Faustrecht an Fastnacht

TRIER. Während die Narren in Kneipen und Sälen Weiberfastnacht feierten, herrschte auf der Straße das Faustrecht. Bereits am Nachmittag floss Blut. Die Polizei ging oft dazwischen, dennoch kam es in der Innenstadt zu Schlägereien und Überfällen. Mehrere Menschen - darunter ein Polizist - wurden verletzt.

Wenn genug Alkohol im Spiel ist, reicht ein falscher Blick aus. Aus einem Streit wird eine Rangelei, und schon fliegen die Fäuste. "Viele Jugendliche und junge Erwachsene waren offenbar nicht am Karneval, sondern an den so genannten Alkopops interessiert, den sie in Rucksäcken und Taschen selbst mitgebracht hatten", sagt Polizei-Sprecher Karl-Peter Jochem. Geballte Gewaltbereitschaft war die Folge. Bereits kurz vor 14 Uhr wurde der Polizei eine Schlägerei in der Brotstraße gemeldet. Die Beamten fanden einen stark blutenden 20-Jährigen vor Ort. Das Opfer lieferte vor dem Abtransport im Rettungswagen eine präzise Personenbeschreibung - der stark alkoholisierte Täter, 19 Jahre alt, wurde am Hauptmarkt festgenommen. Eine Stunde später warfen zwei ebenfalls alkoholisierte Männer, 21 und 23 Jahre alt, einen PC-Monitor in ein Schaufenster in der Walramsneustraße. Augenzeugen hielten die Vandalen fest, doch noch vor dem Eintreffen der Polizei wurden die Monitor-Werfer von mehreren Unbekannten angegriffen. Ein 21-Jähriger wurde im Gesicht verletzt und in ein Krankenhaus eingeliefert. Gegen 15.30 Uhr herrschte auf dem Hauptmarkt der Ausnahmezustand. Zwei Jugendliche waren angegriffen worden, die Polizei hatte einen der Täter schnell ermittelt und festgenommen. Doch zwei Freunde des Angreifers - ein 26-Jähriger und ein 30-Jähriger aus der Verbandsgemeinde Trier-Land - waren mit dieser Festnahme offenbar nicht einverstanden. Sie attackierten die Polizisten, um ihren Kumpel frei zu bekommen. Ein Beamter wurde leicht verletzt. Mehrere Ordnungshüter mussten mit zupacken, um die beiden Männer abzuwehren und festzunehmen. Beide standen unter Alkoholeinfluss.Angriff vor dem Hotel Park Plaza

Gegen 23 Uhr warteten eine 19-Jährige und ihre beiden 16 und 18 Jahre alten Begleiter am Nikolaus-Koch-Platz auf ihren Bus. Zwei Unbekannte kamen auf die Gruppe zu und beleidigten die junge Frau. Als ihre Freunde einschreiten wollten, schlugen die Unbekannten zu. Die Angreifer liefen danach in Richtung Innenstadt davon, das attackierte Trio folgte ihnen. Am Hauptmarkt traf man wieder zusammen, doch mittlerweile hatten die Aggressoren Verstärkung erhalten. Die junge Frau und ihre Begleiter zogen sich wieder zum Nikolaus-Koch-Platz zurück, doch es nutzte nichts. Die Angreifer folgten ihnen und fielen vor dem Hotel Park Plaza über sie her. Nach einer Schlägerei mit Fausthieben und Fußtritten - alle drei Opfer wurden verletzt - nahmen die Täter ein Handy und eine Armbanduhr mit und flüchteten. Einer der Schläger wird als 20 oder 21 Jahre alt, 1,70 Meter groß und kräftig beschrieben. Er hatte dunkelblondes, kurzes Haar und trug eine helle, verwaschene Jeans sowie eine rot-weiße Jacke mit Lucky-Luke-Streifen. Die Kriminalpolizei Trier nimmt Hinweise von Augenzeugen unter 0651/9779-2256 oder -2290 entgegen. Die Polizei wird ihre Präsenz am Rosenmontag verstärken, teilt die Polizeidirektion Trier mit. In den vergangenen Jahren gab es Narren, die den Prinzenwagen stürmen wollten, und es kam zu Auseinandersetzungen zwischen Zugteilnehmern und Zuschauern. "Das hatte nichts mehr mit Fastnacht zu tun", sagt Zugleiter Udo Ringel. Die Ordnungshüter sind darauf vorbereitet, Ausschreitungen dieser Art zu verhindern. Der Wagen des Prinzenpaars wird eskortiert. "Weiberfastnacht war mit Sicherheit nicht alles. Wir sind noch nicht fertig", sagt Monika Peters, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Trier. "Wir können schließlich das Trinken nicht verbieten."

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