Eulen nach Ruwer tragen

RUWER. Sie kennt die Franken und auch die Rheinländer sind ihr nicht fremd. Sie lebte unter Schwaben und machte Bekanntschaft mit Nordlichtern. Vor fast zwei Jahrzehnten verschlug es Mechthild Krause schließlich nach Ruwer, das sie längst ihre Heimat nennt.

Es soll Menschen geben, die tragen Eulen nach Athen. Sagt der Volksmund. "Die habe ich alle geschenkt bekommen", sagt Mechthild Krause und zeigt - stolz und glücklich - auf ihre stattliche Eulensammlung. Auf Regalen und Fensterbänken, an Wänden und im Treppenhaus, selbst im Vitrinenschrank hat sich die Abbilder des nachtaktiven Vogels eingenistet. Ob von der Serviette auf dem Teller oder dem Kissen auf dem Stuhl - aus allen Ecken und Enden der Wohnung mustern Eulenaugen den Besucher und verraten Mechthild Krauses Leidenschaft: 111 Eulen zählt ihre Sammlung aktuell und eigentlich haben die vielen Nachbildungen des kauzigen Vogels nur eines gemeinsam: Sie sind allesamt fluguntauglich. Alles begann mit der Lese-Eule

Mechthild Krause kann ihren "Tick" nicht so recht begründen: "Das kam mit der Lese-Eule", sagt sie lediglich und gibt damit das Stichwort für einen wichtigen Teil ihres Lebens: Mehr als 40 Jahre lang arbeitete die stolze Dame als Buchhändlerin. Fast auf den Tag genau sechs Jahrzehnte ist es jetzt her, dass Mechthild Krause mit ihrer Mutter und den vier Geschwistern von Ostpreußen nach Stade bei Hamburg flüchten musste. Erlebnisse, die sie nicht mehr vergessen wird. In der Hansestadt wuchs sie schließlich auf und absolvierte dort ihre Buchhändlerlehre. Dass ihr Berufsweg sich einmal zu einer Deutschlandreise entwickeln würde, ahnte sie da noch nicht: In Kiel hat Mechthild Krause ebenso gearbeitet wie in Köln und Würzburg. Mit den Schwaben schloss sie in Heidenheim Bekanntschaft und überhaupt, "ich wollte immer neue Leute kennen lernen". 1986 zog sie nach Ruwer. "Weil dort gerade eine Wohnung frei war", sei sie in den Stadtteil gekommen. Der Zufall führte sie hierher, doch einmal angekommen, wollte sie nichts mehr dem Zufall überlassen. Also trat sie in den Kirchenchor ein und lernte dort "einige nette Menschen" kennen. Auch in den Pfarrgemeinderat wurde sie gewählt. Kennerin der Mentalitäten

"Die Ruwerer sind eigentlich etwas verschlossen", sagt die Kennerin unterschiedlichster Mentalitäten, "doch wenn erst einmal der Funke übergesprungen ist, dann wollen sie einem am liebsten gleich das Du anbieten". Es dauerte nicht lange, da nannte Mechthild Krause sich eine "Ruwerin". Weil sie sich schon so wohl fühlte im Stadtteil und heimisch geworden war in ihrer Wahlheimat. Doch eine Freundin und Ur-Ruwerin klärte sie - eher scherzhaft - auf: "So schnell geht das nicht, Mechthild. Nach zehn Jahren in Ruwer wirst Du erst einmal geduldet!". Heute widerspricht Mechthild Krause niemand mehr, wenn sie sagt: "Ruwer ist meine Heimat geworden."

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