Experten nicht nur für Französisch

Viel hat nicht gefehlt, dann wäre das HGT vor 25 Jahren zum Rathaus mutiert. Doch entsprechende Pläne am Augustinerhof zerschlugen sich, die Schule legte mächtig zu und etablierte sich - vor allem mit ihrem breiten Französisch-Zweig.

 Architektonisch beeindruckender, sanft gerundeter Klotz: Das HGT am Augustinerhof. Foto: Dieter Lintz

Architektonisch beeindruckender, sanft gerundeter Klotz: Das HGT am Augustinerhof. Foto: Dieter Lintz

Trier. Wenn Politiker und Wirtschaftsvertreter im deutsch-französisch-luxemburgischen Dreiländereck die mangelnde Französisch-Kompetenz beklagen, fehlt selten der "Geht doch"-Verweis auf das Hindenburg-Gymnasium. Bilingualer Unterricht, die Möglichkeit des gleichzeitigen Erwerbs von deutschem Abitur und französischem Baccalauréat ("AbiBac"), die Teilnahme an etlichen deutsch-französischen Projekten: Wer in der Region Trier schulische Experten für das Nachbarland sucht, landet unweigerlich beim HGT. Mehr als ein Dutzend Austauschprogramme

Mehr als ein Dutzend Austausch-Programme verzeichnet der Jahresplan, mal im kleinen Grenzverkehr mit Metz, mal exotisch mit der Partnerschule im französischen Übersee-Departement "La Réunion". Doch das starke frankophile Profil des Gymnasiums hat auch eine Schattenseite: Andere Schwerpunkte der Schule werden öffentlich selten zur Kenntnis genommen. "Wir sind nicht einseitig aufgestellt", betont Schulleiter Ralph Borschel und verweist auf das große Musik-Angebot mit Orchester, Jazz-Combo und Bigband, auf das "rundherum komplette naturwissenschaftlich-mathematische Programm" und die Federführung beim internationalen Comenius-Projekt "Auf den Spuren Caesars" mit vier europäischen Partnerschulen.Rund tausend Schüler besuchen das HGT, das inzwischen komplett vierzügig arbeitet. Dass es bis in die 70er Jahre hinein eine reine Jungenschule war, macht sich statistisch nicht mehr nennenswert bemerkbar - ebenso wenig wie der einstige Status als höhere Schule für Kinder aus einfachen Familien. Für die 5. und 6. Klasse bietet man eine offene Ganztagsschule an - eine Ausweitung scheitert an Platzmangel, was ein Blick in die winzige Mensa im früherern Fahrradkeller eindrucksvoll dokumentiert. Integrations-Konzepte für Neuschüler

Jahrzehntelang war das HGT der schlimmste Sanierungsfall unter den Trierer Schulen. Nach der monumentalen Generalsanierung 1996/97 ist die Bausubstanz in Ordnung, von kleineren Abnutzungserscheinungen abgesehen. Aber es gibt einfach zu wenig Räume für die vielen Klassen."Wir kommen mit dieser massiven Raumnot einfach nicht mehr klar", gibt Direktor Borschel unumwunden zu. Selbst winzigste Räume müssen als Klassenzimmer genutzt werden, die Bibliothek hat man schon "geopfert", man hofft darauf, den einen oder anderen Kellerraum noch umfunktionieren zu können. Für 90 Lehrkräfte ist das Lehrerzimmer entschieden zu klein, die Turnhalle ist völlig überbucht. Das beschränkt die Entwicklungsmöglichkeiten der Schule. Das "Schnell-Abi" G8 mit seinem komprimierten, aber intensiven Unterricht wäre "für uns einfach illusorisch", sagt Lehrer Manfred Coels, der sich um die Öffentlichkeitsarbeit am HGT kümmert. Da überrascht es nicht, dass der Schulleiter angesichts des anhaltenden Trends zum Abitur eine mögliche Gesamtschule in Trier eher als willkommene Entlastung denn als Konkurrenz ansieht. Angst davor braucht das HGT nicht zu haben. Die Fach-Ausstattung und das Lehrmaterial sind im Zuge der Sanierung auf einen neuen Stand gebracht worden, das Angebot an Arbeitsgemeinschaften kann sich sehen lassen, mit der Teilnahme am Modellversuch "Demokratie lernen und leben" hat man auch inhaltlich Akzente gesetzt. Die hauseigene Internet-AG organisiert weltweite virtuelle Tagungen, Integrations-Konzepte sollen Neuschülern den Start erleichtern - für die Orientierungsstufe bereits etabliert, wird das Angebot demnächst auf die "Seiteneinsteiger" nach der mittleren Reife ausgedehnt. Über solche Dinge reden die HGT'ler gern. Auf die heftige Debatte über den Namen der Schule angesprochen, wird der Blick eher genervt. "Wir haben die Namendiskussion dankenswerterweise ins Haus bekommen", sagt Ralph Borschel mit leicht sarkastischem Unterton. Was die Schule offenkundig längst nicht mehr als drängendes Problem angesehen hatte, landete über die Politik-Schiene plötzlich wieder auf der Agenda. Nun wird seit Monaten über Hindenburg gestritten, und die tatsächlichen Sorgen geraten aus dem Blickfeld. Geht es nach Borschel, ist das Thema bald vom Tisch. Eltern und Lehrer haben Vorschläge ausgearbeitet, die Schüler ebenfalls - obwohl sie laut Abstimmung im Prinzip mehrheitlich gegen eine Umbenennung sind. Jetzt will man sich auf eine gemeinsame Namensempfehlung verständigen. Falls das gelingt, ist schwer vorstellbar, dass der Stadtrat das Votum übergeht.Weitere Infos auf der Homepage www.hgt-trier.de.Am Montag in unserer Serie: Die Keune-Grundschule.

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