Fidele Frauen auf dem Parkett

TRIER-WEST/PALLIEN. "Vor und ran und seit und ran." Zackig sind die Ansagen von Lydia Knobloch zur Musik, die aus dem Kassettenrekorder kommt. Die 75-Jährige gibt den Ton an, wenn die zehn Damen ihres 1988 gegründeten Tanzkreises in Pallien die Hüften kreisen lassen.

"Tanzen ist gut für die Gelenke. Und für das Gedächtnistraining. Denn man muss sich dabei viele Schrittfolgen merken", sagt Tanzlehrerin Lydia Knobloch, die seit 1990 zertifizierte Gruppenleiterin ist. Zwei Stunden dauert die wöchentliche Übungseinheit, die die zehn Frauen des Tanzkreises schon seit Jahren absolvieren. Zwischen 67 und 81 Lenze zählen die Tänzerinnen. "Es hat mich früher abgeschreckt, wenn ich das Wort Seniorentanz gehört habe", erinnert sich Renate Just (68). Doch seit sie vor fünf Jahren Mitglied der fidelen Tanztruppe geworden ist, weiß sie um die Qualität einer solchen Gemeinschaft. Das bestätigt auch Renate Spaniol (74), die fast von Beginn an mit Lydia Knobloch tanzt. "Ich vermisse es richtig, wenn die Probe einmal ausfällt." Denn neben der körperlichen Bewegung, die die Damen fit und frisch erhält, haben sich durch die regelmäßigen Treffen auch neue Freundschaften entwickelt. "Man hat Halt aneinander. Wir verstehen uns gut", sagt Renate Spaniol. "Wir haben viel Spaß miteinander, treffen uns auch mal an anderen Nachmittagen oder am Wochenende, trinken Kaffee, gehen spazieren oder spielen Karten", fügt Tanzpartnerin Renate Just hinzu. "Es ist schön, dass man etwas hat, wo man hingehen kann, wenn man alleine ist." Die Frauen sind seit Jahren eine eingeschworene Gemeinschaft. Doch Lydia Knobloch und ihre Tänzerinnen wünschen sich Verstärkung. Vor allem in Pallien sei die Begeisterung für den wöchentlichen Tanztreff stark zurückgegangen. Nur die Gruppenleiterin und Karin Zils (67) kommen aus dem Trierer Westen. Die anderen Damen leben in anderen Stadtteilen, sogar aus Konz fahren zwei Teilnehmerinnen jeden Donnerstag nach Pallien. "Ich habe selbst viele Frauen in Pallien angesprochen, aber die erste Frage, die sie stellen, lautet, ob auch Männer bei uns mitmachen", erzählt die 75-Jährige. Das müsse sie jedes Mal verneinen, denn die meisten Mitglieder sind verwitwet. Wer das hört, bei dem schwinde schnell das Interesse. "Aber ein Mann unter so vielen Frauen würde doch nur stören, denn dann würden die Streitigkeiten beginnen", weiß Knobloch. Außerdem sei es doch eine schöne Sache, wenn Frauen auch einmal unter sich sein könnten. Dennoch hat die Teilnehmerzahl seit 1988 um die Hälfte abgenommen. "Wir bräuchten aber mindestens zwölf Damen, die ideale Zahl wären 16 Tänzerinnen", erklärt Lydia Knobloch. Denn dann könnte die Gruppe neben den Block-, Kreis- und Gassentänzen auch wieder Paartänze und Squaredance auf das Parkett legen. "Die Frauen sollen einfach mal kommen, einfach mal zuschauen und dann mitmachen", wirbt Karin Zils. Denn "die Schritte vom Kopf in die Füße umzusetzen, ist immer wieder neu, und die Gemeinschaft ist schön", sagt Rosemarie Münch (66). Die Gymnastik für den Körper sind für die zehn Damen auch Streicheleinheiten für Geist und Seele. "Es ist die Freude unseres Alters", bringt es Renate Spaniol auf den Punkt. Wer Interesse an der Tanzgruppe hat, wendet sich an Lydia Knobloch unter der Telefonnummer 0651/88911 oder geht zur Probe, donnerstags, 15 bis 17 Uhr im Pfarrsaal Maria Königin.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort