Martini nennt einige: "Kreislaufschock, Herzversagen, Schlaganfall, Magen-Darm-Blutungen, Vergiftungen, Unfälle mit Verbrennungen, Fleischwunden und Knochenbrüchen." In solchen Fällen muss die Rettungsleitstelle der Feuerwehr unter 112 informiert werden, die dann entscheidet, ob ein Krankentransportwagen, ein Rettungswagen oder ein Notarztwagen geschickt wird. Finanziert wird der ärztliche Notdienst über Umlagen aller niedergelassenen Ärzte in Trier. Mehr als 100 in der Allgemeinmedizin erfahrene Ärzte leisten wechselweise Dienst. "Wir achten sehr auf eine qualifizierte medizinische Versorgung", betont Dr. Schulz. Das war nicht immer so, was der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung auch zugibt. "Anfangs hatten Kollegen hier Dienst, die allgemeinärztlich nicht geschult waren." Was für Ratlosigkeit und Verärgerung bei den Patienten sorgte. Das Problem lag in dem bis dahin genutzten Rotationssystem. Alle Vertragsärzte mussten Dienst schieben, ließen sich aber mangels Motivation und finanzieller Anreize gerne vertreten - eben von Ärzten, die in der Allgemeinmedizin nicht zu Hause waren. Doch Fälle dieser Art gehören seit der Neuorganisation des ärztlichen Notdienstes vor fünf Jahren der Vergangenheit an. Damals zog der Notdienst in die neuen Räume in St. Irminen. "In diesen fünf Jahren haben wir 75 000 Patienten betreut", zieht Marlen Konder Bilanz. "Die Akzeptanz wird immer größer, auch wenn sich die Praxisgebühr negativ bemerkbar gemacht hat", ergänzt Dr. Schulz. Denn diese Gebühr von zehn Euro ist auch beim Besuch des ärztlichen Notdienstes fällig.

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