Falscher Eindruck mit fatalen Folgen

TRIER. (JS) Das Diakonische Werk in der Ökumenischen Beratungsstelle für Flüchtlinge bot im vergangenen Jahr erstmals das Projekt "Therapeutische Hilfen für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge" an. Da es sehr gut angenommen wurde, stellt der Europäische Flüchtlingsfonds erneut Geld für die Betreuung besonders schutzbedürftiger Flüchtlinge zur Verfügung.

Neben der therapeutischen Unterstützung der Flüchtlinge in der Erstaufnahme-Einrichtung für Asylbegehrende in der Dasbachstraße in Trier, wird dieses Hilfsangebot nunmehr auch für in der Umgebung von Trier lebende Flüchtlinge geöffnet. "Wir haben uns hierbei einen ungefähren Radius von 80 Kilometern vorgestellt", sagt Diplom- Psychologin Sabine Schumacher-Bittner von der Beratungsstelle.Krieg und Folter hinterlassen Spuren

"Leider herrscht nach wie vor ein Defizit in der Versorgung traumatisierter Flüchtlinge in Rheinland-Pfalz, auch wenn sich die Situation dank der Finanzierung durch den Europäischen Flüchtlingsfonds seit dem letzten Jahr regional verbessert hat." Viele Menschen, die in Deutschland um politisches Asyl nachsuchen, waren in ihrem Herkunftsland oft schwersten Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt. Krieg und Folter hinterlassen nicht selten körperliche und seelische Spuren. Die Menschen sind häufig traumatisiert. "Oftmals können sich beispielsweise vergewaltigte Frauen bei ihrer ersten Anhörung in Deutschland nicht dem ihnen fremden Gremium öffnen", berichtet Schumacher-Bittner. "So kann ein falscher Eindruck entstehen, wenn die Gräuel erst später, mit unserer Hilfe, ans Licht kommen. Der frühe Zeitpunkt der Anhörung ist in Deutschland unglücklich gewählt."Fluchtbelastungen oft unterschätzt

Sprachliche und kulturelle Barrieren erschweren oft das Erkennen des Traumas, der Fluchtbelastungen sowie der aktuellen, häufig durch rechtliche Unsicherheiten gekennzeichneten Lebenssituation als mögliche Krankheitsursachen. In diesem Zusammenhang fungieren von der Beratungsstelle speziell geschulte Dolmetscher als Mittler zwischen den nicht des Englischen oder Französischen mächtigen Asylbewerbern und ihren Therapeuten. Abgesehen von unmittelbarer und therapeutischer Hilfe ist es ein weiteres Ziel der Ökumenischen Beratungsstelle für Flüchtlinge, insbesondere im Gesundheitsbereich tätige Berufsgruppen für die Belange von Flüchtlingen zu sensibilisieren. Kontakte zu Ärzten und niedergelassenen Psychotherapeuten sollen verstärkt aufgebaut werden, um die Versorgung traumatisierter Flüchtlinge zu verbessern. Infos bei der Ökumenischen Beratungsstelle für Flüchtlinge (Diakonischen Werk) in der Dasbachstraße 21, 0651/9910600.

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