Fehlender Fluchtweg - Mangelnder Brandschutz: NH-Hotel schließt am Montag

Trier · Das NH-Hotel am Verteilerkreis in Trier-Nord schließt am Montag seine Pforten. Dem Gebäude fehlt eine Außentreppe, über die Gäste und Mitarbeiter bei einem Brand flüchten könnten.

 Seit 2001 gibt es das NH-Hotel am Verteilerkreis. Am Montag schließt es seine Türen wegen mangelnden Brandschutzes. TV-Foto: Frank Auffenberg

Seit 2001 gibt es das NH-Hotel am Verteilerkreis. Am Montag schließt es seine Türen wegen mangelnden Brandschutzes. TV-Foto: Frank Auffenberg

Trier. Würde im Inneren des NH-Hotels ein Brand ausbrechen, könnten die Gäste und Mitarbeiter nicht aus den oberen Etagen gerettet werden. Denn das Hotel besitzt nur ein Treppenhaus und keinen zusätzlichen zweiten Fluchtweg wie etwa eine Außentreppe.
Weil die Drehleiter der Feuerwehr nur bis zum vierten Stock reicht, könnte das Hotel bei einem Feuer nur bis dorthin von außen evakuiert werden.
Vor zwei Tagen hat das städtische Bauaufsichtsamt der Hotel-Betreiberin - der internationalen NH-Hotel-Gruppe - die behördliche Anordnung geschickt: Das Hotel darf ab sofort nur noch bis zur vierten Etage betrieben werden. Das 14-stöckige Hotel könnte dann nur noch 46 von 216 Zimmern nutzen. "Ein wirtschaftlicher Betrieb wäre dann nicht mehr möglich, weshalb wir uns entschieden haben, den Betrieb ab Montag komplett einzustellen", erklärt Martina Züngel-Hein, Pressesprecherin der NH-Gruppe.
Die 40 Mitarbeiter des Hotels sind am Freitagnachmittag über die Schließung informiert worden. "Die gesetzlichen Kündigungsfristen halten wir natürlich ein - es steht also ab Montag niemand auf der Straße", sagt Züngel-Hein. Die Hotel-Kette hat den Mitarbeitern angeboten, in andere Häuser der Gruppe zu wechseln, etwa nach Köln oder Frankfurt. "Und einige Mitarbeiter haben dieses Angebot auch bereits angenommen", sagt Züngel-Hein.
Die Verfügung, dass das Hotel ab Montag nur noch die drei unteren Etagen betreiben darf, sei zwar kurzfristig verschickt worden. "Dass der Brandschutz dringend nachgerüstet werden muss, wissen die Hotelbetreiber und der Besitzer des Gebäudes allerdings schon länger", erklärt Triers Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani auf TV-Anfrage.
Die NH-Gruppe hat in den vergangenen beiden Jahren nach eigenen Angaben 200 000 Euro in den Brandschutz des Vier-Sterne-Hauses investiert. Trotz mehrerer Gespräche mit dem Eigentümer des Gebäudes "konnte dieser allerdings bis heute nicht dazu bewegt werden, in die notwendigen Baumaßnahmen, die im Rahmen der Brandschutzänderungen notwendig geworden sind, zu investieren", erklärt NH-Sprecherin Züngel-Hein.
Allerdings scheint der Gebäudebesitzer auch gar kein Interesse mehr an einem weiteren Hotelbetrieb zu haben: Bei der Stadt hatte er bereits vor einiger Zeit den Wunsch geäußert, das Hotel in eine Wohnanlage umwandeln zu dürfen. Bislang ist seitens des Bauamts kein Wohnungsbau auf dem gewerblich genutzten Gelände vorgesehen. Am Donnerstagabend hat der Stadtrat allerdings beschlossen, einen neuen Bebauungsplan für das Areal aufzustellen. Ob dieser Wohnungsbau erlaubt, steht allerdings noch nicht fest: "Meiner Ansicht nach ist das Gelände zu weit außerhalb, um für Wohnungsbau geeignet zu sein - aber wir müssen das noch prüfen", sagt Baudezernentin Kaes-Torchiani.
Die NH-Gruppe wusste nichts von Plänen des Gebäudebesitzers, einer dänischen Immobilien-Gesellschaft, das Hotel zur Wohnanlage umbauen zu wollen. "Wir haben davon erst vor wenigen Tagen erfahren", sagt Pressesprecherin Züngel-Hein. Einen Pachtvertrag hatte die NH-Gruppe noch bis zum Jahresende.Meinung

Schandfleck am Stadteingang
Positiv aufgefallen ist das Gebäude des NH-Hotels eigentlich immer nur in der Adventszeit, wenn die Zimmerbeleuchtungen so geschaltet waren, dass sich das Muster eines Weihnachtsbaums ergeben hat. Der Auszug des Hotels wird die Optik am Stadteingang nicht verbessern, denn es droht ein jahrelanger Leerstand: Eine neue Genehmigung für ein Hotel wird es ohne teure Außentreppe nicht geben. Und ein kurzfristiger Umbau zur Wohnanlage - wie vom Gebäudebesitzer gewünscht - ist auch nicht möglich. Selbst wenn die Stadtverwaltung sich beeilt, wird die Aufstellung des neuen Bebauungsplans mindestens zwei Jahre dauern. Investieren wird der Besitzer so lange nicht in das Gebäude. Und selbst wenn der Bebauungsplan dann Wohnbebauung zulassen sollte, muss der Umbau noch ein langwieriges Planungs- und Genehmigungsverfahren durchlaufen. Stellen wir uns also auf einen neuen Schandfleck am Stadteingang ein. c.wolff@volksfreund.deExtra

Ob das NH-Hotel erst nach einer Verschärfung der Brandschutzanforderungen diese nicht mehr erfüllt, oder ob es schon immer einen zweiten Fluchtweg hätte geben müssen, diesem Mangel aber nie nachgegangen wurde - diese Frage konnten am Freitagnachmittag weder die NH-Pressesprecherin noch das städtische Presseamt beantworten. Für kommende Woche hat die Stadt allerdings Aufklärung versprochen. woc

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