Essen für die Ärmsten

Weiß getüncht strahlt die alte Villa auf dem Gelände der Barmherzigen Brüder. Seit 1997 beherbergt das ansprechende Gebäude im gewölbten Keller die Sozialküche, in der Bedürftige täglich mit einer warmen Mahlzeit versorgt werden. Vor fünf Jahren bauten die Brüder außerdem eine Wohnungslosen-Ambulanz auf.

 Essenszeit in der Sozialküche: Hildegard Schmidt hilft täglich Bedürftigen mit einer warmen Mahlzeit. TV-Foto: Cordula Fischer

Essenszeit in der Sozialküche: Hildegard Schmidt hilft täglich Bedürftigen mit einer warmen Mahlzeit. TV-Foto: Cordula Fischer

Trier. Aus der geöffneten Tür der Villa duftet es nach Essen. Bereits früh am Morgen herrscht dort rege Betriebsamkeit. Neben seinem Beruf als Krankenpfleger ist Bruder Elias schon einige Stunden damit beschäftigt, alles vorzubereiten, um seine Gäste zu empfangen. Die kommen zahlreich, holen sich an der Essensausgabe einen Teller mit dampfenden Speisen ab und setzen sich an einen der kargen Holztische. Abgewiesen wird niemand. "Wir sind immer zufrieden. Rund 73 Menschen werden täglich begrüßt

Verwöhnt darf man nicht sein, aber das Essen ist gut und Bruder Elias und alle anderen hier sind okay", sagt ein von Schicksalsschlägen gezeichneter Mann mittleren Alters. "Ich habe in meinem Alter keine Chance mehr, eine Arbeit zu bekommen." Seit acht Jahren sei er regelmäßig zum Essen in der Sozialküche der Barmherzigen Brüder. Wie er leben auch die meisten anderen Gäste, die bereits um 10.30 Uhr zur Küche im Cafeteria-Format kommen, am Rande der Gesellschaft. Rund 73 Menschen werden von Bruder Elias und seinem Team täglich begrüßt. "Zu 90 Prozent sind das Männer. Aber auch Frauen kommen seit dem Umzug vor zehn Jahren in die Villa", sagt Bruder Elias. Darunter sind Menschen mit Suchtproblemen, Hartz-IV-Empfänger, Wohnungslose, Rentner und Migranten, aber auch Familien mit geringem Einkommen und viele junge Menschen. Kontakt und Vertrauen übers Essen aufbauen

Zur kostenlosen warmen Mahlzeit gibt es - wenn gewünscht - ein Gespräch mit Bruder Elias gratis dazu, der ein offenes Ohr für die Probleme der Menschen hat, sie an Hilfsdienste oder die Beratungssprechstunden von Streetworker Raimund Ackermann oder der Caritas vermittelt, die in einem Nebenraum stattfinden. "Wenn ich viel Zeit habe, begleite ich aber auch schon mal jemanden oder helfe ihm beim Ausfüllen von Anträgen", sagt Bruder Elias. Er begreife die Sozialküche als Erstanlaufstelle, wo man über das Essen Kontakt und Vertrauen aufbauen könne.Schon immer hat der Orden der Barmherzigen Brüder sich um Menschen in Not gesorgt, und vor allem in Kriegs- und Nachkriegszeiten war die Armenspeisung eine wichtige Aufgabe im christlichen Selbstverständnis der Ordensleute. Der Umzug der Sozialküche aus der Lindenstraße in die Villa St. Vincent in der Nordallee machte neue Strukturen möglich. Aus der Kleiderkammer werden die Klienten mit neuer Unterwäsche, Hosen, Jacken, Schuhen und Pullis versorgt. Auch die sanitären Anlagen wurden ausgebaut. "Gesundheit hängt mit Hygiene zusammen", sagt Bruder Elias. Mangelernährung und typische, aus mangelnder Körperpflege resultierende Krankheiten seien aber eher selten. Die medizinische Versorgung in organisatorischer Anbindung an das Brüderkrankenhaus ist dennoch nötig und wurde vor fünf Jahren als Wohnungslosen-Ambulanz mit einer ärztlichen Sprechstunde ins Leben gerufen. Kleinere Blessuren und Probleme kann Bruder Elias als Krankenpfleger selbst versorgen. Um Menschen mit schwereren Krankheiten kümmern sich nach Bedarf die jeweiligen Fachabteilungen."Glücklich, wenn alle Töpfe leer sind"

Trotz der vielfältigen Hilfen herrschen in der Sozialküche auch klare Regeln. Alkohol und Tabak sind in der Kantine tabu. Trotzdem bleiben einige Gäste nach dem Essen noch eine Weile sitzen, trinken einen Kaffee und unterhalten sich. "Trotz aller Probleme, die man mitbekommt, ist das hier eine erfreuliche Arbeit. Es macht mich stolz, dass ich helfen kann. Und wenn alle Töpfe leer sind, bin ich glücklich", sagt Hildegard Schmidt (70), die seit zehn Jahren die Sozialküche leitet.Spenden auf das Konto 997585 bei der Sparkasse Trier, Bankleitzahl 58550130, Verwendungszweck: Sozialwerk.

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