Europa zum Anfassen

TRIER. Zum ersten Mal fand in Deutschland ein bundesweiter EU-Projekttag statt. In fast 700 Einzelveranstaltungen vermittelten Politiker und Mitarbeiter der Europäischen Union (EU) Schülerinnen und Schülern Wissen über das abstrakte Gebilde EU. In Trier nahm unter anderem das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium (FWG) an der Aktion teil.

 Wolfgang Steinborn referiert über die Möglichkeiten europaweiter Kartierungen und Vermessungen. TV-Foto: Gabriela Böhm

Wolfgang Steinborn referiert über die Möglichkeiten europaweiter Kartierungen und Vermessungen. TV-Foto: Gabriela Böhm

Der Termin war für das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium nicht ganz glücklich gewählt. Am Montag fanden noch einige Abiturarbeiten statt, sodass gerade die ältesten der Schüler fehlten, die am meisten etwas zu dem Thema hätten beitragen können. Rund 100 Oberstufenschüler verschiedener Kurse, mitunter recht engagiert und informiert, nahmen an dem EU-Projekttag teil. Seit dem 1. Januar hat Deutschland den Vorsitz der Europäischen Union und damit die Möglichkeit, europäische Politik verstärkt mitzugestalten. Um das Interesse an der EU zu wecken und die Funktionsweise von Europa zu erklären, fand am Montag bundesweit dieser EU-Projekttag statt. Thema Raumfahrt weckt das Interesse

In einer dreistündigen Veranstaltung im Priesterseminar referierten Michael Düro (Amt für Veröffentlichungen der EU, Luxemburg) und Wolfgang Steinborn (Generaldirektion für Unternehmen und Industrie, europäisches Wirtschaftsministerium in Brüssel). Beide Referenten sind ehemalige FWG-Schüler. Auf besonderes Interesse der Schüler stieß der Vortrag von Steinborn. Der Physiker, am europäischen Wirtschaftsministerium für Raumfahrt zuständig, attestierte den Trierern ein europäisches Denken. Alleine in seiner Behörde kenne er vier Trierer, die dort arbeiteten. Steinborn lieferte zunächst einige Grunddaten der EU wie Größe und Einwohnerzahl und ging auf die europäischen Gremien ein. Die Möglichkeiten und Folgen grenzüberschreitender Kartierungen und Vermessungen fand viel Interesse bei den Jugendlichen. Beispielsweise sorgt ein europäischer Erdbeobachtungssatellit für Aussagekraft über den Klimawandel. Während Trier trotz des Klimawandels in einigen Jahren "noch da" sei, werde er in Brüssel das Meer vor der Haustür haben, prognostizierte Steinborn. Spannend waren auch seine Ausführungen zur Fischerei in Europa. Infolge eines Schiffüberwachungssystems - kartiert mit roten, grünen und gelben Schiffen - würden die Positionen der Schiffe an Küsten- und Heimatstaaten fortlaufend gemeldet - damit sollen "gute, schlechte und zweifelhafte" Unternehmungen verfolgt werden. Ähnliches gelte auch in der Landwirtschaft. Um aufzudecken, ob Subventionen zu Recht fließen, dienen auch hier Kartierungen aus dem Weltall. "Nur fünf Prozent aller Anträge werden kontrolliert. Davon sind aber 15 Prozent unehrlich", sagte Steinborn. Mit dieser Form der Kontrolle würden jährlich 250 Millionen Euro eingespart. Ein Versicherungsfall infolge Hochwassers, so dokumentierte Steinborn, konnte ebenfalls dank der Satellitenbilder geklärt werden. Die Schwierigkeit von 27 Teilnehmerstaaten, in Kontroversen Kompromisse zu finden und tragfähige Entscheidungen taktisch zu erarbeiten, veranschaulichte Düro mit einem jugendlich gerechten Vergleichsthema: die Jugendlichen als Vertreter verschiedener Interessengruppen, die pro oder contra ein Handyverbot an Schulen sind. "Eine gelungene Veranstaltung mit hoher Akzeptanz und Aufmerksamkeit bei den Schülern und Schülerinnen bis zum Schluss", bilanzierte anschließend Studiendirektor Ansgar Marx. Das Thema Europäische Union werde mit Sicherheit in der Schule intensiv aufgearbeitet.

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