Expressiv und wieder leuchtend

Wer die enge gewundene Treppe in der Welschnonnenkirche auf die Schwesternempore steigt, hat nicht nur einen fantastischen Blick von oben ins Kirchenschiff und auf den Barockaltar. Dort oben gibt es zwei Altarbilder, unter denen sich Schwestern zum Stundengebet oder zur stillen Einkehr eingefunden haben. Nun ist auch das zweite Bild restauriert und während eines Festhochamts gesegnet worden.

 Stille Andacht vor dem restaurierten Altarbild: Die Kreuzigungsszene hebt sich leuchtend und plastisch vom dunklen Himmel-Hintergrund ab. Ein weiteres Stück des Kleinods Welschnonnenkirche ist gerettet. TV-Foto: Cordula Fischer

Stille Andacht vor dem restaurierten Altarbild: Die Kreuzigungsszene hebt sich leuchtend und plastisch vom dunklen Himmel-Hintergrund ab. Ein weiteres Stück des Kleinods Welschnonnenkirche ist gerettet. TV-Foto: Cordula Fischer

Trier. Fast wie eine Skulptur wirkt das Bild vom gekreuzigten Christus, der sich in strahlender Helligkeit vom Dunkel des Himmels abhebt. Der pastose Farbauftrag modelliert den Körper geradezu plastisch auf dem Bildgrund. Die Schönheit des Gemäldes ist erst jetzt wieder richtig zu erfassen. Es war dunkel, der Firnis vergraut, Schmutz hat sich auf der Oberfläche abgelagert, die Malschicht war spröde und brüchig, "Millionen Löcher" durchzogen die Leinwand.

Drei bis vier Monate Arbeit hat die polnische Restauratorin Ewa Sienkiewicz investiert, um das Leuchten wieder zurückzubringen. "Es ist nicht schlecht gemalt. Das Bild gefällt mir, es ist sehr expressiv und reiner Hochbarock. Leider ist es nicht signiert, und so weiß man nicht, wer es gemalt hat", sagt die Restauratorin. Ebenso viel Arbeit hat Diplom-Restaurator und Kunsthistoriker Dmitri Bartashevich gehabt, um den hölzernen Rahmen mit den Rokokointarsien, Spiegeln und Profilen in einen dem Bild entsprechenden Zustand zu bringen.

Insgesamt 35 000 Euro hat der Förderverein Welschnonnenkirche in die Restaurierung der beiden Altarbilder auf der Empore - die Kreuzigungsszene und der "Walburga-Altar" - bereitgestellt. Mit 5000 Euro unterstützte das Landesdenkmalamt.

Ideelle Unterstützung gab es von der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Trier sowie der Auguste-Viktoria-Gymnasium-Schülergruppe "Denkmal aktiv-Kulturerbe macht Schule". "Mit großem handwerklichen Einsatz wurde der Staub der Jahrhunderte weggewischt", sagt Klaus W. Schmidt-Ott vom Förderverein. Darüber erfreut ist auch Schwester Dorothea Kuld, AugustinerChorfrau vom Konvent der Con-gregatio Beatae Mariae Virginis aus Essen. Ihre Ordensgemeinschaft hatte das Kloster, das der Welschnonnen in Trier, gegründet. "Man kennt solche Bilder nur aus Italien. Ich finde es sehr beeindruckend. Es ist ein echtes Andachtsbild."

Dankbar ist sie, dass in der Schule, dem Auguste-Viktoria-Gymnasium, und durch die Unterstützung des Fördervereins die Erinnerung an die Ordensgeschichte in Trier lebendig gehalten wird.

EXTRA Die Welschnonnenkirche wurde 1716 bis 1718 als Kloster- und Schulkirche der Augustiner-Schulschwestern, Gründerinnen des Auguste-Viktoria-Gymnasiums, erbaut. Es ist der einzige unbeschadet erhaltene hochbarocke Kirchenbau Triers. Die Stumm-Orgel wurde vor zwei Jahren restauriert. 140 000 Euro brachte der Förderverein Welschnonnenkirche dafür auf. Die Kirche gehört der Marianischen Bürgersodalität von 1610. Der Orden, die Augustiner Chorfrauen der Congregatio Beatae Mariae Virginis, wurde 1597 vom heiligen Pierre Fourier, Augustiner Chorherr, und der seligen Alix Le Clerc in Lothringen gegründet. Die Aufgabe des Ordens ist die Erziehung. In Deutschland ist der Orden seit 1640 tätig. Es bestehen heute drei autonome Klöster in Essen, Offenburg und Paderborn, die in einer Föderation zusammengeschlossen sind, der auch ein Kloster in Bratislava (Slowakei) angehört. (cofi)

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