Fenster der Stadtgeschichte geöffnet

TRIER. Nachdem man 1996 auf dem Gelände der ehemaligen Löwenbrauerei auf eine wichtige Stelle der römischen Stadttopographie gestoßen war, präsentierten die Verantwortlichen des Rheinischen Landesmuseums Trier, des Landesamts für Denkmalpflege Mainz und der zuständige Architekt nun die restaurierten Funde der Ruwerwasserleitung und der Stadtmauer.

Bei den ersten Grabungen vor neun Jahren hatte man östlich der ehemaligen Stadtmauer ein doppeltes Grabensystem und eine Straße freigelegt. Anfangs lag dort ein großes Rückhaltebecken, das die Quellaustritte vom Petrisberg aufnahm. In der Nähe des Amphitheaters hatte man einen Bestattungsplatz gefunden. Die Restaurierung der Funde hatte im Jahr 2003 nach der Planung des Karlsruher Architekten Jan Martin Klessing begonnen. Jetzt begrüßte Karin Goethert, die kommissarische Leiterin des Rheinischen Landesmuseums, die zahlreichen beteiligten Verantwortlichen und Interessierte zur "Präsentation eines einzigartigen präparierten Grabungsfundes", mit der ein "einmaliges Fenster der Stadtgeschichte" geöffnet werden würde. Landeskonservator Wolfgang Brönner sprach von einem "Kompensationsprojekt, das Schule machen sollte" und lobte das Ergebnis als "wunderbares Beispiel von Zusammenarbeit vieler Kräfte". Er ließ kurz die "dramatische Vorgeschichte" Revue passieren, die ganze zehn Jahre zurückreiche, schnitt dabei die Diskussion um die Stadtvillen an und erwähnte schließlich die UnescoWelt-Erbeliste, die den römischen Ausgrabungen zusätzliche Aufmerksamkeit verschafft hätte. Neben fachlichen Problemen, wie der ausgeprägten Hanglage, dem Übermaß an Erdreich und der permanenten Feuchtigkeit, sei es außerdem schwierig gewesen, einen Eigentümer zu finden, der die Idee unterstützte, die Funde der römischen Ruwerwasserleitung mit Teilen der Stadtmauer im Keller des Hauses sichtbar und zugänglich zu machen. Schlechte Vorbedingungen für eine Konservierung. Auch der zuständige Grabungstechniker Marcus Thiel vom Rheinischen Landesmuseum schilderte die Arbeit an den Überresten der Ruwerwasserleitung als schwierig, da kein "homogener Befund" vorläge, sondern vielmehr sichtbar geworden wäre, dass die Leitung bereits mehrere Male repariert und erweitert worden ist. Ursache für die mehrmaligen Nachbesserungen ist dabei nach Aussage der Experten das leicht aggressive Ruwerwasser, das die drucklose Gefällleitung regelrecht ausgefressen habe. Putz mehrfach erneuert

Aus diesem Grund seien die Putzauskleidungen nach dem Kalkfraß ein paar Mal erneuert worden. Für den Text und die Gestaltung der jetzt im Gebäude informierenden Schautafel dankte Goethert namentlich Günther Stanzl vom Landesamt für Denkmalpflege in Mainz und Grabungsingenieur Julius Brenner vom Rheinischen Landesmuseum Trier. Sie rief gleichzeitig dazu auf, auch die ausgegrabenen und konservierten Überreste in der angrenzenden Tiefgarage nicht zu vergessen und der interessierten Bevölkerung zugänglich zu machen.

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