Ganz genau sieht sich Pater Bernward Jensch am Sonntagnachmittag die vielen Wahlzettel in seiner Kabine im Wahllokal in der Sparkasse in der Simeonstraße an. Und tatsächlich: Auf dem kräftig orange-roten Zettel für die Ortsbeiratswahl ist ein Fehler. "Ich dachte: Moment mal. Warum stehen auf der CDU-Liste denn nur 13 Kandidaten?", erzählt der Trierer Seelsorger. Alle anderen Listen enden mit der Ziffer 15. Beim Nachzählen stellt Jensch fest: Zwar gibt es auch 15 CDU-Kandidaten, aber die Ziffern 4 und 5 kommen zweimal in der Auflistung vor. Der 15. CDU-Kandidat für die Wahl zum Ortsbeirat im Wahlbezirk Trier-Mitte/Gartenfeld ist so hinter der Ziffer 13 aufgeführt. Pater Jensch wundert sich und macht nach seiner Wahl den Wahlleiter auf den Druckfehler aufmerksam. "Der sagte nur ganz ruhig: ,Das hab ich ja noch gar nicht gesehen'", wundert sich Jensch über die Gelassenheit, mit der der Wahlleiter seinen Hinweis kommentiert. Im Ortsbeirat Trier-Mitte/Gartenfeld gibt es 15 Sitze und daher sind auch 15 Stimmen zu vergeben. "Als ich wieder zu Hause war, hab ich gedacht: Wer die CDU-Kandidaten ankreuzt und neben seinem letzten Kreuz die Ziffer 13 sieht, könnte denken, er habe noch zwei Stimmen." Wer sich jedoch tatsächlich von dem Druckfehler in der CDU-Liste hat täuschen lassen, hat ungültig gewählt. Die Sache lässt Jensch keine Ruhe. Er macht sich gegen halb sechs noch einmal auf in sein Wahllokal, um dem Wahlleiter seine Befürchtungen um ungültige Wahlzettel zu erklären. "Der war wieder ganz gelassen und sagte, ungültige Zettel könne es durch den Druckfehler nicht geben, weil die überflüssigen Stimmen einfach gestrichen würden." Im Rathaus weiß man bis zum TV -Anruf am Montagnachmittag allerdings noch nichts von dem Fehler auf den Wahlzetteln. "Wir müssen in der Wahlausschuss-Sitzung am Donnerstag prüfen, wie viele Stimmen auf Grund des Druckfehlers ungültig sind", sagt Thomas Görgen, Wahlleiter der Stadt Trier, nachdem das Rathaus sich von der Fehlerhaftigkeit der Wahlzettel überzeugt hat. Sollte der Wahlausschuss feststellen, dass der Fehldruck tatsächlich eine Beeinflussung der Wahl zur Folge gehabt hat, wird der Landeswahlleiter eingeschaltet. Der entscheidet dann, ob die Ortsbeiratswahl in Trier-Mitte/Gartenfeld vielleicht wiederholt werden muss.