Faustrecht im Bus

TRIER. Rangeleien an den Haltestellen, Raufereien im Bus: Das Verhalten einiger Schüler auf dem Heimweg gefährdet die Verkehrssicherheit und stört Mitschüler und andere Fahrgäste.

Ein Schülerleben kann ganz schön hart sein: Sechs Stunden konzentrierte Arbeit auf der harten Schulbank, in der Pause Zoff mit den Klassenkameraden - und dann geht's im vollen Bus nach Hause. Manch einer verliert da die Kontrolle - und lässt den aufgestauten Frust an Mitschülern und anderen Fahrgästen ab. Rund 40 000 Schüler fahren im Verkehrsverbund Region Trier (VRT). "Die Unternehmen strengen sich sehr an, die vielen Fahrgäste zu befördern", berichtet Pressesprecherin Mechthild Schneiders. Die meisten Schüler verhalten sich im Bus korrekt - einige wenige aber stiften Unfrieden. Über ihre Erfahrungen mit fünf Störenfrieden berichtet eine 74-jährige Frau aus einer Gemeinde in der Nähe von Trier. "Ein paar Jungen haben mich auf den Rücken geschlagen", beklagt sie sich. "‚Die Oma hat ne Perrücke‘, haben sie gespottet." Auch beim Warten auf den Bus ist die Frau schon angepöbelt worden: "Da sitzt man an der Haltestelle und hört ‚Die Alte da ist fehl am Platz, die ist behindert, die muss weg'." Grundsätzlich habe sie nichts gegen Kinder, betont die Seniorin. Die Verantwortung für das Verhalten der Sprößlinge sieht sie bei den Eltern: "Die sollten mal in so einem Bus mitfahren!" Der Schülerverkehr gehört für die Busfahrer zu den anstrengendsten Aufgaben des Tages. "Das die Kinder nicht ruhig und artig sitzen bleiben, ist klar", sagt Joachim Huber, Niederlassungsleiter des RMV in Trier. "Oft gehr es drunter und drüber im Bus, kleine Keilereien sind an der Tagesordnung." Fahrer leiden unter dreisten Schülern

Nicht nur andere Passagiere, auch die Fahrer haben unter dreisten Schülern zu leiden: "Es kommt leider öfter vor, dass Kinder Schimpfworte wie ‚Du Wichser' gegenüber dem Fahrer gebrauchen", berichtet Huber. "Das ärgert schon einige." Trotzdem seien die Busfahrer gehalten, mit Fingerspitzengefühl zu reagieren. "Es haben aber auch schon einige Fahrer Schüler auf die Straße gesetzt - was sie eigentlich gar nicht dürfen", räumt Huber ein. Am Mittwoch hatte ein Busfahrer der Linie 208 von der Haltestelle Charlottenstraße bis Pluwig nicht mehr gehalten, weil Schüler ständig den Stop-Knopf gedrückt hatten, ohne aussteigen zu wollen (der TV berichtete). "Ich kann des Verhalten nicht billigen", sagt Huber. Um die Busfahrer für den Umgang mit ihren Kunden fit zu machen, absolvieren sie ein speziellen Kundenfreundlichkeitstraining. Ein Punkt ist der Umgang mit übermütigen Schülern. Eine Trainerin spielt mit den Fahrern mögliche Konfliktsituationen durch. Nicht nur das Verhalten der Schüler im Bus gibt Anlass zur Sorge. "Was uns besonders stört, ist das Einsteigen", erklärt Huber. Bei Drängeleien an den Türen könne es leicht zu Unfällen kommen. Das Gedränge an den Bushaltestellen stört auch Frank Birkhäuer, Leiter der Verkehrsbetriebe der Stadtwerke Trier, am meisten: "Die Schüler treten auf die Fahrbahn oder schubsen andere dort hin. Das ist für unsere Busfahrer - gelinde gesagt - eine Katastrophe. Ein Bus braucht deutlich mehr Raum als ein PKW. Allein die Spiegel stehen 30 Zentimeter vor." Am Verhalten der Schüler in den Bussen hat Birkhäuer nicht so viel auszusetzen. "Wir hatten Zeiten, die waren schlimmer", berichtet er. "Wir leben in Trier im Vergleich zu großen Städten noch in einem eher ruhigen Raum." Ärgerlich sei für die Mitarbeiter der Stadtwerke der Müll, den viele Schüler in den Bussen hinterlassen. "Auch der Lärmpegel ist hoch, das kann beim Fahren stören", sagt der Verkehrsbetriebe-Chef. "Man muss aber akzeptieren, dass die Schüler nicht so ruhig sind wie Erwachsene, sie haben Bewegungsdrang." Laut und unruhig wird es in den Bussen meist nur mittags auf dem Heimweg. "Morgens sind die Schüler noch ruhig, sie müssen ja die Hausaufgaben im Bus machen", erzählt Birkhäuer. "Ich schaue ihnen immer über die Schulter, wenn sie Biologie oder Mathe vom Nachbarn abschreiben."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort