Es werden keine Köpfe rollen

TRIER. "Die Geschäftsführung will uns die Hälfte des Weihnachtsgeldes streichen." Mit viel Wut und Verdruss kommentiert der Anrufer die Vorgänge im evangelischen Elisabeth-Krankenhaus. Die Kürzung, von der er spricht, ist jedoch kein Diktat der Führungsspitze, sondern die Folge eines immer härter werdenden Kampfs ums Überleben.

Es ist ein harter finanzieller Schlag, auf 50 Prozent des Weihnachtsgeldes zu verzichten. Bereits jetzt steht fest, dass die 400 Mitarbeiter des Elisabeth-Krankenhauses diesen gravierenden Eingriff in ihre private Finanzplanung hinnehmen müssen, denn die Alternative wäre die betriebsbedingte Kündigung von zwölf Kollegen. Der TV kontaktierte nach dem Anruf eines aufgebrachten Mitarbeiters Geschäftsführung und Mitarbeitervertretung des Hauses und bat um Klarstellung. "Es stimmt", sagte Geschäftsführer Hans-Georg Becker. "Die Hälfte des Weihnachtsgeldes wird nicht ausgezahlt. Das ist keine Willkür der Geschäftsführung, sondern ein mit der Mitarbeitervertretung erarbeiteter Solidarpakt, mit dem wir auf enormen wirtschaftlichen Druck reagieren." Die Solidarität aller Mitarbeiter bewahrt zwölf Kollegen vor der Katastrophe des Arbeitsplatzverlusts - das bestätigt auch Margit Roth, Vorsitzende der Mitarbeitervertretung (MAV). "Nachdem wir von der Geschäftsführung über die wirtschaftliche Notsituation informiert worden sind, hat die Mitarbeitervertretung intern mehrere Möglichkeiten durchgespielt", erläutert Roth. "Doch um die Summe, die eingespart werden muss, tatsächlich zu erreichen, blieb nur die Kürzung des Weihnachtsgeldes. Betriebsbedingten Kündigungen wollen wir hier nicht zustimmen müssen." Harald Wagner, ebenfalls Mitglied der MAV, ergänzt: "Wer als Fachkraft im medizinischen Bereich auf der Straße landet, findet in Trier nichts mehr." Die Vereinbarung ist auf ein Jahr befristet. Wodurch und inwieweit befindet sich das Elisabeth-Krankenhaus in finanzieller Not? Dieter Hewener, Verwaltungsdirektor und Geschäftsführer, antwortet: "Die Budgets der Krankenhäuser steigen 2004 per Dekret des Bundesgesundheitsministeriums nur um 0,02 Prozent, das sind in unserem Fall 3000 Euro. Dem gegenüber stehen unter anderem Kostenzuwächse von 2,89 Prozent aufgrund der Tarifsteigerung im personellen Bereich und Sachkostensteigerungen von zwei Prozent." Faktisch sei 2004 eine Minusrunde, "die kaum zu verkraften ist." Becker ergänzt: "Wir haben eine hohe Auslastung und damit Arbeit genug. Die Frage ist nur, ob und wie die geleistete Arbeit honoriert wird." Was brennt Ihnen auf den Nägeln? Schildern Sie Ihr Problem auf maximal einer Din-A-4-Seite und schicken Sie es an: Trierischer Volksfreund , Stichwort: " TV bringt's voran", Hanns-Martin-Schleyer-Straße 8, 54294 Trier, oder als E-Mail an: thema@volksfreund.de.

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