Essen, wie es vom Amt kommt

TRIER. (katö) Zwei Brötchen, etwas Marmelade, ein Päckchen Margarine und schwarzen Tee aus Plastikbechern - das war alles, was das Multikulturelle Zentrum (Gervasiusstraße) bei seinem jüngsten Themenfrühstück zu bieten hatte.

 Jeden Tag das Gleiche, abgepackt in strengen Rationen: Das Leben der Asylbewerber nachempfinden sollten die Besucher beim Frühstück im Multikulturellen Zentrum.Foto: Katja Tölle

Jeden Tag das Gleiche, abgepackt in strengen Rationen: Das Leben der Asylbewerber nachempfinden sollten die Besucher beim Frühstück im Multikulturellen Zentrum.Foto: Katja Tölle

Grund für die spartanische Verköstigung war nicht etwa ein plötzlich aufkommender Geiz der Veranstalter, sondern ein Jubiläum: zehn Jahre Asylbewerber-Leistungsgesetz - zehn Jahre "Es wird gegessen, was vom Amt kommt". Seit Inkrafttreten dieses Gesetzes erhalten Asylbewerber in Deutschland statt finanzieller Hilfe Sachleistungen. Kleidung, Hygiene-Pakete, Gutscheine und eben auch Essens-Pakete. Ein Sachwert, der geschätzte 20 Prozent unter dem Sozialhilfesatz liegt. "Wir essen immer das Gleiche", klagt Mohammed, ein Betroffener. Außerdem gibt es in seinem Wohnheim keine Essensräume: "Wir bekommen die Pakete und müssen dann in unseren Schlafzimmern essen." "Wir wollten den Leuten das Gefühl erfahrbar machen, jeden Tag abgepackte Rationen zu erhalten", erklärt Melanie Werner, pädagogische Mitarbeiterin des Multikulturellen Zentrums. Darüber hinaus enthalten die Pakete laut Werner "jeden Tag dasselbe, keine Auswahl". Arbeiten dürfen Asylbewerber in Deutschland nicht, und zehn Euro Taschengeld sind zu wenig, um sich selbst etwas zum Kochen zu kaufen. "Genau da setzt unsere Kritik an", betont Melanie Werner. "Wenn die Menschen einkaufen gehen und sich etwas kochen könnten, dann hätten sie wenigstens auch mal eine Beschäftigung." Die Bevormundung bei den Essens-Paketen enthält für Melanie Werner auch gesundheitsgefährdende Aspekte: "Die Nahrung wird nach Kalorienbedarf ausgezählt, nicht nach Vitaminen. Es gibt zum Beispiel kaum frisches Obst." "Möglich gemacht" hatten dieses Frühstück die Bewohner des Ausreisezentrums, die dankend einmal auf ihr Frühstück verzichteten. Mit der Spende, die sie im Gegenzug erhalten werden, sollen sie sich dann selbst mal etwas zu essen kaufen können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort