Euphorisch dank Schmerztabletten

TRIER. Im Rahmen der 15. Trierer Wochen der Suchtprävention informierte Reinhard Duhnke von der Dauner Suchtklinik über Medikamente, die süchtig machen können.

Rückenschmerzen plagen den jungen Krankenpfleger. Doch er weiß, was ihn davon erlösen kann. Das starke Schmerzmittel versetzt ihn nebenbei auch noch in eine euphorische Stimmung. Seine Schmerztoleranz wird immer geringer, immer stärker wird die benötigte Dosis - er ist medikamentenabhängig. Dieser Krankenpfleger suchte das "bessere feeling" - eine positive Beeinflussung seiner Befindlichkeit - wie jeder, die sich von Stoffen, sei es Alkohol, Drogen oder Medikamente, abhängig macht. Das ist nur einer der Wege, die zum stillen Griff zur Pille führen, wie der Suchttherapeut Reinhard Duhnke erläutert. Der Diplom-Sozialpädagoge arbeitet seit 35 Jahren in der Fachklinik Thommener Höhe in Darscheid (Kreis Daun) und hat sich auf die Behandlung von Medikamentenabhängigen spezialisiert. Ein mögliches Abhängigkeits-Potential stecke nicht in lebenserhaltenden Medikamenten, wie sie etwa Patienten mit Bluthochdruck regelmäßig einnehmen. Medikamente jedoch, die beruhigen, den Schlaf fördern oder aufputschen sollen, sowie Schmerzmittel können abhängig machen. Bei Neuroleptika - Medikamenten zur Behandlung von Psychosen - und Antidepressiva dagegen verhindere die Wirkungsweise, dass es zur Abhängigkeit kommt. Häufig verschreibe der Facharzt zur Behandlung von Rückenschmerzen, Schlafstörungen oder von Angsterkrankungen zu schnell Medikamente mit der Nebenwirkung Sucht, sagte Reinhard Duhnke. Besonders Medikamente aus der Gruppe der Benzodiazepine würden zu oft, zu lange und in zu hohen Dosen verabreicht. Wer von diesen schnell wirkenden Medikamenten abhängig wird, beginnt, sich mit Ärzte-Tourismus oder durch das Fälschen von Privatrezepten mit Computer und Scanner die Medikamente zu beschaffen. Oft gelingt es den Abhängigen, ihre Sucht Jahrzehnte lang zu verbergen. "Es gibt kein politisches Interesse daran, dass die Krankenkassen kontrollieren, wie viele Rezepte sich jemand erschleicht. Denn das für die Kontrolle nötige Personal wäre zu kostenaufwändig", sagte Duhnke. "Medikamentenabhängige haben einen viel scheußlicheren Entzug als Alkoholabhänge," weiß der Suchttherapeut. Als Alternative riet Duhnke zu pflanzlichen Präparaten, der Umstellung der Lebensgewohnheiten oder das Erlernen von Entspannungstechniken. Kontakt: Suchtberatung "Die Tür", Telefon 0651/170360, Suchtberatung Diakonisches Werk, 0651/2090058, Caritasverband, 0651/1477820.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort