Es muss nicht immer die Uni sein

TRIER. Das Abi ist so gut wie in der Tasche – nur, was jetzt? Die Fachhochschule (FH) Trier gibt, in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit, Jugendlichen einen Einblick ins Hochschulleben. Der "Info-Tag" 2006 erklärt Studienmöglichkeiten an FH und Universität, aber auch über andere weiterführende Ausbildungsmöglichkeiten.

"Wo geht's denn hier zum Hörsaal drei?", fragt eine Gruppe von Jugendlichen achselzuckend. Mittendrin im bunten Treiben in der Eingangshalle der Fachhochschule (FH) Trier verliert man schnell den Überblick. Auch wenn viele es noch nicht wissen können - der Info-Tag der FH Trier gestaltet sich wie der erste Tag eines Erstsemester-Studenten: Wo ist der Hörsaal? Wo welcher Raum? Und bei wem findet die Vorlesung überhaupt statt? Orientierungshelfer an jeder Ecke

Einziger Unterschied: Mitglieder des Personals und des Allgemeinen Studierenden-Ausschusses (Asta) stehen an diesem Tag an fast jeder Ecke und helfen den verzweifelten Fast-Studenten, doch noch rechtzeitig den Weg in den Hörsaal zu finden. Mit einem Einführungsvortrag zum Thema "Studieren an einer Fachhochschule" stellt Barbara Hellinge von der FH Trier die Hochschule vor - Ähnlichkeiten zum späteren Studienalltag sind durchaus gewünscht: "Ich möchte die Einführung wie eine Vorlesung gestalten", sagt sie. "Das bedeutet, dass ich Euch etwas erzähle und ihr erstmal nur mitschreibt, auch wenn ihr etwas nicht versteht." Zugegeben, mitreißende Motivation sieht vielleicht anders aus, aber dafür bekommen die Akademiker in spe auch einen realistischen Einblick in das, was sie später in den engen Reihen der Hörsäle und Seminarräume erwartet. "Die Fachhochschule befindet sich momentan in einer Übergangszeit", erklärt die frühere Studienberaterin, die seit einem Jahr als "Bologna-Beraterin" tätig ist - was das überhaupt ist, erklärt sie sofort: "Die Hochschulen stellen ihr Studienangebot bis 2010 auf die neuen Bachelor- und Masterstudiengänge um. Das so genannte ‚Bologna-Büro' hilft bei der Umstrukturierung." Das Diplom war gestern, oder wird zumindest nicht bis übermorgen überleben. Die Jugendlichen erhalten deshalb auch eine detaillierte Einführung in das neue Studiensystem und in die Unterschiede zwischen Universität und Fachhochschule: Was sind die Voraussetzungen für ein Studium an Uni oder FH? Wie finde ich den geeigneten Studiengang? Und wie finanziere ich mein Studium? Und sind Fachhochschulen wirklich weniger theoretisch ausgelegt als Universitäten? Wer Rat sucht, wird auf dem Info-Tag fündig: Lebensmitteltechnik, Bauingenieurwesen, Elektrotechnik - auf dem Campus Schneidershof stellen Professoren die Natur- und Ingenieurswissenschaften vor. Außerdem haben Professoren und Dozenten von anderen Hochschulen den Weg nach Trier gefunden, um etwas exotischere Fächer wie "Eventmanagement" vorzustellen. Das kann man übrigens nicht in Trier, sondern in Bad Honnef studieren. Zudem erfahren Interessierte alles über den Weg zum Diplom-Verwaltungswirt und den gehobenen Dienst bei der Polizei. Wer nach dem Abi lieber Fluglotse werden möchte, hat bei der Deutschen Flugsicherung Köln die Gelegenheit, Informationen zu sammeln. In den Gebäuden am Irminenfreihof und Paulusplatz werden die Fächer des Bereichs "Gestaltung" - Kommunikations-, Schmuck- und Modedesign, sowie Architektur und Innenarchitektur - vorgestellt. "Wir erwarten etwa 800 bis 1000 Besucher", sagt Thomas Henner, vom FH-Studierendenservice. "Seit etwa zehn Jahren findet der Info-Tag statt und erfreut sich immer größerer Beteiligung." Dabei wende man sich nicht nur an Abiturienten, sondern auch an Studierende und Fachoberschüler. Unterdessen endet eine Reihe von Vorträgen, und die Gänge und Korridore füllen sich wieder mit Jugendlichen: "Wohin gehen wir jetzt? Touristik und Verkehrswesen?" - "Nee, lieber ‚Soziale Arbeit'." Und mit jeder Suche nach dem richtigen Hörsaal wächst das Gefühl, ein bisschen erwachsener geworden zu sein.

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