Fast nur Spät- und Auslesen

COCHEM. Die Gebietsweinwerbung Mosel-Saar-Ruwer Wein e.V. und der Weinbauverband haben gestern in Cochem erste Zahlen zum Weinjahrgang 2005 vorgelegt. Fazit: Die Erntemenge fällt wesentlich geringer aus als im Sommer erwartet. Die Qualität dagegen ist weit höher. Beim Riesling, der wichtigsten Rebsorte der Mosel, werden durchweg Spät- und Auslesen geerntet.

Langsam wird es selbst Weinbaupräsident Adolf Schmitt unheimlich, und er muss sich fast schon Sorgen um seine Glaubwürdigkeit machen: "Ich darf Ihnen nun schon zum x-ten Mal einen ganz besonderen Weinjahrgang verkünden", sagte er gestern auf der Reichsburg Cochem vor zahlreichen Journalisten aus der ganzen Republik.Krankheiten und Schädlinge gut im Griff

Und in der Tat: Der 2005er wird erneut als überdurchschnittlich guter Weinjahrgang in der Weinchronik vermerkt werden können. Nicht wenige Winzer erwarten gar, dass der 2005er sogar noch den Jahrhundertwein 2003 toppen wird. Grund: Weil es in diesem Jahr stets zum richtigen Zeitpunkt regnete, gab es einen fast idealen Reifeverlauf. Die Trauben zeichnen sich daher nicht nur durch enorm hohe Zuckergehalte aus, sie haben auch die nötige Fruchtsäure, die dem späteren Wein Frucht und Spritzigkeit verleihen. Der 2005er wird "moseltypischer" als der 2003er, also mineralischer und aromatischer. Entscheidend für die außergewöhnliche Qualität des 2005er war aber ein Bilderbuchherbst, der die Mostgewichte in den vergangenen Wochen regelrecht explodieren ließ. Zu den nackten Zahlen: Beim Riesling wurde ein Durchschnitts-Mostgewicht von 88 Grad Oechsle ermittelt, beim Müller-Thurgau von 81 und beim Spätburgunder von 91 Grad Oechsle. Die Spitzenwerte liegen aber weit darüber. Schmitt: "Bei selektiver Lese werden viele Betriebe beim Riesling Spitzenqualitäten ernten, es wurden bereits Trockenbeerenauslesen eingebracht." Die zu erwartende Weinmostmenge an der Mosel wird auf rund 880 000 Hektoliter geschätzt, das sind fast 100 000 Hektoliter weniger als 2004. Damals waren 974 000 Hektoliter eingefahren worden. Erfreulich: In diesem Jahr traten größere Schäden weder durch Pilze noch durch tierische Schädlinge auf. Die im Jahr 2004 aufgetretene Schwarzfäule spielte in diesem Jahr nur eine sehr geringe Rolle. Die Rodung von Drieschen im vergangenen Winter hat viele Infektionsherde beseitigt. Inzwischen geht die Rieslinglese dem Ende zu, nur die großen Spitzenweingüter sind noch nicht fertig. Wegen den geringen Mengen, und auch wegen der niedrigen Preise, die der Weinhandel den Winzern für Fassware bietet, ist der Erzeugermarkt ruhig. Derzeit werden 75 bis 80 Cent je Liter Rieslingmost geboten. Zu diesem Preis sind die Winzer aber kaum abgabebereit. Sie erwarten angesichts der hohen Qualitäten bei geringer Erntemenge deutlich bessere Preise. Weinbaupräsident Schmitt rechnet mit steigenden Preisen und mittelfristig sogar damit, dass es einen Mangel an Rieslingweinen geben wird. Der Verband legte auf der Herbstpressekonferenz auch die aktuellen Daten des Moselweinbaus vor. Demnach sind zurzeit 9007 Hektar Rebfläche bestockt, das sind über 3000 Hektar weniger als noch vor 15 Jahren. 58 Prozent der Fläche ist mit Riesling bestockt, der Müller-Thurgau folgt mit 15,1 Prozent, Elbling 6,5 Prozent, Kerner 4,9 Prozent, Spätburgunder 4 Prozent, Dornfelder 3,9. Schmitt sagte, dass sich der Rückgang der Rebfläche abgeschwächt habe und es in Zukunft keine nennenswerten Rodungen mehr geben werde. Schmitt: "Die Steillagen an der Mosel werden wieder attraktiv."

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