Faberhafte Vorstellung

TRIER. Kabarett als Off-Theater: Dietrich Faber und Martin Guth haben ihr Programm "Abgefahr’n" als Schauspiel-Verschnitt angelegt: Ständig zeigen sie neue Figuren und erzählen dabei eine amüsante Krimi-Geschichte. In der Tuchfabrik kamen sie damit gut an.

Als Einstieg ins Programm wählen die beiden Kabarettisten einen Klassiker: Dietrich Faber ist (angeblich) noch gar nicht anwesend. Martin Guth beginnt derweilen schon einmal. Ein dickes Buch sollen sie geschrieben haben, das beide nun vollständig vorlesen wollen. Dessen Inhalt: Jörg erwartet erfreut eine Beerdigung. Er hat den Toten "mit gezücktem Messer erschossen". Wie es dazu kam, das wird nunmehr dargeboten - von "Faberhaft Guth". Mit Dorf und Totschlag

Vor kurzem mit dem Kleinkunstpreis "St. Ingberter Pfanne" ausgezeichnet, seit zehn Jahren auf der Bühne, haben die beiden hessischen Kabarettisten ein Programm geschrieben, das sie selbst ein "Road-Kabarett mit Dorf und Totschlag" nennen. Tatsächlich dient die Roman-Handlung um Hauptfigur Jörg als Vorwand, um ständig neue Rollen zu übernehmen, fortwährend neue Figuren vorzuführen. Diese sind präzise gezeichnet, haben einen eindeutigen Charakter und scharfe Konturen. Zum Beispiel der ermordete Wilfried, ein "lustiger Kampftrinkertyp", den Dietrich Faber im schreiend bunten Hawaiihemd mimt, mit ausgestrecktem Bauch und großem Mundwerk. Wilfried begegnet Jörg bei einer Autopanne. Er nervt ihn dermaßen, dass Jörg "einfach nicht anders mehr kann", als ihn umzubringen. Diese Prise schwarzer Humor gönnen sich Faber und Guth und verlassen immerfort konsequent den chaotischen Handlungsweg. Indem sie etwa sich gegenseitig auf die Schippe nehmen, wenn Faber beleidigt ist, weil Guth mit ihm nur halbherzig am Sonntag frühstücken mag. Oder wenn Fabers Laptop abgestürzt ist und Guth vorsorglich mit der Computer-Experten-Hotline telefoniert und kein Wort versteht: "Downloads, frische Downloads!" Dann geht schon einmal das Licht im gut besetzten kleinen Tufasaal aus - das Programm sei abgestürzt, doch der Neustart lässt nicht lange auf sich warten. Mit durchaus ernst gemeinter Sprachkritik geht es weiter: "Viele deutsche Jugendliche leben ohne Verben. Helfen Sie uns: Spenden Sie Verben." Dabei greifen Dietrich Faber und Manfred Guth immer öfter auf jenen Kleiderständer zurück, der im Hintergrund der Bühne eine Menge Kostüme und Requisiten bereit hält: eine blonde Perücke, eine orangefarbene Kappe, Plastikpistole, zahllose Herrenhemden. Martin Guth als aufdringlicher Versicherungsagent und Bundeswehrfeldwebel, der die "GSG Schwangerschaft" in rauem Tonfall ausbildet. Dietrich Faber als Gesangslehrer mit ausnehmend ausgeprägter Mimik. Und beide als Fußballfans und Stammtischtrinkgesellen, in tiefsinnige Plaudereien vertieft: "Ei, Alter, wie ist die Lage?" - "Ach, hör mer uff!" Satire und Parodie, Wortwitz und Selbstironie beherrscht dieses Duo, das ihr Programm "Abgefahr'n" als Schauspiel-Verschnitt angelegt hat. Off-Theater wird hier gegeben. Und obendrein eine amüsante Krimi-Geschichte erzählt, voller Wendungen und witziger Anekdoten. Alltagserlebnisse, Vorurteile, Fehleinschätzungen - das Kleinbürgertum im fiktiven Ort Ochsenheim wird hierbei ganz nebenbei und augenzwinkernd kritisiert. So funktionieren Kabarett und eben auch oftmals Theater.

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