Exaltierter Lebemann

TRIER. Viele kennen ihn als Schauspieler, Schriftsteller oder einfach als Typ, der im Gefängnis war, weil er einst eine Bank überfiel. So vielseitig wie seine Vita ist auch sein neuester Roman "Brennende Schuld", den er im Rahmen seiner Lesereise in der Buchhandlung "Interbook" vorstellte.

 Ein Mann mit bewegter Vergangenheit: Burkhard Driest liest in der Trierer Buchhandlung "Interbook" aus seinem neuen Kriminalroman "Brennende Schuld". TV-Foto: Kim-Björn Becker.

Ein Mann mit bewegter Vergangenheit: Burkhard Driest liest in der Trierer Buchhandlung "Interbook" aus seinem neuen Kriminalroman "Brennende Schuld". TV-Foto: Kim-Björn Becker.

Ein Literat wie aus dem Bilderbuch: Der schwarze Anzug sitzt akkurat, das ebenfalls schwarze Hemd ist bis obenhin zugeknöpft. Einzig die - natürlich schwarzen - Schuhe passen ob ihrer Sportlichkeit nicht ganz ins Bild des eleganten Schriftstellers oder Feuilletonjournalisten. Wiederbelebung eines alten Kultes

Vor wenigen, dafür umso interessierteren Zuhörern begann der 1937 in Stettin geborene Schauspieler und Schriftsteller Burkhard Driest seine Lesereise in Trier, die ihn im kommenden Monat durch ganz Westdeutschland führen wird. Sein neuer Krimi, "Brennende Schuld", ist im August dieses Jahres erschienen und rangiert bei Internetversandhäusern momentan noch eher auf hinteren Rängen. Nichts desto trotz ist es nach "Der rote Regen" und "Liebestod" sein dritter Kriminalroman, in dem Kommissar Toni Costa die Ermittlungen auf der Urlaubsinsel Ibiza leitet. Als dort in einer Höhle, unterhalb der antiken Totenstadt Nekropolis im Herzen der Insel, Überreste von verbrannten Menschen gefunden werden, deutet alles zunächst darauf hin, dass fanatische Anhänger einen alten karthagischen Opferritus wiederbeleben wollen. Doch Kommissar Costa schöpft einen anderen Verdacht, der ihn alsbald selbst in Schwierigkeiten bringen soll. Auch wenn die Geschichte frei erfunden ist, lebt sie doch von authentischen Beschreibungen der Insel und ihren Besonderheiten. Und Burkhard Driest kennt diese nur all zu gut - verbringt er doch schon seit den 70er Jahren seine Freizeit am liebsten dort und wohnt seit 2001 ausschließlich auf der Baleareninsel. "Als ich das Buch einem Freund zu lesen gab, hat der mich zunächst angeschnauzt. Er meinte, wer etwas über die Geschichte der Insel wissen will, kauft sich besser ein Geschichtsbuch", erzählte Driest lachend. Doch historische Einschübe sind in diesem Fall viel mehr das Salz in der Suppe einer gelungenen Kriminalgeschichte. Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller von Romanen und Drehbüchern ist Driest vor allem als Schauspieler bekannt geworden. Unvergessen ist sein Fernsehauftritt mit Romy Schneider in der Talkshow "Je schöner der Abend" im Jahr 1974. Zwei Jahre zuvor gelang ihm der Durchbruch mit der Veröffentlichung des Romans "Die Verrohung des Franz Blum", in dem er über seinen knapp dreieinhalbjährigen Gefängnisaufenthalt in Celle schreibt und in einer späteren Verfilmung des Stoffes sich selbst spielt. Die Folgen eines bewaffneten Raubüberfalls nahe Hannover im Jahr 1965, nur drei Wochen vor seinem mündlichen Jura-Examen, bringen seinem Leben eine entscheidende Wendung. Sein Ziel, Schauspieler zu werden, konnte Driest nach seiner Entlassung aus der Haft dennoch erreichen und stand seither unter anderem mit Jan Josef Liefers, Ulrich Mühe oder Maximilian Schell vor der Kamera. "Wenn ich schreibe, ist es wie bei einem Dirigenten - man muss alle Instrumente beachten, nicht nur die Posaune oder die Violine", erklärte Driest. Und wie hat er die Trierer kennen gelernt? "Als sehr akkurate und pünktliche Menschen", sagte er, "damit hatte ich vorher gar nicht gerechnet."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort