Für die Zukunft in die Fremde

Viele Tausend Kilometer von der Heimat entfernt rüsten sich fünf junge Chinesen gerade für die Zukunft. Bei der Handwerkskammer Trier lassen sie sich zum KFZ-Servicetechniker ausbilden - in deutscher Sprache. Nach zwei Monaten geht's dann wieder zurück nach Peking.

Trier. Konzentriert schaut Chao Hua Hu auf einen Computerbildschirm, der auf einem mobilen Tisch steht. Neben ihm steht ein ziemlich neu aussehendes Auto, deutsches Fabrikat. Um diesen Computer zu bedienen und damit herauszufinden, welcher Fehler am Auto vorliegt, hat Chao Hua Hu viele Tausend Kilometer zurückgelegt. Gemeinsam mit vier Landsleuten ist der junge Chinese vor ein paar Wochen nach Trier gekommen, um sich hier zum KFZ-Servicetechniker weiterzubilden.

Tief in die Tasche gegriffen



"Damit sind unsere Kontakte zu China noch enger geworden", sagt Karel Kriz von der Handwerkskammer Trier (HWK). Der Kontakt kam über ein europäisch-amerikanisches Bildungszentrum in Peking zustande. Um den deutschen Abschluss zu machen, haben die fünf jungen Männer nicht nur einen weiten Weg zurückgelegt, sondern auch tief in die Tasche gegriffen. 1600 Euro kostet die Weiterbildung pro Person. Eine Investition, die sich auszahlt, sagt Karel Kriz. "Wenn sie nach China zurückkehren, finden sie dort sehr schnell eine Stelle." Eine gut bezahlte, etwa als Werkstattleiter.

Denn das Wissen über moderne deutsche Autos ist in China gefragt, seit es dort immer mehr davon gibt. Und noch eine Hürde haben Chao Hua Hu und seine Kollegen zu meistern. Der Unterricht findet auf deutsch statt. Und zwar ausschließlich. Kein Problem, alle haben bereits in China einige Zeit Deutsch gelernt. Außerdem steht hier die Praxis im Vordergrund, da kann man viel schon durch Zuschauen und Ausprobieren verstehen.

Das ist auch der Grund, warum die fünf Männer nach Trier gekommen sind. "Diese Ausbildung hat viel mehr Zeit fürs Praktische, das ist sehr wichtig für mich. Das gibt es in China nicht", sagt Di Lu. Dort sei die Ausbildung sehr theoretisch. Chao Hua Hu freut sich auch, hier seine Deutschkenntnisse auszubauen.

Mit denen und mit dem Lernfortschritt seiner Schützlinge ist Ausbilder Paul Lehnertz sehr zufrieden. Er ist zuversichtlich, dass die fünf die Prüfung meistern werden und schwärmt von der Zusammenarbeit: "Es ist eine sehr große, schöne Erfahrung." Schön findet es auch Di Lu in Trier, wo er mit seinen Kollegen in einer Wohnung über einem China-Restaurant in der Innenstadt lebt. Schön, aber klein.

Am 24. Oktober steht die Prüfung an. Danach geht es zurück in die Heimat - hoffentlich mit einem Weiterbildungszertifikat im Gepäck.

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