Eulenspiegeleien per Puppenspiel

TRIER. Heinrich Zwissler präsentierte sein "Figurentheater Heinrich Heimlich" im kleinen Tufasaal mit einer Eulenspiegel-Inszenierung: Detailliebe, professionelles Puppenspiel, kindgerechte Inszenierung und charmante Erzählweise machen seine Vorführung aus.

 Heinrich Zwissler alias Heinrich Heimlich mit seinem Figurentheater "Till Eulenspiegel". Foto: Oliver Ruf

Heinrich Zwissler alias Heinrich Heimlich mit seinem Figurentheater "Till Eulenspiegel". Foto: Oliver Ruf

Bunte Schnabel-Schuhe trägt Heinrich Zwissler, wenn er auftritt. Ein dunkles Wams hat er sich übergezogen. Allerlei historische Instrumente spielt er obendrein: Schalmei, Langflöte und Drehleier. Dazu bedient er sein Figurentheater aus Stoffmarionetten, Fingerpuppen, Flach- und Großfiguren. Er übernimmt die Rolle von Heinrich Heimlich, der als Erzähler Teil der Handlung ist und dazu als Puppenspieler alle Aufgaben allein übernimmt. Er tritt auf einen versteckten Knopf am Boden, und Musik aus der Konserve ertönt. Er hantiert an seinem Bühnen-Holz-Kunstwerk, hängt den Vorhang mal höher, dann tiefer, und sein Guckkastentheater erscheint - in liebevoll gestalteten Szenarien.Kindgerechte Dramaturgie

50 Besucher, Eltern und zahlreiche junge Gäste, sitzen im kleinen Tufasaal und staunen und lachen, klatschen und bewundern Zwisslers Darbietung. Der erzählt vornehmlich die Geschichte eines literarischen Helden, im Mittelalter angesiedelt, vom Braunschweiger Zollschreiber Hermann Bote um 1510 (wahrscheinlich) erfunden: Es geht um Till Eulenspiegel, Schalk, Schelm, Taugenichts. Ein sympathischer Bursche, der allerlei Streiche spielt, um seiner Umwelt, vor allem griesgrämigen und vermeintlich listigen Erwachsenen ihr eigenes Unvermögen vorzuführen. Zwissler zeigt Episoden aus Eulenspiegels Leben. Freilich beginnt er mit der Geburt und dessen Taufe, die gleich dreimal stattgefunden haben soll: in der Kirche, im Matsch und in der Badewanne. Mit jedem neuen Erlebnis wechselt er dazu die Figuren. Ist es beim Säugling noch eine lebensgroße, skurrile und dabei zuckersüße Puppe aus Frotteestoff, spaziert er beim jugendlichen Till mit einer drolligen Knollennasenfigur über einen quer gespannten Strick als Hochseilakrobat. Till Eulenspiegel möchte Kunststücke vorführen. Doch manchmal muss er auch in der Backstube mit anpacken. Dort kommt es schließlich zur altbekannten Eulenspiegelei, bei der er anstatt Brot und Brötchen "Eulen und Meerkatzen" backt und sie gewinnbringend auf dem Marktplatz verkauft. Quirlige Fingerpuppen kneten den Teig - bezaubernd. Das Publikum schmunzelt und stutzt über die Detailliebe von Figuren und Kulissen, die aus der Werkstatt der belgischen Künstlerin Sandrine Calmant stammen. Über die Inszenierung, die Regisseurin Tatjana Jurakowa erdacht hat. Ende der 80er-Jahre hat er sein Studium an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Stuttgart im Fachbereich "Figurentheater" abgeschlossen. Zehn Jahre war er mit dem von ihm gegründeten "Theater Pausenbrot" unterwegs. 1998 rief er sein "Figurentheater Heinrich Heimlich" ins Leben. Bei seinem "Till Eulenspiegel" ist es die kindgerechte Dramaturgie, die auch die Vorstellung in Trier gelingen lässt. Keine derben oder drastischen Begebenheiten werden dargestellt, sondern harmlose Streiche mit Erziehungswert. Etwa indem der gerissene Metzger von Till Eulenspiegel hereingelegt wird, weil er ihn "mit Worten" bezahlt. Oder indem am Ende sogar der König Eulenspiegels "Opfer" wird, als dieser verlangt mit dessen Hilfe berühmt zu werden und als Bezahlung lediglich neuen Hufbeschlag anbietet. Eulenspiegel lässt sein Pferd kurzerhand mit Gold beschlagen. Heinrich Zwissler spielt solche Anekdoten, und er erzählt sie mit ruhiger Stimme. Zwischendurch greift er zu seinen Instrumenten und präsentiert mittelalterliche Klänge. So entführt er charmant seine kleinen und großen Zuschauer in eine andere Welt, greift letztendlich zu einer Tafel und zeichnet darauf mit Kreide Eulenspiegels Symbol und seine Botschaft: "Hic fuit - Er war hier!"

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort