Falscher Asbest-Alarm

TRIER. Die Universität wird von einem Asbest-Skandal erschüttert, das Leben von Studenten und Mitarbeitern wird durch eine Schadstoff-Belastung gefährdet - unbekannte Täter wollten diesen Skandal durch die Manipulation von Messgeräten inszenieren. Der Schwindel flog jedoch sofort auf.

Das ehemalige französische Militärhospital André Genet ist zum zweiten Zentrum der Universität Trier geworden. Geographie und Geowissenschaften, Informatik und Wirtschaftsinformatik sowie zwei Institute sind in dem Gebäudekomplex untergebracht, den das Land Rheinland-Pfalz 1997 für umgerechnet 3,8 Millionen Euro gekauft hat. Der Landesbetrieb Liegenschaften und Baubetreuung (LBB) wird den Campus II, dessen Herz das frühere Lazarett ist, bis 2006 für insgesamt 48 Millionen Euro in Etappen von Schadstoffen befreien, umbauen und modernisieren. Es ist weder eine Überraschung noch ein Geheimnis, dass im Verlauf dieser Umwandlung Asbest auftaucht. "Die Bereinigung der Gebäudeteile von Schadstoffen aller Art, die es da und dort gegeben hat, war und ist immer der erste Schritt", betont Universitäts-Kanzler Klaus Hembach. Die aufgeflogene Manipulation, die eine weiter bestehende Asbest-Belastung auch nach der millionenschweren Sanierung und Bereinigung vorgaukeln sollte, spielte sich tief unten ab. "Im 2. Untergeschoss des Gebäudes H liegt die Bunkerebene des ehemaligen französischen Hospitals, die wir nur geringfügig nutzen", erläutert Hembach. "Technische Anlagen und Lagerräume sind dort untergebracht." Der oder die Täter nutzten dabei einen aus ihrer Sicht idealen Ausgangspunkt, denn ihre Geschichte hatte einen wahren Kern. Der Kanzler erklärt: "Es gab tatsächlich einen Verdacht, auf der Bunkerebene seien noch asbesthaltige Materialien aus der früheren Nutzung durch die französischen Streitkräfte vorhanden." Nach einer von Sicherheitsbeauftragten der Universität eingeleiteten Überprüfung erhärtete sich dieser Verdacht. "Ich habe sofort den Zugang zu diesem Gebäudeteil sperren lassen und die LBB informiert", sagt Hembach. Der Landesbetrieb veranlasste Luftmessungen und Staubkontaktproben durch ein amtlich vereidigtes Labor. Die Ergebnisse dieser Messungen übertrafen die schlimmsten Befürchtungen. Die Bunkerebene zeigte Asbest-Konzentrationen, die in dieser Größenordnung eine ernste Gefahr waren und die Sicherheit des gesamten Gebäudes in Frage gestellt hätten - wenn sie echt gewesen wären. Doch das waren sie eben nicht. Walter Thebalt, LBB-Experte für Schadstoff-Sanierung, erläutert: "Die Messgeräte saugen Raumluft durch Filter an. Diese Filter werden unter einem Rasterelektronenmikroskop ausgewertet." Die Manipulation sei durch die Größe der Asbest-Partikel offensichtlich geworden. "Das wirkte wie ein Felsbrocken vor einem Mauseloch. Die Partikel auf den Filtern sind offensichtlich von Hand über das Gerät gestreut worden." Was durch weitere Untersuchungen eines unabhängigen Labors aus Solingen bestätigt wurde. Die LBB erstattete Anzeige gegen Unbekannt. "Das ist kein Streich und auch kein Kavaliersdelikt", betont Projektmanager Rolf Hecking. "Diese Manipulation hat uns 25 000 Euro gekostet. Wir mussten alles umstellen, ein teureres Timing wurde uns aufgezwungen." Die Beseitigung der tatsächlichen Asbest-Belastung - denn eine solche gab es - war schnell abgeschlossen. "Die Schadstoffe waren in technische Anlagen eingebunden. Menschen waren nie gefährdet", so Kanzler Hembach. Mittlerweile lassen elektronische Schlösser nur noch technisches Personal durch. Rolf Hecking: "In jedem öffentlich zugänglichen Gebäude gibt es die Chance, auf diese Art mit geringem Aufwand ein Riesenproblem zu verursachen."

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