Feuer macht Trierer obdachlos - Flammen zerstören zwei Häuser in der Lindenstraße - Verkehr bricht zusammen

Trier · Für erhebliche Verkehrsbehinderungen haben am Freitag die Folgen eines Brandes in der Lindenstraße gesorgt. Im Dachstuhl eines Hauses war am Donnerstagabend ein Brand ausgebrochen. Eine Bewohnerin konnte in letzter Minute gerettet werden. Die Häuser sind vorerst unbewohnbar.


Die Trierer Lindenstraße am Donnerstag gegen 21 Uhr: Aus einer Dachgeschosswohnung des Hauses Nummer 29 schlagen hohe Flammen, die Berufsfeuerwehr kämpft gegen den immer schneller um sich greifenden Brand. Kurz zuvor haben drei zufällige Helfer eine 89-Jährige aus den verqualmten Räumen gerettet. Mit einer Rauchvergiftung wird die Frau ins Krankenhaus gebracht. Alle anderen Bewohner - auch die des Nachbarhauses - können sich selbst ins Freie retten oder werden von den Einsatzkräften hinausgeführt.
Die Löscharbeiten sind schwierig. Bald schlagen die hohen Flammen auch aus dem Dachstuhl des Nachbarhauses mit der Nummer 30. Gegen 22 Uhr sind die Feuerwehren aus Kürenz, Olewig, Biewer und Konz mit rund 70 Kräften vor Ort. Viele besorgte Anwohner verfolgen den Großeinsatz. Es sind keine Sensationsgaffer - sie wirken sichtbar erschreckt und besorgt.

Giebel einsturzgefährdet

Gegen 23 Uhr ist die Lage unter Kontrolle. Einsatztrupps haben sich unter schwerem Atemschutz auf die Dächer vorgearbeitet und löschen auch vom Inneren aus. Mit Axt und Motorsäge geht es nun an die Demontage der noch immer brennenden Teile. Zwei vor dem Haus geparkte PKW werden Opfer der herabfallenden Trümmer.
Der Einsatz der Feuerwehr dauert bis zum Freitagmorgen. Dann übernehmen die Brandexperten der Kriminalpolizei. Ein Statiker überprüft das Ausmaß des Schadens. Ergebnis: Der Giebel von Haus Nummer 29 ist einsturzgefährdet. Beide Mehrfamilienhäuser sind zumindest vorerst nicht bewohnbar. Ob und wann die Menschen wieder in ihre Wohnungen zurückkehren können, ist unklar.

Wie es weitergeht, wissen auch Damian Wiatrowicz und seine Frau nicht. Am Freitagvormittag beobachteten sie vor den abgesperrten Häusern die Sicherungs- und Aufräumarbeiten. Fassungslos. Wiatrowicz wohnt in der Lindenstraße Nummer 30 (auf den Bildern rechts), das ist das Haus neben der 29, in der der Brand ausgebrochen ist. Seine Mietwohnung liegt in der Etage unter dem Dachgeschoss. "

Gegen 20 vor 9 haben wir am Donnerstagabend einen lauten Knall gehört. Wir haben aus dem Fenster geguckt und im Nebenhaus die Flammen gesehen. Der Knall, das waren die rausgeplatzten Fenster." Dann sei er mit seiner Frau rausgelaufen. Sie hätten die Feuerwehr angerufen, und Nachbarn im Haus rausgeklingelt, die noch nichts mitbekommen hatten.

Dann standen alle auf der Straße und verfolgten die Rettungsarbeiten mit. Seine Frau verbrachte die Nacht bei der Schwester, er selbst harrte bis 4 Uhr vor Ort aus. Er war kurz drin im Haus. "Alles steht unter Wasser oder ist verbrannt. Es riecht fürchterlich nach Rauch." Auch sein Auto, das direkt vor dem Haus stand, ist durch Trümmer vom Dach und die Löscharbeiten zerstört, "Totalschaden", vermutet er. Beide Häuser seien unbewohnbar, glaubt Wiatrowicz. "Für uns ist das eine Katastrophe, wir stehen wieder am Anfang der Existenz. Ich weiß nicht weiter."

Hart getroffen hat es auch Kai Schabbach (26), Student des Bauingenieurwesens. Er wohnte im total ausgebrannten Dachgeschoss des Hauses Lindenstraße 30, bereitete sich gerade aufs Examen vor. "Die Klamotten, die ich anhabe, ein Handy und zehn Euro ist alles, was ich noch besitze. Meine gesamten Studienunterlagen und meine gesamte Elektronik sind hin. Mein Studium wird wohl länger als geplant dauern."
Tilly Plicht ist die Eigentümerin des Hauses. Sie ist heilfroh, dass alle ihre Mieter dem Brand entkommen konnten. Franz-Leo Oster-Fehres gehört das Nachbarhaus. "Wir haben zehn Bewohner verschiedenen Alters in acht Wohnungen - aber dort wohnen kann vorerst keiner mehr", sagt Oster-Feres. Drei Bewohner sind nach Angaben der Stadt in einer Pension untergekommen. "Die übrigen haben erst mal Unterschlupf bei Familie und Freunden gefunden", sagt Rathaussprecher Hans-Günther Lanfer.

Der einsturzgefährdete Giebel des Brandhauses ist am Freitagnachmittag eingerüstet und abgestützt worden. Was die Ursache des Feuers gewesen ist, konnte die Kriminalpolizei am Freitag nicht sagen. "Die Ermittlungen laufen noch", erklärte eine Polizeisprecherin. Der Sachschaden beläuft sich auf etliche 100.000 Euro.Extra: Verkehr

 Nach dem Brand ist die Fassade dieses Haus in Trier einsturzgefährdet. Experten überprüfen die Schäden.

Nach dem Brand ist die Fassade dieses Haus in Trier einsturzgefährdet. Experten überprüfen die Schäden.

Foto: Michael Schmitz

Bis zum späten Freitagabend blieb die Lindenstraße voll gesperrt. Auch die Zufahrt von der Paulinstraße in die Lindenstraße war am Freitag zu. Das legte den Berufsverkehr lahm: Am Morgen ging auf dem gesamten Alleenring und am Moselufer so gut wie nichts mehr. Die Autos stauten sich insbesondere in der Nordallee weit zurück. Über Mittag entspannte sich die Situation kurz, bevor am frühen Freitagnachmittag der Verkehr zusammenbrach: Auf der Uferstraße staute sich der Verkehr Richtung Trier-Nord bis zurück an die Konrad-Adenauer-Brücke.

Auch auf der Kaiser-Wilhelm-Brücke stand der Verkehr in beide Richtungen. Als gegen 13 Uhr eine geplante Baustelle zur Fahrbahnsanierung in der Bonner Straße inklusive Ampel und halbseitiger Sperrung eingerichtet wurde, verschlimmerte sich die Lage: Auf Bonner, Aachener und Bitburger Straße kam der Verkehr zum Erliegen.
Zeitweise regelte die Polizei den Verkehr auf der Kreuzung Paulinstraße/Nordallee per Handzeichen. Mittlerweile ist eine Spur auf der Lindenstraße wieder frei, die Umleitung wurde aufgehoben.woc

(Aktualisierung Sa, 8.39 Uhr)

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